viele sind von so ausgezeichnetem und so hart ge- branntem schwarzen Thon, dass ich zuerst glaubte, sie seien von Stein und den Irrthum erst nach genauer Untersuchung einsah. In der jetzt erreichten Tiefe finde ich auch sehr viele jener zierlichen runden Knöchel, die das Rückgrat des Haifisches bilden und von denen man bekanntlich Spazierstöcke macht. Das Vorhandensein dieser Knöchel scheint zu beweisen, dass es im hohen Alterthum in diesen Meeren Haifische gab, die jetzt hier nicht mehr vorkommen. Auch fand ich heute, auf einem Bruchstück grober Thonarbeit, einen Menschen- kopf mit grossen hervorstehenden Augen, langer Nase und ganz kleinem Munde dargestellt, der entschieden phönizischer Arbeit zu sein scheint.
Fortwährend kommt dabei eine ungeheure Menge Muscheln zum Vorschein, und es scheint fast, dass die alten Bewohner von Ilium grosse Liebhaber dieser Schal- thiere gewesen sind. Austerschalen kommen auch vor, aber nur selten; dagegen sehr viele Knochen und Topf- scherben. Bis zu der jetzt erreichten Tiefe scheinen alle Gebäude, die im Laufe von Jahrtausenden auf dem Berge gestanden haben und deren jedes deutlich durch eine Schicht calcinirter Trümmer angegeben ist, durch Feuersbrünste zerstört worden zu sein. Jedenfalls ist dies die Ursache, dass ich nicht auch andere Gegen- stände, und besonders dass ich nicht mehr irdene Ge- fässe finde. Was ich bisjetzt davon unversehrt gefunden habe, sind ganz kleine Töpfe grober Arbeit; übrigens beweisen die Topfscherben, dass es selbst im Zeitab- schnitt der Trümmer in 4 Meter Tiefe schon gutes Küchengeschirr gab.
haifischknöchel und muscheln.
viele sind von so ausgezeichnetem und so hart ge- branntem schwarzen Thon, dass ich zuerst glaubte, sie seien von Stein und den Irrthum erst nach genauer Untersuchung einsah. In der jetzt erreichten Tiefe finde ich auch sehr viele jener zierlichen runden Knöchel, die das Rückgrat des Haifisches bilden und von denen man bekanntlich Spazierstöcke macht. Das Vorhandensein dieser Knöchel scheint zu beweisen, dass es im hohen Alterthum in diesen Meeren Haifische gab, die jetzt hier nicht mehr vorkommen. Auch fand ich heute, auf einem Bruchstück grober Thonarbeit, einen Menschen- kopf mit grossen hervorstehenden Augen, langer Nase und ganz kleinem Munde dargestellt, der entschieden phönizischer Arbeit zu sein scheint.
Fortwährend kommt dabei eine ungeheure Menge Muscheln zum Vorschein, und es scheint fast, dass die alten Bewohner von Ilium grosse Liebhaber dieser Schal- thiere gewesen sind. Austerschalen kommen auch vor, aber nur selten; dagegen sehr viele Knochen und Topf- scherben. Bis zu der jetzt erreichten Tiefe scheinen alle Gebäude, die im Laufe von Jahrtausenden auf dem Berge gestanden haben und deren jedes deutlich durch eine Schicht calcinirter Trümmer angegeben ist, durch Feuersbrünste zerstört worden zu sein. Jedenfalls ist dies die Ursache, dass ich nicht auch andere Gegen- stände, und besonders dass ich nicht mehr irdene Ge- fässe finde. Was ich bisjetzt davon unversehrt gefunden habe, sind ganz kleine Töpfe grober Arbeit; übrigens beweisen die Topfscherben, dass es selbst im Zeitab- schnitt der Trümmer in 4 Meter Tiefe schon gutes Küchengeschirr gab.
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haifischknöchel und muscheln.
viele sind von so ausgezeichnetem und so hart ge-
branntem schwarzen Thon, dass ich zuerst glaubte, sie
seien von Stein und den Irrthum erst nach genauer
Untersuchung einsah. In der jetzt erreichten Tiefe finde
ich auch sehr viele jener zierlichen runden Knöchel, die
das Rückgrat des Haifisches bilden und von denen man
bekanntlich Spazierstöcke macht. Das Vorhandensein
dieser Knöchel scheint zu beweisen, dass es im hohen
Alterthum in diesen Meeren Haifische gab, die jetzt
hier nicht mehr vorkommen. Auch fand ich heute, auf
einem Bruchstück grober Thonarbeit, einen Menschen-
kopf mit grossen hervorstehenden Augen, langer Nase
und ganz kleinem Munde dargestellt, der entschieden
phönizischer Arbeit zu sein scheint.
Fortwährend kommt dabei eine ungeheure Menge
Muscheln zum Vorschein, und es scheint fast, dass die
alten Bewohner von Ilium grosse Liebhaber dieser Schal-
thiere gewesen sind. Austerschalen kommen auch vor,
aber nur selten; dagegen sehr viele Knochen und Topf-
scherben. Bis zu der jetzt erreichten Tiefe scheinen alle
Gebäude, die im Laufe von Jahrtausenden auf dem
Berge gestanden haben und deren jedes deutlich durch
eine Schicht calcinirter Trümmer angegeben ist, durch
Feuersbrünste zerstört worden zu sein. Jedenfalls ist
dies die Ursache, dass ich nicht auch andere Gegen-
stände, und besonders dass ich nicht mehr irdene Ge-
fässe finde. Was ich bisjetzt davon unversehrt gefunden
habe, sind ganz kleine Töpfe grober Arbeit; übrigens
beweisen die Topfscherben, dass es selbst im Zeitab-
schnitt der Trümmer in 4 Meter Tiefe schon gutes
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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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