Die Baustelle Iliums ist auf einem durchschnittlich 24 Meter oder 80 Fuss über der Ebene erhabenen Plateau, welches nach Norden sehr steil abfällt. Seine Nordwestecke wird durch einen noch um 8 Meter höheren Hügel gebildet, welcher nach den beifolgen- den Plänen 215 Meter breit und 300 Meter lang ist, und sich durch seine imposante Lage und natürliche Befestigungen ganz besonders zur Akropolis der Stadt zu eignen scheint; auch habe ich seit meinem ersten Besuch nie daran gezweifelt, in den Tiefen dieses Berges die Pergamos des Priamos zu finden. In einer Ausgrabung, die ich an der Nordwestecke desselben im April 1870 machte, fand ich, unter anderm, in 5 Meter Tiefe Mauern von 2 Meter Dicke, die, wie sich jetzt herausgestellt hat, zu einem Bollwerk aus der Zeit des Lysimachus gehören. Ich konnte jene Aus- grabungen leider damals nicht fortsetzen, weil die Eigen- thümer des bezüglichen Feldes, zwei Türken in Kum- Kale, welche auf demselben ihre Schafhürden hatten, mir die Erlaubniss, weiter zu graben, nur unter der Be- dingung geben wollten, dass ich ihnen sogleich eine Entschädigung von 12000 Piastern zahle und mich ausser- dem gerichtlich verpflichte, nach Beendigung meiner Ausgrabungen alles sorgfältig wieder zu verschütten. Da mir dies natürlich nicht passend erschien und die beiden Besitzer mir das Feld zu keinem Preise verkaufen wollten, so wandte ich mich an Se. Exc. Safvet-Pascha, den Minister für Volksaufklärung, der es auf meine Bitten im Interesse der Wissenschaft durchsetzte, dass vom Ministerium des Innern dem Statthalter der Hohen Pforte im Archipelagus und in den Dardanellen, Achmed-
die baustelte iliums.
Die Baustelle Iliums ist auf einem durchschnittlich 24 Meter oder 80 Fuss über der Ebene erhabenen Plateau, welches nach Norden sehr steil abfällt. Seine Nordwestecke wird durch einen noch um 8 Meter höheren Hügel gebildet, welcher nach den beifolgen- den Plänen 215 Meter breit und 300 Meter lang ist, und sich durch seine imposante Lage und natürliche Befestigungen ganz besonders zur Akropolis der Stadt zu eignen scheint; auch habe ich seit meinem ersten Besuch nie daran gezweifelt, in den Tiefen dieses Berges die Pergamos des Priamos zu finden. In einer Ausgrabung, die ich an der Nordwestecke desselben im April 1870 machte, fand ich, unter anderm, in 5 Meter Tiefe Mauern von 2 Meter Dicke, die, wie sich jetzt herausgestellt hat, zu einem Bollwerk aus der Zeit des Lysimachus gehören. Ich konnte jene Aus- grabungen leider damals nicht fortsetzen, weil die Eigen- thümer des bezüglichen Feldes, zwei Türken in Kum- Kalé, welche auf demselben ihre Schafhürden hatten, mir die Erlaubniss, weiter zu graben, nur unter der Be- dingung geben wollten, dass ich ihnen sogleich eine Entschädigung von 12000 Piastern zahle und mich ausser- dem gerichtlich verpflichte, nach Beendigung meiner Ausgrabungen alles sorgfältig wieder zu verschütten. Da mir dies natürlich nicht passend erschien und die beiden Besitzer mir das Feld zu keinem Preise verkaufen wollten, so wandte ich mich an Se. Exc. Safvet-Pascha, den Minister für Volksaufklärung, der es auf meine Bitten im Interesse der Wissenschaft durchsetzte, dass vom Ministerium des Innern dem Statthalter der Hohen Pforte im Archipelagus und in den Dardanellen, Achmed-
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die baustelte iliums.
Die Baustelle Iliums ist auf einem durchschnittlich
24 Meter oder 80 Fuss über der Ebene erhabenen
Plateau, welches nach Norden sehr steil abfällt. Seine
Nordwestecke wird durch einen noch um 8 Meter
höheren Hügel gebildet, welcher nach den beifolgen-
den Plänen 215 Meter breit und 300 Meter lang ist,
und sich durch seine imposante Lage und natürliche
Befestigungen ganz besonders zur Akropolis der Stadt
zu eignen scheint; auch habe ich seit meinem ersten
Besuch nie daran gezweifelt, in den Tiefen dieses
Berges die Pergamos des Priamos zu finden. In einer
Ausgrabung, die ich an der Nordwestecke desselben
im April 1870 machte, fand ich, unter anderm, in
5 Meter Tiefe Mauern von 2 Meter Dicke, die, wie sich
jetzt herausgestellt hat, zu einem Bollwerk aus der
Zeit des Lysimachus gehören. Ich konnte jene Aus-
grabungen leider damals nicht fortsetzen, weil die Eigen-
thümer des bezüglichen Feldes, zwei Türken in Kum-
Kalé, welche auf demselben ihre Schafhürden hatten,
mir die Erlaubniss, weiter zu graben, nur unter der Be-
dingung geben wollten, dass ich ihnen sogleich eine
Entschädigung von 12000 Piastern zahle und mich ausser-
dem gerichtlich verpflichte, nach Beendigung meiner
Ausgrabungen alles sorgfältig wieder zu verschütten.
Da mir dies natürlich nicht passend erschien und die
beiden Besitzer mir das Feld zu keinem Preise verkaufen
wollten, so wandte ich mich an Se. Exc. Safvet-Pascha,
den Minister für Volksaufklärung, der es auf meine Bitten
im Interesse der Wissenschaft durchsetzte, dass vom
Ministerium des Innern dem Statthalter der Hohen Pforte
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/68>, abgerufen am 21.11.2024.
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