Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.widerlegung der ansichten calvert's. ihn mit einer Hand und mit derselben Leichtigkeit, mitwelcher der Hirt ein Widdervlies trägt, und wirft den Felsblock mit unendlicher Gewalt gegen das Thor der Feinde, zersplittert die Bohlen, zerschmettert die beiden Thorangeln und die Riegel, krachend springt das Thor auf und mit gewaltiger Wucht fällt der Stein ins feindliche Lager (Ilias, XII, 445--462). Ein ander- mal braucht ein anderer Held eine Steinwaffe, sucht ebenfalls nicht nach einer kleinen Silexsäge, son- dern er nimmt einen ungeheuern Block auf, welchen zwei Männer des Volks nicht würden haben tragen können, und schleudert ihn gegen seinen Gegner (Ilias, V, 302--310). Herrn Calvert's Ausgrabungen in der Pergamos beschränkten sich auf zwei kleine Gräben, die auch jetzt noch vorhanden sind, und er bemerkt irr- thümlich, dass ich seine Ausgrabungen fortgesetzt habe. Wie meine Pläne der Pergamos beweisen, geschahen meine Ausgrabungen 1870, 1871 und bis Mitte Juni 1872 ausschliesslich auf der türkischen Hälfte der Per- gamos, und dann erst fing ich an, auf Herrn Calvert's Felde die Baustelle des Apollotempels auszugraben, weil mir eine 34 Meter lange und 23 Meter breite Ver- tiefung des Bodens dieselbe verrieth; keineswegs gaben oder geben die zwei kleinen Gräben des genannten Freundes eine Ahnung vom Dasein eines solchen. Nie habe ich, wie Herr Calvert berichtet, den Urfels widerlegung der ansichten calvert’s. ihn mit einer Hand und mit derselben Leichtigkeit, mitwelcher der Hirt ein Widdervlies trägt, und wirft den Felsblock mit unendlicher Gewalt gegen das Thor der Feinde, zersplittert die Bohlen, zerschmettert die beiden Thorangeln und die Riegel, krachend springt das Thor auf und mit gewaltiger Wucht fällt der Stein ins feindliche Lager (Ilias, XII, 445—462). Ein ander- mal braucht ein anderer Held eine Steinwaffe, sucht ebenfalls nicht nach einer kleinen Silexsäge, son- dern er nimmt einen ungeheuern Block auf, welchen zwei Männer des Volks nicht würden haben tragen können, und schleudert ihn gegen seinen Gegner (Ilias, V, 302—310). Herrn Calvert’s Ausgrabungen in der Pergamos beschränkten sich auf zwei kleine Gräben, die auch jetzt noch vorhanden sind, und er bemerkt irr- thümlich, dass ich seine Ausgrabungen fortgesetzt habe. Wie meine Pläne der Pergamos beweisen, geschahen meine Ausgrabungen 1870, 1871 und bis Mitte Juni 1872 ausschliesslich auf der türkischen Hälfte der Per- gamos, und dann erst fing ich an, auf Herrn Calvert’s Felde die Baustelle des Apollotempels auszugraben, weil mir eine 34 Meter lange und 23 Meter breite Ver- tiefung des Bodens dieselbe verrieth; keineswegs gaben oder geben die zwei kleinen Gräben des genannten Freundes eine Ahnung vom Dasein eines solchen. Nie habe ich, wie Herr Calvert berichtet, den Urfels <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0303" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">widerlegung der ansichten calvert’s.</hi></fw><lb/> ihn mit einer Hand und mit derselben Leichtigkeit, mit<lb/> welcher der Hirt ein Widdervlies trägt, und wirft<lb/> den Felsblock mit unendlicher Gewalt gegen das Thor<lb/> der Feinde, zersplittert die Bohlen, zerschmettert die<lb/> beiden Thorangeln und die Riegel, krachend springt<lb/> das Thor auf und mit gewaltiger Wucht fällt der Stein<lb/> ins feindliche Lager (Ilias, XII, 445—462). Ein ander-<lb/> mal braucht ein anderer Held eine Steinwaffe, sucht<lb/> ebenfalls nicht nach einer kleinen Silexsäge, son-<lb/> dern er nimmt einen ungeheuern Block auf, welchen<lb/> zwei Männer des Volks nicht würden haben tragen<lb/> können, und schleudert ihn gegen seinen Gegner (Ilias,<lb/> V, 302—310). Herrn Calvert’s Ausgrabungen in der<lb/> Pergamos beschränkten sich auf zwei kleine Gräben,<lb/> die auch jetzt noch vorhanden sind, und er bemerkt irr-<lb/> thümlich, dass ich seine Ausgrabungen fortgesetzt habe.<lb/> Wie meine Pläne der Pergamos beweisen, geschahen<lb/> meine Ausgrabungen 1870, 1871 und bis Mitte Juni<lb/> 1872 ausschliesslich <choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice> der türkischen Hälfte der Per-<lb/> gamos, und dann erst fing ich an, auf Herrn Calvert’s<lb/> Felde die Baustelle des Apollotempels auszugraben,<lb/> weil mir eine 34 Meter lange und 23 Meter breite Ver-<lb/> tiefung des Bodens dieselbe verrieth; keineswegs gaben<lb/> oder geben die zwei kleinen Gräben des genannten<lb/> Freundes eine Ahnung vom Dasein eines solchen.</p><lb/> <p>Nie habe ich, wie Herr Calvert berichtet, den Urfels<lb/> in 67 Fuss Tiefe gefunden; ich fand denselben auf<lb/> meiner grossen Plateforme 16 Meter oder 52¾ Fuss tief,<lb/> sowie in meinem grossen Durchstich, im römischen<lb/> Brunnen und auf der Südseite des Thurmes, in 14 Meter<lb/> oder 46⅕ Fuss Tiefe. Auf Herrn Calvert’s Felde aber habe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [237/0303]
widerlegung der ansichten calvert’s.
ihn mit einer Hand und mit derselben Leichtigkeit, mit
welcher der Hirt ein Widdervlies trägt, und wirft
den Felsblock mit unendlicher Gewalt gegen das Thor
der Feinde, zersplittert die Bohlen, zerschmettert die
beiden Thorangeln und die Riegel, krachend springt
das Thor auf und mit gewaltiger Wucht fällt der Stein
ins feindliche Lager (Ilias, XII, 445—462). Ein ander-
mal braucht ein anderer Held eine Steinwaffe, sucht
ebenfalls nicht nach einer kleinen Silexsäge, son-
dern er nimmt einen ungeheuern Block auf, welchen
zwei Männer des Volks nicht würden haben tragen
können, und schleudert ihn gegen seinen Gegner (Ilias,
V, 302—310). Herrn Calvert’s Ausgrabungen in der
Pergamos beschränkten sich auf zwei kleine Gräben,
die auch jetzt noch vorhanden sind, und er bemerkt irr-
thümlich, dass ich seine Ausgrabungen fortgesetzt habe.
Wie meine Pläne der Pergamos beweisen, geschahen
meine Ausgrabungen 1870, 1871 und bis Mitte Juni
1872 ausschliesslich auf der türkischen Hälfte der Per-
gamos, und dann erst fing ich an, auf Herrn Calvert’s
Felde die Baustelle des Apollotempels auszugraben,
weil mir eine 34 Meter lange und 23 Meter breite Ver-
tiefung des Bodens dieselbe verrieth; keineswegs gaben
oder geben die zwei kleinen Gräben des genannten
Freundes eine Ahnung vom Dasein eines solchen.
Nie habe ich, wie Herr Calvert berichtet, den Urfels
in 67 Fuss Tiefe gefunden; ich fand denselben auf
meiner grossen Plateforme 16 Meter oder 52¾ Fuss tief,
sowie in meinem grossen Durchstich, im römischen
Brunnen und auf der Südseite des Thurmes, in 14 Meter
oder 46⅕ Fuss Tiefe. Auf Herrn Calvert’s Felde aber habe
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