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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Die ist's, antwortete Nickel, aber aus der kleinen Franzel ist eine große geworden, noch zehnmal wüster und schwärzer, als wie sie als Kind gewesen ist . . .

Was ist es denn mit ihr? fragte Hanney theilnehmend. Wie kommt's, daß man sie gar nie mehr zu Gesicht bekommen hat? Ich hab' gar nicht mehr daran gedacht, daß sie noch auf der Welt ist! Ich weiß nicht recht, sagte der Alte, aber ich hab' gehört, daß sie fort war bei einer Base im Salzburgischen und hat sich einen Dienst gesucht. Es will sie ja Niemand haben bei uns wegen ihrem schwarzen Gesicht . . .

Armer Narr! sagte Hanney, indem er mitleidig auf die Einsame hinüber sah, die regungslos und sichtbar betrübt dasaß, ohne daß eine der hin und her eilenden Weiber und Mädchen sich um sie bekümmerte. Wir sind Nachbarsleut' gewesen, als Kinder -- dazumal, wie mein Vater noch gelebt hat . . . Was wird sie wollen, daß sie so dasitzt?

Weiß nicht, rief Nickel, vielleicht denkt sie sich, wenn es mit dem Dienen nicht geht, so geht's mit etwas Anderm, und sie will mit uns Komödie spielen!

Schallendes Gelächter aller Umstehenden begleitete den Einfall des Burschen. Das wär' selber eine Komödie! sagte der Alte, indem er sich die Lachthränen abwischte. Wenn der schwarze Fankerl mitspielen wollt', da thäten die Leut' davon laufen! Dann könnten wir sie zugleich herleihen zum Kinderschrecken!

Die ist's, antwortete Nickel, aber aus der kleinen Franzel ist eine große geworden, noch zehnmal wüster und schwärzer, als wie sie als Kind gewesen ist . . .

Was ist es denn mit ihr? fragte Hanney theilnehmend. Wie kommt's, daß man sie gar nie mehr zu Gesicht bekommen hat? Ich hab' gar nicht mehr daran gedacht, daß sie noch auf der Welt ist! Ich weiß nicht recht, sagte der Alte, aber ich hab' gehört, daß sie fort war bei einer Base im Salzburgischen und hat sich einen Dienst gesucht. Es will sie ja Niemand haben bei uns wegen ihrem schwarzen Gesicht . . .

Armer Narr! sagte Hanney, indem er mitleidig auf die Einsame hinüber sah, die regungslos und sichtbar betrübt dasaß, ohne daß eine der hin und her eilenden Weiber und Mädchen sich um sie bekümmerte. Wir sind Nachbarsleut' gewesen, als Kinder — dazumal, wie mein Vater noch gelebt hat . . . Was wird sie wollen, daß sie so dasitzt?

Weiß nicht, rief Nickel, vielleicht denkt sie sich, wenn es mit dem Dienen nicht geht, so geht's mit etwas Anderm, und sie will mit uns Komödie spielen!

Schallendes Gelächter aller Umstehenden begleitete den Einfall des Burschen. Das wär' selber eine Komödie! sagte der Alte, indem er sich die Lachthränen abwischte. Wenn der schwarze Fankerl mitspielen wollt', da thäten die Leut' davon laufen! Dann könnten wir sie zugleich herleihen zum Kinderschrecken!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/21>, abgerufen am 03.12.2024.