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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 46. Capitel.

Läuse oder Flöh soll man nicht auff
dem Tische knicken/ man bekömmt sie
sonst alle wieder.

ES ist zwar keine Zucht noch Reinlichkeit/
wenn manche unflätige Säue die Läuse
und Flöh auff dem Tische schlachten/ daß
offt der Tisch/ worauff das liebe Brod gehöret/
heßlicher aussiehet/ als eine Schinder-Grube.
Und mag Zweiffels frey/ nicht ohne erhebliche
Ursach/ ein reinlich Weib/ um dadurch solch un-
flätig Wesen zu verhüten/ ihre Kinder und Ge-
sinde beredet haben/ daß/ so sie das Ungezieffer
auff dem Tische knicken würden/ so bekämen sie
solche wieder. Damit ich nun nicht denen un-
flätigen Läuse und Flöh-Schlächtern das Wort
rede/ lasse ich billich die Sache ferner unberüh-
ret. Wer Vernunfft hat/ wird selbst wissen/
was hiervon zu halten sey.

Das 47. Capitel.

Wer im Holtze arbeitet/ der wird
nicht reich.

DIeses ist ein allgemeines Vorgeben in
gantz Teutschland; Wie ferne aber solche
Meynung den Stich halte/ wäre mit vie-
len Umständen leicht zu wiedersprechen/ wenn
ich nicht der Kürtze mich zu befleißigen ent-

schlossen
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 46. Capitel.

Laͤuſe oder Floͤh ſoll man nicht auff
dem Tiſche knicken/ man bekoͤmmt ſie
ſonſt alle wieder.

ES iſt zwar keine Zucht noch Reinlichkeit/
wenn manche unflaͤtige Saͤue die Laͤuſe
und Floͤh auff dem Tiſche ſchlachten/ daß
offt der Tiſch/ worauff das liebe Brod gehoͤret/
heßlicher ausſiehet/ als eine Schinder-Grube.
Und mag Zweiffels frey/ nicht ohne erhebliche
Urſach/ ein reinlich Weib/ um dadurch ſolch un-
flaͤtig Weſen zu verhuͤten/ ihre Kinder und Ge-
ſinde beredet haben/ daß/ ſo ſie das Ungezieffer
auff dem Tiſche knicken wuͤrden/ ſo bekaͤmen ſie
ſolche wieder. Damit ich nun nicht denen un-
flaͤtigen Laͤuſe und Floͤh-Schlaͤchtern das Wort
rede/ laſſe ich billich die Sache ferner unberuͤh-
ret. Wer Vernunfft hat/ wird ſelbſt wiſſen/
was hiervon zu halten ſey.

Das 47. Capitel.

Wer im Holtze arbeitet/ der wird
nicht reich.

DIeſes iſt ein allgemeines Vorgeben in
gantz Teutſchland; Wie ferne aber ſolche
Meynung den Stich halte/ waͤre mit vie-
len Umſtaͤnden leicht zu wiederſprechen/ wenn
ich nicht der Kuͤrtze mich zu befleißigen ent-

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[83/0105] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 46. Capitel. Laͤuſe oder Floͤh ſoll man nicht auff dem Tiſche knicken/ man bekoͤmmt ſie ſonſt alle wieder. ES iſt zwar keine Zucht noch Reinlichkeit/ wenn manche unflaͤtige Saͤue die Laͤuſe und Floͤh auff dem Tiſche ſchlachten/ daß offt der Tiſch/ worauff das liebe Brod gehoͤret/ heßlicher ausſiehet/ als eine Schinder-Grube. Und mag Zweiffels frey/ nicht ohne erhebliche Urſach/ ein reinlich Weib/ um dadurch ſolch un- flaͤtig Weſen zu verhuͤten/ ihre Kinder und Ge- ſinde beredet haben/ daß/ ſo ſie das Ungezieffer auff dem Tiſche knicken wuͤrden/ ſo bekaͤmen ſie ſolche wieder. Damit ich nun nicht denen un- flaͤtigen Laͤuſe und Floͤh-Schlaͤchtern das Wort rede/ laſſe ich billich die Sache ferner unberuͤh- ret. Wer Vernunfft hat/ wird ſelbſt wiſſen/ was hiervon zu halten ſey. Das 47. Capitel. Wer im Holtze arbeitet/ der wird nicht reich. DIeſes iſt ein allgemeines Vorgeben in gantz Teutſchland; Wie ferne aber ſolche Meynung den Stich halte/ waͤre mit vie- len Umſtaͤnden leicht zu wiederſprechen/ wenn ich nicht der Kuͤrtze mich zu befleißigen ent- ſchloſſen F 2

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/105>, abgerufen am 21.11.2024.