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Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ach was, eiferte die Alte, wer denkt gleich an Alles das? Man könnte den Tod davon haben, auf der Stelle. . .

Mohrenfranzel unterbrach sie, indem sie vor Hanney trat, der sie ebenfalls überrascht und staunend betrachtete. Ich komme zu dir, sagte sie, sei nicht bös darüber. Ich habe gewartet, bis es ganz finster war, und habe wohl Acht gegeben, daß mich Niemand sieht -- es hat mir keine Ruh' gelassen. Ich muß dir noch danken, daß du dich so um mich angenommen hast, und da ich morgen fort will in aller Früh', hab' ich nicht länger warten können. . .

Rede doch nicht davon, sagte Hanney, ihre Hand ergreifend und unwillkürlich stockend. Die Berührung ihrer Hand und des sammtweichen Arms, den er dabei gestreift hatte, durchzuckte ihn elektrisch und verwirrte ihn. Es ist nicht der Mühe werth!

Für dich wohl nicht, antwortete sie innig, aber desto mehr für mich! Drum mußt du meinen Dank annehmen und darfst das nicht ausschlagen, was ich dir bringe -- als eine geringe Erkenntlichkeit ... als ein Andenken an mich . . .

Ein Andenken? Was wäre denn das?

Die Nachbarin war gutmüthig genug, bei dem Gespräche, das sie kommen sah, nicht als lästige Zeugin bleiben wollen. Mir fällt just ein, sagte sie, daß ich noch gar nicht nach deinem Bett' gesehn habe, Hanney ich will's besorgen und bin gleich wieder da.

Ach was, eiferte die Alte, wer denkt gleich an Alles das? Man könnte den Tod davon haben, auf der Stelle. . .

Mohrenfranzel unterbrach sie, indem sie vor Hanney trat, der sie ebenfalls überrascht und staunend betrachtete. Ich komme zu dir, sagte sie, sei nicht bös darüber. Ich habe gewartet, bis es ganz finster war, und habe wohl Acht gegeben, daß mich Niemand sieht — es hat mir keine Ruh' gelassen. Ich muß dir noch danken, daß du dich so um mich angenommen hast, und da ich morgen fort will in aller Früh', hab' ich nicht länger warten können. . .

Rede doch nicht davon, sagte Hanney, ihre Hand ergreifend und unwillkürlich stockend. Die Berührung ihrer Hand und des sammtweichen Arms, den er dabei gestreift hatte, durchzuckte ihn elektrisch und verwirrte ihn. Es ist nicht der Mühe werth!

Für dich wohl nicht, antwortete sie innig, aber desto mehr für mich! Drum mußt du meinen Dank annehmen und darfst das nicht ausschlagen, was ich dir bringe — als eine geringe Erkenntlichkeit ... als ein Andenken an mich . . .

Ein Andenken? Was wäre denn das?

Die Nachbarin war gutmüthig genug, bei dem Gespräche, das sie kommen sah, nicht als lästige Zeugin bleiben wollen. Mir fällt just ein, sagte sie, daß ich noch gar nicht nach deinem Bett' gesehn habe, Hanney ich will's besorgen und bin gleich wieder da.

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[0044] Ach was, eiferte die Alte, wer denkt gleich an Alles das? Man könnte den Tod davon haben, auf der Stelle. . . Mohrenfranzel unterbrach sie, indem sie vor Hanney trat, der sie ebenfalls überrascht und staunend betrachtete. Ich komme zu dir, sagte sie, sei nicht bös darüber. Ich habe gewartet, bis es ganz finster war, und habe wohl Acht gegeben, daß mich Niemand sieht — es hat mir keine Ruh' gelassen. Ich muß dir noch danken, daß du dich so um mich angenommen hast, und da ich morgen fort will in aller Früh', hab' ich nicht länger warten können. . . Rede doch nicht davon, sagte Hanney, ihre Hand ergreifend und unwillkürlich stockend. Die Berührung ihrer Hand und des sammtweichen Arms, den er dabei gestreift hatte, durchzuckte ihn elektrisch und verwirrte ihn. Es ist nicht der Mühe werth! Für dich wohl nicht, antwortete sie innig, aber desto mehr für mich! Drum mußt du meinen Dank annehmen und darfst das nicht ausschlagen, was ich dir bringe — als eine geringe Erkenntlichkeit ... als ein Andenken an mich . . . Ein Andenken? Was wäre denn das? Die Nachbarin war gutmüthig genug, bei dem Gespräche, das sie kommen sah, nicht als lästige Zeugin bleiben wollen. Mir fällt just ein, sagte sie, daß ich noch gar nicht nach deinem Bett' gesehn habe, Hanney ich will's besorgen und bin gleich wieder da.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:20:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:20:55Z)

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Zitationshilfe: Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 88–178. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_mohrenfranzl_1910/44>, abgerufen am 21.11.2024.