Menschen angetroffen werde. Die Sa- che ist bekannt. Manche mächtige Be- förderer, manche redliche Wohlthäter, er- leben undanckbahre Clienten, welche die genossene Wohlthaten mit schnödem Un- danck erkennen. Nur wäre zu wünschen, daß solche üble Bezeigung, nicht auch von solchen müste gesaget werden, die andern, gleich wie in übrigen, also auch in der Aus- übung dieser Tugend, andern mit Lehre und Exempel vorleuchten sollten. Man weiß Exempel solcher Lehrer, welche durch allerhand Schmeicheleyen, und andere unanständige Maximes, eines Patroni Beyhülffe, und durch diese ihre Beförde- rung erhalten. Allein, man weiß auch dieses zu sagen, daß, so bald mancher er- halten, was er gesuchet und endlich sich eingepracticiret, er eben so bald in Verges- senheit gesetzet, wem er sein Glücke, seine Ehre und Auskommen zu dancken habe, auch schuldig sey, Zeit Lebens sich danck- bahr und erkenntlich zu erweisen.
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Menſchen angetroffen werde. Die Sa- che iſt bekannt. Manche maͤchtige Be- foͤrderer, manche redliche Wohlthaͤter, er- leben undanckbahre Clienten, welche die genoſſene Wohlthaten mit ſchnoͤdem Un- danck erkennen. Nur waͤre zu wuͤnſchen, daß ſolche uͤble Bezeigung, nicht auch von ſolchen muͤſte geſaget werden, die andern, gleich wie in uͤbrigen, alſo auch in der Aus- uͤbung dieſer Tugend, andern mit Lehre und Exempel vorleuchten ſollten. Man weiß Exempel ſolcher Lehrer, welche durch allerhand Schmeicheleyen, und andere unanſtaͤndige Maximes, eines Patroni Beyhuͤlffe, und durch dieſe ihre Befoͤrde- rung erhalten. Allein, man weiß auch dieſes zu ſagen, daß, ſo bald mancher er- halten, was er geſuchet und endlich ſich eingepracticiret, er eben ſo bald in Vergeſ- ſenheit geſetzet, wem er ſein Gluͤcke, ſeine Ehre und Auskommen zu dancken habe, auch ſchuldig ſey, Zeit Lebens ſich danck- bahr und erkenntlich zu erweiſen.
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[0011]
Menſchen angetroffen werde. Die Sa-
che iſt bekannt. Manche maͤchtige Be-
foͤrderer, manche redliche Wohlthaͤter, er-
leben undanckbahre Clienten, welche die
genoſſene Wohlthaten mit ſchnoͤdem Un-
danck erkennen. Nur waͤre zu wuͤnſchen,
daß ſolche uͤble Bezeigung, nicht auch von
ſolchen muͤſte geſaget werden, die andern,
gleich wie in uͤbrigen, alſo auch in der Aus-
uͤbung dieſer Tugend, andern mit Lehre
und Exempel vorleuchten ſollten. Man
weiß Exempel ſolcher Lehrer, welche durch
allerhand Schmeicheleyen, und andere
unanſtaͤndige Maximes, eines Patroni
Beyhuͤlffe, und durch dieſe ihre Befoͤrde-
rung erhalten. Allein, man weiß auch
dieſes zu ſagen, daß, ſo bald mancher er-
halten, was er geſuchet und endlich ſich
eingepracticiret, er eben ſo bald in Vergeſ-
ſenheit geſetzet, wem er ſein Gluͤcke, ſeine
Ehre und Auskommen zu dancken habe,
auch ſchuldig ſey, Zeit Lebens ſich danck-
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Schmeizel, Martin: Einleitung Zur Staats-Wissenschafft. Halle, 1732, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmeizel_staatswissenschafft_1732/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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