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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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Würde dieses geschehen müssen, wenn ihr nicht an Christi theuer
Verdienst gedächtet? Antw. Ja, denn Christus allein
hat die Sünde bezahlet.
Warum müsset ihr mit euren Sünden verzagen? Antw. Weil
die Sünde zur Höllen drücket, das Gesetze verdammet,
und das Gewissen ohn Unterlaß beisset, so lange die Sün-
de über mir unbezahlt bleibet.
Was hält euch von der Verzweiffelung zurücke? Antw. Wenn
ich gedencke an Christi theures Verdienst.
Was hilfft euch Christi theures Verdienst? Antw. Es erwir-
bet mir die Gnade GOttes, die da ist in Vergebung aller
meiner Sünden.
Welchem armen Sünder hat Christi theures Verdienst solche
Gnade erworben? Antw. Allen armen Sündern.
Vielleicht allen kleinen und geringen Sündern? Antw. Auch
allen grossen Ubelthätern, als Manasses, David, Petrus,
dem Schächer, etc.
Welche arme Sünder aber gedencken an Christi theures Ver-
dienst und erlangen GOttes Gnade? Antw. Alle Buß-
fertige.
Gedencken nicht auch wol die unbußfertigen Sünder an Christi
theures Verdienst? Antw. Ja, aber ohne Nutzen und
Frucht, denn ihre Gedancken sind unrein, mit blinden
eiteln Wahn oder fleischlicher Einbildung besudelt, da sie
ihren bösen Vorsatz behalten.
Hat Judas gesündiget? Antw. Ja, eine grosse Sünde, die
nicht grösser hätte seyn können, denn er verrieth den Sohn
GOttes.
Gedachte er an seine Sünde? Antw. Ja, er war auch darüber
betrübt, bekannte sie, und gab den Lohn der Ungerechtig-
keit die 30. Silberlinge zurücke.
War dieses eine wahre Busse? Antw. Nein.
Woran
Wuͤrde dieſes geſchehen muͤſſen, wenn ihr nicht an Chriſti theuer
Verdienſt gedaͤchtet? Antw. Ja, denn Chriſtus allein
hat die Suͤnde bezahlet.
Warum muͤſſet ihr mit euren Suͤnden verzagen? Antw. Weil
die Suͤnde zur Hoͤllen druͤcket, das Geſetze verdammet,
und das Gewiſſen ohn Unterlaß beiſſet, ſo lange die Suͤn-
de uͤber mir unbezahlt bleibet.
Was haͤlt euch von der Verzweiffelung zuruͤcke? Antw. Wenn
ich gedencke an Chriſti theures Verdienſt.
Was hilfft euch Chriſti theures Verdienſt? Antw. Es erwir-
bet mir die Gnade GOttes, die da iſt in Vergebung aller
meiner Suͤnden.
Welchem armen Suͤnder hat Chriſti theures Verdienſt ſolche
Gnade erworben? Antw. Allen armen Suͤndern.
Vielleicht allen kleinen und geringen Suͤndern? Antw. Auch
allen groſſen Ubelthaͤtern, als Manaſſes, David, Petrus,
dem Schaͤcher, ꝛc.
Welche arme Suͤnder aber gedencken an Chriſti theures Ver-
dienſt und erlangen GOttes Gnade? Antw. Alle Buß-
fertige.
Gedencken nicht auch wol die unbußfertigen Suͤnder an Chriſti
theures Verdienſt? Antw. Ja, aber ohne Nutzen und
Frucht, denn ihre Gedancken ſind unrein, mit blinden
eiteln Wahn oder fleiſchlicher Einbildung beſudelt, da ſie
ihren boͤſen Vorſatz behalten.
Hat Judas geſuͤndiget? Antw. Ja, eine groſſe Suͤnde, die
nicht groͤſſer haͤtte ſeyn koͤnnen, denn er verrieth den Sohn
GOttes.
Gedachte er an ſeine Suͤnde? Antw. Ja, er war auch daruͤber
betruͤbt, bekannte ſie, und gab den Lohn der Ungerechtig-
keit die 30. Silberlinge zuruͤcke.
War dieſes eine wahre Buſſe? Antw. Nein.
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[72[70]/0078] Wuͤrde dieſes geſchehen muͤſſen, wenn ihr nicht an Chriſti theuer Verdienſt gedaͤchtet? Antw. Ja, denn Chriſtus allein hat die Suͤnde bezahlet. Warum muͤſſet ihr mit euren Suͤnden verzagen? Antw. Weil die Suͤnde zur Hoͤllen druͤcket, das Geſetze verdammet, und das Gewiſſen ohn Unterlaß beiſſet, ſo lange die Suͤn- de uͤber mir unbezahlt bleibet. Was haͤlt euch von der Verzweiffelung zuruͤcke? Antw. Wenn ich gedencke an Chriſti theures Verdienſt. Was hilfft euch Chriſti theures Verdienſt? Antw. Es erwir- bet mir die Gnade GOttes, die da iſt in Vergebung aller meiner Suͤnden. Welchem armen Suͤnder hat Chriſti theures Verdienſt ſolche Gnade erworben? Antw. Allen armen Suͤndern. Vielleicht allen kleinen und geringen Suͤndern? Antw. Auch allen groſſen Ubelthaͤtern, als Manaſſes, David, Petrus, dem Schaͤcher, ꝛc. Welche arme Suͤnder aber gedencken an Chriſti theures Ver- dienſt und erlangen GOttes Gnade? Antw. Alle Buß- fertige. Gedencken nicht auch wol die unbußfertigen Suͤnder an Chriſti theures Verdienſt? Antw. Ja, aber ohne Nutzen und Frucht, denn ihre Gedancken ſind unrein, mit blinden eiteln Wahn oder fleiſchlicher Einbildung beſudelt, da ſie ihren boͤſen Vorſatz behalten. Hat Judas geſuͤndiget? Antw. Ja, eine groſſe Suͤnde, die nicht groͤſſer haͤtte ſeyn koͤnnen, denn er verrieth den Sohn GOttes. Gedachte er an ſeine Suͤnde? Antw. Ja, er war auch daruͤber betruͤbt, bekannte ſie, und gab den Lohn der Ungerechtig- keit die 30. Silberlinge zuruͤcke. War dieſes eine wahre Buſſe? Antw. Nein. Woran

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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 72[70]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/78>, abgerufen am 17.05.2024.