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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die erlangung des fermans.
Pascha, der Befehl ertheilt wurde, das Feld durch Sach-
kundige abschätzen zu lassen und die Eigenthümer zu
zwingen, dasselbe zum Taxpreis an die Regierung zu
verkaufen, die es somit für 3000 Piaster erstand.

Behufs Erlangung des zur Fortsetzung meiner Aus-
grabungen nöthigen Fermans stiess ich aber auf neue
grosse Schwierigkeiten, indem die türkische Regierung
für ihr neuerdings in Konstantinopel errichtetes Museum
alte Kunstschätze sammeln lässt, infolge dessen kaiser-
liche Erlaubnisse für Ausgrabungen nicht mehr ertheilt
werden. Was ich aber trotz dreimaliger Reisen nach
Konstantinopel nicht erreichen konnte, erreichte ich
endlich auf Verwendung meines geehrten Freundes, des
interimistischen Geschäftsträgers der Vereinigten Staaten
von Amerika bei der Hohen Pforte, Herrn John P.
Brown, des Verfassers des ausgezeichneten Werkes
"Ancient and Modern Constantinople" (London, Stevens
Brothers, Henrietta Street, Covent Garden, 1868), und
am 27. v. M. kam ich mit meinem Ferman in den Dar-
danellen an, stiess aber dort wiederum auf Schwierig-
keiten, und diesmal von seiten des vorerwähnten Ach-
med-Pascha, der die Lage des von mir zu erforschenden
Feldes nicht genau genug in jenem Document bezeichnet
zu finden glaubte, und nicht eher seine Erlaubniss zu
den Ausgrabungen ertheilen wollte, als bis er vom
Grossvezier nähere Aufklärung erhalten haben würde.
Wegen des inzwischen eingetretenen Ministerwechsels
würde wahrscheinlich eine lange Zeit darüber hinge-
gangen sein, ehe diese Sache in Ordnung gekommen
wäre, hätte Herr Brown nicht die glückliche Idee ge-
habt, sich an Se. Exc. Kiamil-Pascha, den neuen Mi-

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die erlangung des fermans.
Pascha, der Befehl ertheilt wurde, das Feld durch Sach-
kundige abschätzen zu lassen und die Eigenthümer zu
zwingen, dasselbe zum Taxpreis an die Regierung zu
verkaufen, die es somit für 3000 Piaster erstand.

Behufs Erlangung des zur Fortsetzung meiner Aus-
grabungen nöthigen Fermans stiess ich aber auf neue
grosse Schwierigkeiten, indem die türkische Regierung
für ihr neuerdings in Konstantinopel errichtetes Museum
alte Kunstschätze sammeln lässt, infolge dessen kaiser-
liche Erlaubnisse für Ausgrabungen nicht mehr ertheilt
werden. Was ich aber trotz dreimaliger Reisen nach
Konstantinopel nicht erreichen konnte, erreichte ich
endlich auf Verwendung meines geehrten Freundes, des
interimistischen Geschäftsträgers der Vereinigten Staaten
von Amerika bei der Hohen Pforte, Herrn John P.
Brown, des Verfassers des ausgezeichneten Werkes
„Ancient and Modern Constantinople“ (London, Stevens
Brothers, Henrietta Street, Covent Garden, 1868), und
am 27. v. M. kam ich mit meinem Ferman in den Dar-
danellen an, stiess aber dort wiederum auf Schwierig-
keiten, und diesmal von seiten des vorerwähnten Ach-
med-Pascha, der die Lage des von mir zu erforschenden
Feldes nicht genau genug in jenem Document bezeichnet
zu finden glaubte, und nicht eher seine Erlaubniss zu
den Ausgrabungen ertheilen wollte, als bis er vom
Grossvezier nähere Aufklärung erhalten haben würde.
Wegen des inzwischen eingetretenen Ministerwechsels
würde wahrscheinlich eine lange Zeit darüber hinge-
gangen sein, ehe diese Sache in Ordnung gekommen
wäre, hätte Herr Brown nicht die glückliche Idee ge-
habt, sich an Se. Exc. Kiamil-Pascha, den neuen Mi-

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[3/0069] die erlangung des fermans. Pascha, der Befehl ertheilt wurde, das Feld durch Sach- kundige abschätzen zu lassen und die Eigenthümer zu zwingen, dasselbe zum Taxpreis an die Regierung zu verkaufen, die es somit für 3000 Piaster erstand. Behufs Erlangung des zur Fortsetzung meiner Aus- grabungen nöthigen Fermans stiess ich aber auf neue grosse Schwierigkeiten, indem die türkische Regierung für ihr neuerdings in Konstantinopel errichtetes Museum alte Kunstschätze sammeln lässt, infolge dessen kaiser- liche Erlaubnisse für Ausgrabungen nicht mehr ertheilt werden. Was ich aber trotz dreimaliger Reisen nach Konstantinopel nicht erreichen konnte, erreichte ich endlich auf Verwendung meines geehrten Freundes, des interimistischen Geschäftsträgers der Vereinigten Staaten von Amerika bei der Hohen Pforte, Herrn John P. Brown, des Verfassers des ausgezeichneten Werkes „Ancient and Modern Constantinople“ (London, Stevens Brothers, Henrietta Street, Covent Garden, 1868), und am 27. v. M. kam ich mit meinem Ferman in den Dar- danellen an, stiess aber dort wiederum auf Schwierig- keiten, und diesmal von seiten des vorerwähnten Ach- med-Pascha, der die Lage des von mir zu erforschenden Feldes nicht genau genug in jenem Document bezeichnet zu finden glaubte, und nicht eher seine Erlaubniss zu den Ausgrabungen ertheilen wollte, als bis er vom Grossvezier nähere Aufklärung erhalten haben würde. Wegen des inzwischen eingetretenen Ministerwechsels würde wahrscheinlich eine lange Zeit darüber hinge- gangen sein, ehe diese Sache in Ordnung gekommen wäre, hätte Herr Brown nicht die glückliche Idee ge- habt, sich an Se. Exc. Kiamil-Pascha, den neuen Mi- 1*

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/69>, abgerufen am 21.11.2024.