bers, und eine güldene Zunge, funfftzig Seckel wehrt am Gewichte- des gelüstete mich, und nahm es, Jos. VII. v. 19. 20. 21. So nun, sage ich, in einem Welt-Gerichte, das über Leben und Tod ein Urthel fället, das Delictum zum Grunde liegen, und in demselben muß bekannt auch sodann bereuet werden, ist die Wanckin noch biß auf die letzte Stunde, da ihr das Todes-Urthel mit ihrem einmal selbst gestandenen, und von ihrem Manne sowol als dem Schiefferdecker ihr zugezeugten Mühlen- Raube, beständig beym Leugnen in denen Gerichten blieben, und con- testirete frey öffentlich vor allen an diesem Capite delicti unschuldig, wie JEsus Christus (absit blasphemia!) zu sterben.
§. 112.
Ob nun eine solche Malefitz-Personen, solcherley un- auszusetzende Bekehrungs-Probe von sich leuchten lafsen? die also im Gerichte beharret, auch weiter hin nicht mehr gehöret worden, ob sie redlicher vor der Welt solches gestanden, die GOtt und der Obrigkeit zum wenigsten die Ehre nicht thun wollen, solche ihre Todes-würdige Sünde zu bekennen, sondern will ihren Aussager, auch in der ihr abge- zwungenen Versöhnung, als mit falschen Zeugnifsen wider sie belästigt, in die Ewigkeit gehen lassen, auch wol gar, wie sie heraus stieß, in der Ewigkeit ihr Blut dafür von denen Gerichten und Zeugen fodern, wollen wir jedermann zu bedencken, heimstellen.
§. 113.
Wäre der Lutherische Kranichfeld nicht Tages zuvor, da er das Heil. Nachtmahl begehrte, zu solchem Geständniß lauterlicher heran gebracht worden, könnte er nach unserm Urthel ohngeacht er Lutherisch war, weder bekehrt heissen/ noch das Heil Nachtmahl wür- dig empfangen haben. Gestalt Jhro Majest. mit eigener hohen Hand an die Gerichte rescribiret hatte, wenn Kranichfeld bey seiner Härte und Leugnen bestünde, solte ihme das heilige Sacrament nicht ge- reichet werden, welches ihme nicht allein einige Tage selbst zu lesen, von denen Gerichten vor Augen geleget worden, sondern es hat auch diese von ihm gelesene Königl. Schrifft sein sonst freches Gemüth wahrhafftig in einige Ehrfurcht vor dem Sacrament gefetzet, daß er sich scheuete, mit so rohen und ungebrochenen Hertzen es zu empfahen.
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bers, und eine guͤldene Zunge, funfftzig Seckel wehrt am Gewichte- des geluͤſtete mich, und nahm es, Joſ. VII. v. 19. 20. 21. So nun, ſage ich, in einem Welt-Gerichte, das uͤber Leben und Tod ein Urthel faͤllet, das Delictum zum Grunde liegen, und in demſelben muß bekannt auch ſodann bereuet werden, iſt die Wanckin noch biß auf die letzte Stunde, da ihr das Todes-Urthel mit ihrem einmal ſelbſt geſtandenen, und von ihrem Manne ſowol als dem Schiefferdecker ihr zugezeugten Muͤhlen- Raube, beſtaͤndig beym Leugnen in denen Gerichten blieben, und con- teſtirete frey oͤffentlich vor allen an dieſem Capite delicti unſchuldig, wie JEſus Chriſtus (abſit blaſphemia!) zu ſterben.
§. 112.
Ob nun eine ſolche Malefitz-Perſonen, ſolcherley un- auszuſetzende Bekehrungs-Probe von ſich leuchten lafſen? die alſo im Gerichte beharret, auch weiter hin nicht mehr gehoͤret worden, ob ſie redlicher vor der Welt ſolches geſtanden, die GOtt und der Obrigkeit zum wenigſten die Ehre nicht thun wollen, ſolche ihre Todes-wuͤrdige Suͤnde zu bekennen, ſondern will ihren Auſſager, auch in der ihr abge- zwungenen Verſoͤhnung, als mit falſchen Zeugnifſen wider ſie belaͤſtigt, in die Ewigkeit gehen laſſen, auch wol gar, wie ſie heraus ſtieß, in der Ewigkeit ihr Blut dafuͤr von denen Gerichten und Zeugen fodern, wollen wir jedermann zu bedencken, heimſtellen.
§. 113.
Waͤre der Lutheriſche Kranichfeld nicht Tages zuvor, da er das Heil. Nachtmahl begehrte, zu ſolchem Geſtaͤndniß lauterlicher heran gebracht worden, koͤnnte er nach unſerm Urthel ohngeacht er Lutheriſch war, weder bekehrt heiſſen/ noch das Heil Nachtmahl wuͤr- dig empfangen haben. Geſtalt Jhro Majeſt. mit eigener hohen Hand an die Gerichte reſcribiret hatte, wenn Kranichfeld bey ſeiner Haͤrte und Leugnen beſtuͤnde, ſolte ihme das heilige Sacrament nicht ge- reichet werden, welches ihme nicht allein einige Tage ſelbſt zu leſen, von denen Gerichten vor Augen geleget worden, ſondern es hat auch dieſe von ihm geleſene Koͤnigl. Schrifft ſein ſonſt freches Gemuͤth wahrhafftig in einige Ehrfurcht vor dem Sacrament gefetzet, daß er ſich ſcheuete, mit ſo rohen und ungebrochenen Hertzen es zu empfahen.
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[119[117]/0125]
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des geluͤſtete mich, und nahm es, Joſ. VII. v. 19. 20. 21. So nun, ſage
ich, in einem Welt-Gerichte, das uͤber Leben und Tod ein Urthel faͤllet,
das Delictum zum Grunde liegen, und in demſelben muß bekannt auch
ſodann bereuet werden, iſt die Wanckin noch biß auf die letzte Stunde,
da ihr das Todes-Urthel mit ihrem einmal ſelbſt geſtandenen, und von
ihrem Manne ſowol als dem Schiefferdecker ihr zugezeugten Muͤhlen-
Raube, beſtaͤndig beym Leugnen in denen Gerichten blieben, und con-
teſtirete frey oͤffentlich vor allen an dieſem Capite delicti unſchuldig,
wie JEſus Chriſtus (abſit blaſphemia!) zu ſterben.
§. 112. Ob nun eine ſolche Malefitz-Perſonen, ſolcherley un-
auszuſetzende Bekehrungs-Probe von ſich leuchten lafſen? die alſo im
Gerichte beharret, auch weiter hin nicht mehr gehoͤret worden, ob ſie
redlicher vor der Welt ſolches geſtanden, die GOtt und der Obrigkeit
zum wenigſten die Ehre nicht thun wollen, ſolche ihre Todes-wuͤrdige
Suͤnde zu bekennen, ſondern will ihren Auſſager, auch in der ihr abge-
zwungenen Verſoͤhnung, als mit falſchen Zeugnifſen wider ſie belaͤſtigt,
in die Ewigkeit gehen laſſen, auch wol gar, wie ſie heraus ſtieß, in der
Ewigkeit ihr Blut dafuͤr von denen Gerichten und Zeugen fodern, wollen
wir jedermann zu bedencken, heimſtellen.
§. 113. Waͤre der Lutheriſche Kranichfeld nicht Tages zuvor,
da er das Heil. Nachtmahl begehrte, zu ſolchem Geſtaͤndniß lauterlicher
heran gebracht worden, koͤnnte er nach unſerm Urthel ohngeacht er
Lutheriſch war, weder bekehrt heiſſen/ noch das Heil Nachtmahl wuͤr-
dig empfangen haben. Geſtalt Jhro Majeſt. mit eigener hohen Hand
an die Gerichte reſcribiret hatte, wenn Kranichfeld bey ſeiner Haͤrte
und Leugnen beſtuͤnde, ſolte ihme das heilige Sacrament nicht ge-
reichet werden, welches ihme nicht allein einige Tage ſelbſt zu leſen,
von denen Gerichten vor Augen geleget worden, ſondern es hat
auch dieſe von ihm geleſene Koͤnigl. Schrifft ſein ſonſt freches Gemuͤth
wahrhafftig in einige Ehrfurcht vor dem Sacrament gefetzet, daß er ſich
ſcheuete, mit ſo rohen und ungebrochenen Hertzen
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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 119[117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/125>, abgerufen am 18.02.2025.
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