Maria Elisabeth Hanin 21. Jahr alt, saget, sie sey mit ihrem seel. Mann Ostern 1701. in der Süden- burg vertrauet, habe sich vor einen Haar-Schneider und Strumpff-Träger ausgegeben, auch die Profession getrieben, sie wäre mit ihrem seel. Mann Valentin Kra- nichfeld einige Mahl ausgegangen, vergangenen Sonn- tage 14. Tage wäre ihr Mann hier auch an Bescham- pen Krug kommen, da er seinen Bruder Joseph ange- troffen, und ihm ein paar Ohrfeigen gegeben, weil er Deponentin vor 10. oder 12. Wochen bey der Kähle ge- griffen, und vor eine Hur gescholten, sie hätten sich aber so fort wieder vertragen, Joseph möchte wohl 20. und Christophel etwa 18. Jahr alt seyn, ernehreten sich auch von Haar-Schneiden. Wie nun Joseph, Christophel Kranichfeld nebst ihrem Stieff-Vater Gottfried N. und die Schwester Catharina Elisabeth in Beschampen Krug des Sonntags Abends um 8. Uhr kommen, da sie freundlich mit einander geredet und getruncken, umb 9. Uhr ohngefehr wären sie weggegangen, da Deponen- tin Mann ihm das Geleite gegeben, unterwegens aber wie ihr seel. Mann berichtet, hätte erstlich der Stieff- Vater Christophel und die Schwester ihn angegriffen, und Joseph hätte ihn in der rechten Brust, so lang das Messer gewesen, gestochen: als Deponentin Mutter ihm nachgegangen, hätte sie ihren Mann hinter dem Dohm gefunden, da der Stieff-Vater und Schwester bey ihm gestanden, und als die Mutter gesaget, sie solten nach
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Maria Eliſabeth Hanin 21. Jahr alt, ſaget, ſie ſey mit ihrem ſeel. Mann Oſtern 1701. in der Suͤden- burg vertrauet, habe ſich vor einen Haar-Schneider und Strumpff-Traͤger ausgegeben, auch die Profesſion getrieben, ſie waͤre mit ihrem ſeel. Mann Valentin Kra- nichfeld einige Mahl ausgegangen, vergangenen Sonn- tage 14. Tage waͤre ihr Mann hier auch an Beſcham- pen Krug kommen, da er ſeinen Bruder Joſeph ange- troffen, und ihm ein paar Ohrfeigen gegeben, weil er Deponentin vor 10. oder 12. Wochen bey der Kaͤhle ge- griffen, und vor eine Hur geſcholten, ſie haͤtten ſich aber ſo fort wieder vertragen, Joſeph moͤchte wohl 20. und Chriſtophel etwa 18. Jahr alt ſeyn, ernehreten ſich auch von Haar-Schneiden. Wie nun Joſeph, Chriſtophel Kranichfeld nebſt ihrem Stieff-Vater Gottfried N. und die Schweſter Catharina Eliſabeth in Beſchampen Krug des Sonntags Abends um 8. Uhr kommen, da ſie freundlich mit einander geredet und getruncken, umb 9. Uhr ohngefehr waͤren ſie weggegangen, da Deponen- tin Mann ihm das Geleite gegeben, unterwegens aber wie ihr ſeel. Mann berichtet, haͤtte erſtlich der Stieff- Vater Chriſtophel und die Schweſter ihn angegriffen, und Joſeph haͤtte ihn in der rechten Bruſt, ſo lang das Meſſer geweſen, geſtochen: als Deponentin Mutter ihm nachgegangen, haͤtte ſie ihren Mann hinter dem Dohm gefunden, da der Stieff-Vater und Schweſter bey ihm geſtanden, und als die Mutter geſaget, ſie ſolten nach
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[59[57]/0065]
Maria Eliſabeth Hanin 21. Jahr alt, ſaget, ſie
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burg vertrauet, habe ſich vor einen Haar-Schneider
und Strumpff-Traͤger ausgegeben, auch die Profesſion
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nichfeld einige Mahl ausgegangen, vergangenen Sonn-
tage 14. Tage waͤre ihr Mann hier auch an Beſcham-
pen Krug kommen, da er ſeinen Bruder Joſeph ange-
troffen, und ihm ein paar Ohrfeigen gegeben, weil er
Deponentin vor 10. oder 12. Wochen bey der Kaͤhle ge-
griffen, und vor eine Hur geſcholten, ſie haͤtten ſich aber
ſo fort wieder vertragen, Joſeph moͤchte wohl 20. und
Chriſtophel etwa 18. Jahr alt ſeyn, ernehreten ſich auch
von Haar-Schneiden. Wie nun Joſeph, Chriſtophel
Kranichfeld nebſt ihrem Stieff-Vater Gottfried N. und
die Schweſter Catharina Eliſabeth in Beſchampen
Krug des Sonntags Abends um 8. Uhr kommen, da
ſie freundlich mit einander geredet und getruncken, umb
9. Uhr ohngefehr waͤren ſie weggegangen, da Deponen-
tin Mann ihm das Geleite gegeben, unterwegens aber
wie ihr ſeel. Mann berichtet, haͤtte erſtlich der Stieff-
Vater Chriſtophel und die Schweſter ihn angegriffen,
und Joſeph haͤtte ihn in der rechten Bruſt, ſo lang das
Meſſer geweſen, geſtochen: als Deponentin Mutter ihm
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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 59[57]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/65>, abgerufen am 16.02.2025.
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