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Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821.

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§. 103.

Sollen die Jndustrie-Schulen wirklich in der erforder-
lichen möglichsten Allgemeinheit zu Stande kommen, ihrem
Zwecke und den darauf zu verwendenden Kosten wirk-
lich entsprechen, und ihre beständige Fortdauer auch
für die Zukunft gesichert seyn, so muß vor allen Din-
gen die Regierung, gemeinschaftlich mit
den Ständen, sich selbst
ein deutliches und mög-
lichst vollständiges Bild einer solchen Jndustrie-
Schule
entwerfen, und hierauf, unter möglichst ge-
nauer Bezeichnung der Grundzüge derselben, so weit
sich nur immer im Allgemeinen hierüber etwas vor-
schreiben lässt, die Errichtung einer solchen Schule für
die Jugend einer jeden Gemeinde, durch ein neues
allgemeines Gesetz
befehlen. Sollte eine oder
die andere Gemeinde hierauf wegen besonderer örtlichen
Verhältnisse die wirkliche Zwecklosigkeit oder Zweck-
widrigkeit oder Unausführbarkeit einer Jndustrie-Schule
für den Ort durch hinreichende Gründe darthun kön-
nen, so muß die Errichtung einer solchen Schule ihr
auch nicht zugemuthet werden. Von jeder anderen Ge-
meinde aber muß hierauf ein bestimmter, zwar nach
Maßgabe der besonderen örtlichen und Zeit-Verhält-
nisse zu entwerfender, aber nach einem besonders vor-
zuschreibenden Fragen-System möglichst gleichförmig
zu Papier zu bringender Plan über die wirkliche
örtliche Ausführung
obiger allgemeinen Grund-
züge, und über die Aufbringung der zugleich zu be-
rechnenden Kosten der ersten Einrichtung sowohl, als
der jährlichen Unterhaltung verlangt, und jeder solche
Plan zunächst von einer besonders zu bestimmenden
Oberamtsbezirks-Behörde, und dann von einer eben-
falls besonders zu bestimmenden Central-Behörde

§. 103.

Sollen die Jnduſtrie-Schulen wirklich in der erforder-
lichen moͤglichſten Allgemeinheit zu Stande kommen, ihrem
Zwecke und den darauf zu verwendenden Koſten wirk-
lich entſprechen, und ihre beſtaͤndige Fortdauer auch
fuͤr die Zukunft geſichert ſeyn, ſo muß vor allen Din-
gen die Regierung, gemeinſchaftlich mit
den Staͤnden, ſich ſelbſt
ein deutliches und moͤg-
lichſt vollſtaͤndiges Bild einer ſolchen Jnduſtrie-
Schule
entwerfen, und hierauf, unter moͤglichſt ge-
nauer Bezeichnung der Grundzuͤge derſelben, ſo weit
ſich nur immer im Allgemeinen hieruͤber etwas vor-
ſchreiben laͤſſt, die Errichtung einer ſolchen Schule fuͤr
die Jugend einer jeden Gemeinde, durch ein neues
allgemeines Geſetz
befehlen. Sollte eine oder
die andere Gemeinde hierauf wegen beſonderer oͤrtlichen
Verhaͤltniſſe die wirkliche Zweckloſigkeit oder Zweck-
widrigkeit oder Unausfuͤhrbarkeit einer Jnduſtrie-Schule
fuͤr den Ort durch hinreichende Gruͤnde darthun koͤn-
nen, ſo muß die Errichtung einer ſolchen Schule ihr
auch nicht zugemuthet werden. Von jeder anderen Ge-
meinde aber muß hierauf ein beſtimmter, zwar nach
Maßgabe der beſonderen oͤrtlichen und Zeit-Verhaͤlt-
niſſe zu entwerfender, aber nach einem beſonders vor-
zuſchreibenden Fragen-Syſtem moͤglichſt gleichfoͤrmig
zu Papier zu bringender Plan uͤber die wirkliche
oͤrtliche Ausfuͤhrung
obiger allgemeinen Grund-
zuͤge, und uͤber die Aufbringung der zugleich zu be-
rechnenden Koſten der erſten Einrichtung ſowohl, als
der jaͤhrlichen Unterhaltung verlangt, und jeder ſolche
Plan zunaͤchſt von einer beſonders zu beſtimmenden
Oberamtsbezirks-Behoͤrde, und dann von einer eben-
falls beſonders zu beſtimmenden Central-Behoͤrde

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[140/0150] §. 103. Sollen die Jnduſtrie-Schulen wirklich in der erforder- lichen moͤglichſten Allgemeinheit zu Stande kommen, ihrem Zwecke und den darauf zu verwendenden Koſten wirk- lich entſprechen, und ihre beſtaͤndige Fortdauer auch fuͤr die Zukunft geſichert ſeyn, ſo muß vor allen Din- gen die Regierung, gemeinſchaftlich mit den Staͤnden, ſich ſelbſt ein deutliches und moͤg- lichſt vollſtaͤndiges Bild einer ſolchen Jnduſtrie- Schule entwerfen, und hierauf, unter moͤglichſt ge- nauer Bezeichnung der Grundzuͤge derſelben, ſo weit ſich nur immer im Allgemeinen hieruͤber etwas vor- ſchreiben laͤſſt, die Errichtung einer ſolchen Schule fuͤr die Jugend einer jeden Gemeinde, durch ein neues allgemeines Geſetz befehlen. Sollte eine oder die andere Gemeinde hierauf wegen beſonderer oͤrtlichen Verhaͤltniſſe die wirkliche Zweckloſigkeit oder Zweck- widrigkeit oder Unausfuͤhrbarkeit einer Jnduſtrie-Schule fuͤr den Ort durch hinreichende Gruͤnde darthun koͤn- nen, ſo muß die Errichtung einer ſolchen Schule ihr auch nicht zugemuthet werden. Von jeder anderen Ge- meinde aber muß hierauf ein beſtimmter, zwar nach Maßgabe der beſonderen oͤrtlichen und Zeit-Verhaͤlt- niſſe zu entwerfender, aber nach einem beſonders vor- zuſchreibenden Fragen-Syſtem moͤglichſt gleichfoͤrmig zu Papier zu bringender Plan uͤber die wirkliche oͤrtliche Ausfuͤhrung obiger allgemeinen Grund- zuͤge, und uͤber die Aufbringung der zugleich zu be- rechnenden Koſten der erſten Einrichtung ſowohl, als der jaͤhrlichen Unterhaltung verlangt, und jeder ſolche Plan zunaͤchſt von einer beſonders zu beſtimmenden Oberamtsbezirks-Behoͤrde, und dann von einer eben- falls beſonders zu beſtimmenden Central-Behoͤrde

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Zitationshilfe: Schmidlin, Johann Gottlieb: Ueber öffentliche Kinder-Industrie-Anstalten überhaupt, und insbesondere in Württemberg. Stuttgart, 1821, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidlin_kinderindustrie_1821/150>, abgerufen am 21.11.2024.