Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite
Tempel des Heiligen Geistes, mein Leib, verstöhret, und
zur Wohnung des Teuffels gemacht.
Was ist Gutes im siebenden Geboth gebothen? Antw. Geben
von dem Verdienste meiner ehrlichen Hände Arbeit.
Was ist Böses im siebenden Gebothe verbothen? Antw. Steh-
len
auf subtile Weise, wie falsch Brandt-Betteln, oder auf
grobe Weise, wie bey der Damm-Mühlen.
Was ist Gutes im achten Gebothe gebothen? Antw. War-
heit
in- und ausser dem Gerichte, solte es mir auch des-
wegen mein oder anderer Menschen Leben kosten.
Was ist Böses im achten Gebothe verbothen? Antw. Lügen
in- und ausser dem Gerichte.
Was ist Gutes im neunten und zehenden Gebothe gebothen?
Antw. Geistliche Tapfferkeit, daß ich mich von argen
aufsteigenden Gedancken oder Fleisches Lüsten zur würck-
lichen Sünde nicht verleiten lassen soll.
Was ist Böses im neunten und zehenden Gebothe verbothen?
Antw. Weichlichkeit, wenn ich dem Teuffel, der Welt
und meinen Fleische weiche, und das Böse vollbringe.
Sind das gute Gedancken, wenn ihr also über Sünde und
Straffe der Sünden betrübet seyd? Antw. Ja, denn es
ist eine Göttliche Traurigkeit die würcket zur Reue eine
Seeligkeit, die Niemand gereuet.
Wenn ihr noch frölich wäret über eure begangene Sünden, was
wären das für Gedancken? Antw. Böse, teufflische Gedan-
cken, dafür mich GOtt nunmehro bewahre.
Jst nun die Busse richtig, wenn ihr an eure Sünden gedencket
und traurig seyd? Antw. Nein.
Woran müsset ihr mehr gedencken? Antw. An Christi theures
Verdienst.
Warum müsset ihr an Christi theures Verdienst gedencken?
Antw. Daß ich nicht über meine Sünde mit traurigen
Gedancken verzweiffle und verzage.
Wür-
Tempel des Heiligen Geiſtes, mein Leib, verſtoͤhret, und
zur Wohnung des Teuffels gemacht.
Was iſt Gutes im ſiebenden Geboth gebothen? Antw. Geben
von dem Verdienſte meiner ehrlichen Haͤnde Arbeit.
Was iſt Boͤſes im ſiebenden Gebothe verbothen? Antw. Steh-
len
auf ſubtile Weiſe, wie falſch Brandt-Betteln, oder auf
grobe Weiſe, wie bey der Damm-Muͤhlen.
Was iſt Gutes im achten Gebothe gebothen? Antw. War-
heit
in- und auſſer dem Gerichte, ſolte es mir auch des-
wegen mein oder anderer Menſchen Leben koſten.
Was iſt Boͤſes im achten Gebothe verbothen? Antw. Luͤgen
in- und auſſer dem Gerichte.
Was iſt Gutes im neunten und zehenden Gebothe gebothen?
Antw. Geiſtliche Tapfferkeit, daß ich mich von argen
aufſteigenden Gedancken oder Fleiſches Luͤſten zur wuͤrck-
lichen Suͤnde nicht verleiten laſſen ſoll.
Was iſt Boͤſes im neunten und zehenden Gebothe verbothen?
Antw. Weichlichkeit, wenn ich dem Teuffel, der Welt
und meinen Fleiſche weiche, und das Boͤſe vollbringe.
Sind das gute Gedancken, wenn ihr alſo uͤber Suͤnde und
Straffe der Suͤnden betruͤbet ſeyd? Antw. Ja, denn es
iſt eine Goͤttliche Traurigkeit die wuͤrcket zur Reue eine
Seeligkeit, die Niemand gereuet.
Wenn ihr noch froͤlich waͤret uͤber eure begangene Suͤnden, was
waͤren das fuͤr Gedancken? Antw. Boͤſe, teuffliſche Gedan-
cken, dafuͤr mich GOtt nunmehro bewahre.
Jſt nun die Buſſe richtig, wenn ihr an eure Suͤnden gedencket
und traurig ſeyd? Antw. Nein.
Woran muͤſſet ihr mehr gedencken? Antw. An Chriſti theures
Verdienſt.
Warum muͤſſet ihr an Chriſti theures Verdienſt gedencken?
Antw. Daß ich nicht uͤber meine Suͤnde mit traurigen
Gedancken verzweiffle und verzage.
Wuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0077" n="71[69]"/>
Tempel des Heiligen Gei&#x017F;tes, mein Leib, ver&#x017F;to&#x0364;hret, und<lb/>
zur Wohnung des Teuffels gemacht.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Gutes im &#x017F;iebenden Geboth gebothen? Antw. <hi rendition="#fr">Geben</hi><lb/>
von dem Verdien&#x017F;te meiner ehrlichen Ha&#x0364;nde Arbeit.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Bo&#x0364;&#x017F;es im &#x017F;iebenden Gebothe verbothen? Antw. <hi rendition="#fr">Steh-<lb/>
len</hi> auf &#x017F;ubtile Wei&#x017F;e, wie fal&#x017F;ch Brandt-Betteln, oder auf<lb/>
grobe Wei&#x017F;e, wie bey der Damm-Mu&#x0364;hlen.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Gutes im achten Gebothe gebothen? Antw. <hi rendition="#fr">War-<lb/>
heit</hi> in- und au&#x017F;&#x017F;er dem Gerichte, &#x017F;olte es mir auch des-<lb/>
wegen mein oder anderer Men&#x017F;chen Leben ko&#x017F;ten.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Bo&#x0364;&#x017F;es im achten Gebothe verbothen? Antw. <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;gen</hi><lb/>
in- und au&#x017F;&#x017F;er dem Gerichte.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Gutes im neunten und zehenden Gebothe gebothen?<lb/>
Antw. <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;tliche Tapfferkeit,</hi> daß ich mich von argen<lb/>
auf&#x017F;teigenden Gedancken oder Flei&#x017F;ches Lu&#x0364;&#x017F;ten zur wu&#x0364;rck-<lb/>
lichen Su&#x0364;nde nicht verleiten la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll.</item><lb/>
          <item>Was i&#x017F;t Bo&#x0364;&#x017F;es im neunten und zehenden Gebothe verbothen?<lb/>
Antw. <hi rendition="#fr">Weichlichkeit,</hi> wenn ich dem Teuffel, der Welt<lb/>
und meinen Flei&#x017F;che weiche, und das Bo&#x0364;&#x017F;e vollbringe.</item><lb/>
          <item>Sind das gute Gedancken, wenn ihr al&#x017F;o u&#x0364;ber Su&#x0364;nde und<lb/>
Straffe der Su&#x0364;nden betru&#x0364;bet &#x017F;eyd? Antw. Ja, denn es<lb/>
i&#x017F;t eine Go&#x0364;ttliche Traurigkeit die wu&#x0364;rcket zur Reue eine<lb/>
Seeligkeit, die Niemand gereuet.</item><lb/>
          <item>Wenn ihr noch fro&#x0364;lich wa&#x0364;ret u&#x0364;ber eure begangene Su&#x0364;nden, was<lb/>
wa&#x0364;ren das fu&#x0364;r Gedancken? Antw. Bo&#x0364;&#x017F;e, teuffli&#x017F;che Gedan-<lb/>
cken, dafu&#x0364;r mich GOtt nunmehro bewahre.</item><lb/>
          <item>J&#x017F;t nun die Bu&#x017F;&#x017F;e richtig, wenn ihr an eure Su&#x0364;nden gedencket<lb/>
und traurig &#x017F;eyd? Antw. Nein.</item><lb/>
          <item>Woran mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr mehr gedencken? Antw. An Chri&#x017F;ti theures<lb/>
Verdien&#x017F;t.</item><lb/>
          <item>Warum mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr an Chri&#x017F;ti theures Verdien&#x017F;t gedencken?<lb/>
Antw. Daß ich nicht u&#x0364;ber meine Su&#x0364;nde mit traurigen<lb/>
Gedancken verzweiffle und verzage.</item>
        </list><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wu&#x0364;r-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71[69]/0077] Tempel des Heiligen Geiſtes, mein Leib, verſtoͤhret, und zur Wohnung des Teuffels gemacht. Was iſt Gutes im ſiebenden Geboth gebothen? Antw. Geben von dem Verdienſte meiner ehrlichen Haͤnde Arbeit. Was iſt Boͤſes im ſiebenden Gebothe verbothen? Antw. Steh- len auf ſubtile Weiſe, wie falſch Brandt-Betteln, oder auf grobe Weiſe, wie bey der Damm-Muͤhlen. Was iſt Gutes im achten Gebothe gebothen? Antw. War- heit in- und auſſer dem Gerichte, ſolte es mir auch des- wegen mein oder anderer Menſchen Leben koſten. Was iſt Boͤſes im achten Gebothe verbothen? Antw. Luͤgen in- und auſſer dem Gerichte. Was iſt Gutes im neunten und zehenden Gebothe gebothen? Antw. Geiſtliche Tapfferkeit, daß ich mich von argen aufſteigenden Gedancken oder Fleiſches Luͤſten zur wuͤrck- lichen Suͤnde nicht verleiten laſſen ſoll. Was iſt Boͤſes im neunten und zehenden Gebothe verbothen? Antw. Weichlichkeit, wenn ich dem Teuffel, der Welt und meinen Fleiſche weiche, und das Boͤſe vollbringe. Sind das gute Gedancken, wenn ihr alſo uͤber Suͤnde und Straffe der Suͤnden betruͤbet ſeyd? Antw. Ja, denn es iſt eine Goͤttliche Traurigkeit die wuͤrcket zur Reue eine Seeligkeit, die Niemand gereuet. Wenn ihr noch froͤlich waͤret uͤber eure begangene Suͤnden, was waͤren das fuͤr Gedancken? Antw. Boͤſe, teuffliſche Gedan- cken, dafuͤr mich GOtt nunmehro bewahre. Jſt nun die Buſſe richtig, wenn ihr an eure Suͤnden gedencket und traurig ſeyd? Antw. Nein. Woran muͤſſet ihr mehr gedencken? Antw. An Chriſti theures Verdienſt. Warum muͤſſet ihr an Chriſti theures Verdienſt gedencken? Antw. Daß ich nicht uͤber meine Suͤnde mit traurigen Gedancken verzweiffle und verzage. Wuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/77
Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 71[69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/77>, abgerufen am 21.11.2024.