dass dieselben nur 11/2 bis 21/2, selten bis 3 Zoll lang sind und fast immer, ja mit seltener Ausnahme die Ge- stalt von Sägen haben; nur ein einziges mal ist mir hier eine solche Säge von 5 Zoll Länge vorgekommen.
Man findet im Homer nie eine Gelegenheit, bei welcher solche kleine Sägenmesser hätten vorkommen können, deren Gebrauch mir übrigens bisjetzt nicht recht klar ist. Die homerischen Helden tragen ihre kupfernen Messer neben dem Schwert, und gebrauchen sie gewöhnlich zum Schlachten der Opferthiere, wozu 11/2 bis 3 Zoll lange Silexsägen natürlich nicht passen, wohl aber jene langen Schlachtmesser, deren Grösse uns genau durch die Formsteine, in denen sie gegossen wurden, angegeben ist. Ilias, XVIII, 597 sieht man auch den Hephaestos, auf dem Schilde des Achilles, Jünglinge mit goldenen Messern schmieden.
Herr Calvert findet darin, dass Homer weder stei- nerne Hämmer, noch die winzigen Silexsägen er- wähnt, einen Beweisgrund gegen die Identität von Hissarlik mit der Baustelle Trojas. Ich aber, und mit mir bestimmt alle Gelehrten und Bewunderer Homer's, würde es wunderbar finden, wenn die homerischen Hel- den mit 11/2 bis 3 Zoll langen Silexsägen bewaffnet er- schienen; denn ein Held kann, vorzüglich in epischen Gesängen, nur etwas Heldenmässiges tragen und thun. Braucht der homerische Held eine steinerne Waffe, so sucht er nicht erst in der Tasche nach einer 11/2 bis 3 Zoll langen Silexsäge, sondern er nimmt den ersten besten riesigen Stein auf, den die beiden stärksten Männer des Volks nicht leicht von der Erde mit Hebeln auf den Wagen gewälzt hätten, er, der Held, aber trägt
widerlegung der ansichten calvert’s.
dass dieselben nur 1½ bis 2½, selten bis 3 Zoll lang sind und fast immer, ja mit seltener Ausnahme die Ge- stalt von Sägen haben; nur ein einziges mal ist mir hier eine solche Säge von 5 Zoll Länge vorgekommen.
Man findet im Homer nie eine Gelegenheit, bei welcher solche kleine Sägenmesser hätten vorkommen können, deren Gebrauch mir übrigens bisjetzt nicht recht klar ist. Die homerischen Helden tragen ihre kupfernen Messer neben dem Schwert, und gebrauchen sie gewöhnlich zum Schlachten der Opferthiere, wozu 1½ bis 3 Zoll lange Silexsägen natürlich nicht passen, wohl aber jene langen Schlachtmesser, deren Grösse uns genau durch die Formsteine, in denen sie gegossen wurden, angegeben ist. Ilias, XVIII, 597 sieht man auch den Hephaestos, auf dem Schilde des Achilles, Jünglinge mit goldenen Messern schmieden.
Herr Calvert findet darin, dass Homer weder stei- nerne Hämmer, noch die winzigen Silexsägen er- wähnt, einen Beweisgrund gegen die Identität von Hissarlik mit der Baustelle Trojas. Ich aber, und mit mir bestimmt alle Gelehrten und Bewunderer Homer’s, würde es wunderbar finden, wenn die homerischen Hel- den mit 1½ bis 3 Zoll langen Silexsägen bewaffnet er- schienen; denn ein Held kann, vorzüglich in epischen Gesängen, nur etwas Heldenmässiges tragen und thun. Braucht der homerische Held eine steinerne Waffe, so sucht er nicht erst in der Tasche nach einer 1½ bis 3 Zoll langen Silexsäge, sondern er nimmt den ersten besten riesigen Stein auf, den die beiden stärksten Männer des Volks nicht leicht von der Erde mit Hebeln auf den Wagen gewälzt hätten, er, der Held, aber trägt
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0302"n="236"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#k">widerlegung der ansichten calvert’s.</hi></fw><lb/>
dass dieselben nur 1½ bis 2½, selten bis 3 Zoll lang<lb/>
sind und fast immer, ja mit seltener Ausnahme die Ge-<lb/>
stalt von Sägen haben; nur ein einziges mal ist mir hier<lb/>
eine solche Säge von 5 Zoll Länge vorgekommen.</p><lb/><p>Man findet im Homer <hirendition="#g">nie</hi> eine Gelegenheit, bei<lb/>
welcher solche kleine Sägenmesser hätten vorkommen<lb/>
können, deren Gebrauch mir übrigens bisjetzt nicht<lb/>
recht klar ist. Die homerischen Helden tragen ihre<lb/>
kupfernen Messer neben dem Schwert, und gebrauchen<lb/>
sie gewöhnlich zum Schlachten der Opferthiere, wozu<lb/>
1½ bis 3 Zoll lange Silexsägen natürlich nicht passen,<lb/>
wohl aber jene langen Schlachtmesser, deren Grösse<lb/>
uns genau durch die Formsteine, in denen sie gegossen<lb/>
wurden, angegeben ist. Ilias, XVIII, 597 sieht man<lb/>
auch den Hephaestos, auf dem Schilde des Achilles,<lb/>
Jünglinge mit goldenen Messern schmieden.</p><lb/><p>Herr Calvert findet darin, dass Homer weder stei-<lb/>
nerne Hämmer, noch die winzigen Silexsägen er-<lb/>
wähnt, einen Beweisgrund gegen die Identität von<lb/>
Hissarlik mit der Baustelle Trojas. Ich aber, und mit<lb/>
mir bestimmt alle Gelehrten und Bewunderer Homer’s,<lb/>
würde es wunderbar finden, wenn die homerischen Hel-<lb/>
den mit 1½ bis 3 Zoll langen Silexsägen bewaffnet er-<lb/>
schienen; denn ein Held kann, vorzüglich in epischen<lb/>
Gesängen, nur etwas Heldenmässiges tragen und thun.<lb/>
Braucht der homerische Held eine steinerne Waffe, so<lb/>
sucht er nicht erst in der Tasche nach einer 1½ bis<lb/>
3 Zoll langen Silexsäge, sondern er nimmt den ersten<lb/>
besten riesigen Stein auf, den die beiden stärksten<lb/>
Männer des Volks nicht leicht von der Erde mit Hebeln<lb/>
auf den Wagen gewälzt hätten, er, der Held, aber trägt<lb/></p></div></body></text></TEI>
[236/0302]
widerlegung der ansichten calvert’s.
dass dieselben nur 1½ bis 2½, selten bis 3 Zoll lang
sind und fast immer, ja mit seltener Ausnahme die Ge-
stalt von Sägen haben; nur ein einziges mal ist mir hier
eine solche Säge von 5 Zoll Länge vorgekommen.
Man findet im Homer nie eine Gelegenheit, bei
welcher solche kleine Sägenmesser hätten vorkommen
können, deren Gebrauch mir übrigens bisjetzt nicht
recht klar ist. Die homerischen Helden tragen ihre
kupfernen Messer neben dem Schwert, und gebrauchen
sie gewöhnlich zum Schlachten der Opferthiere, wozu
1½ bis 3 Zoll lange Silexsägen natürlich nicht passen,
wohl aber jene langen Schlachtmesser, deren Grösse
uns genau durch die Formsteine, in denen sie gegossen
wurden, angegeben ist. Ilias, XVIII, 597 sieht man
auch den Hephaestos, auf dem Schilde des Achilles,
Jünglinge mit goldenen Messern schmieden.
Herr Calvert findet darin, dass Homer weder stei-
nerne Hämmer, noch die winzigen Silexsägen er-
wähnt, einen Beweisgrund gegen die Identität von
Hissarlik mit der Baustelle Trojas. Ich aber, und mit
mir bestimmt alle Gelehrten und Bewunderer Homer’s,
würde es wunderbar finden, wenn die homerischen Hel-
den mit 1½ bis 3 Zoll langen Silexsägen bewaffnet er-
schienen; denn ein Held kann, vorzüglich in epischen
Gesängen, nur etwas Heldenmässiges tragen und thun.
Braucht der homerische Held eine steinerne Waffe, so
sucht er nicht erst in der Tasche nach einer 1½ bis
3 Zoll langen Silexsäge, sondern er nimmt den ersten
besten riesigen Stein auf, den die beiden stärksten
Männer des Volks nicht leicht von der Erde mit Hebeln
auf den Wagen gewälzt hätten, er, der Held, aber trägt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/302>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.