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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ren Geweben verunzieren/ mag man ohne einig
Bedencken umbringen. Wiewohl ich auch eini-
ge gelehrte Männer kenne/ welche solch Unge-
zieffer hegen/ und keine Spinnewebe in ihren
Studir-Stuben oder an deren Fenstern abkeh-
ren lassen/ vorgebend/ daß sich die einwollende
Fliegen/ welche ihnen die Bücher besudelten/ in
solchen Geweben fingen; aber ich halte es um
deswillen nicht mit ihnen/ denn es siehet beydes
nicht gar fein aus/ und können die Bücher wohl
auff andere Art vor denen Fliegen verwahret
werden.

Das 79. Capitel.

Die neugebohrnen Kinder soll man
die ersten 3. Sonntage fein anputzen/ so ste-
hen ihnen ins künfftige die Kleider
schön.

DIeses ist eine solche albere abgeschmackte
Thorheit/ daß man sich schämen solte/ solche
unter Christen verspüret zu haben. Vor
ohngefehr einem Jahre/ kam ich in eine Stube
alwo eine Wöchnerin lag/ und in der neben dem
Wochen-Bette stehenden Wiege/ lag ein auff
vorgeschriebene Art geschleyertes Aeffgen/ und
hatte eine dermassen grosse Fontange auff dem
Köpffgen/ daß das gantze Kind hätte können da-
mit bedeckt werden; über welche Gestalt ich

mich
J 3

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ren Geweben verunzieren/ mag man ohne einig
Bedencken umbringen. Wiewohl ich auch eini-
ge gelehrte Maͤnner kenne/ welche ſolch Unge-
zieffer hegen/ und keine Spinnewebe in ihren
Studir-Stuben oder an deren Fenſtern abkeh-
ren laſſen/ vorgebend/ daß ſich die einwollende
Fliegen/ welche ihnen die Buͤcher beſudelten/ in
ſolchen Geweben fingen; aber ich halte es um
deswillen nicht mit ihnen/ denn es ſiehet beydes
nicht gar fein aus/ und koͤnnen die Buͤcher wohl
auff andere Art vor denen Fliegen verwahret
werden.

Das 79. Capitel.

Die neugebohrnen Kinder ſoll man
die erſten 3. Sonntage fein anputzen/ ſo ſte-
hen ihnen ins kuͤnfftige die Kleider
ſchoͤn.

DIeſes iſt eine ſolche albere abgeſchmackte
Thorheit/ daß man ſich ſchaͤmẽ ſolte/ ſolche
unter Chriſten verſpuͤret zu haben. Vor
ohngefehr einem Jahre/ kam ich in eine Stube
alwo eine Woͤchnerin lag/ und in der neben dem
Wochen-Bette ſtehenden Wiege/ lag ein auff
vorgeſchriebene Art geſchleyertes Aeffgen/ und
hatte eine dermaſſen groſſe Fontange auff dem
Koͤpffgen/ daß das gantze Kind haͤtte koͤnnen da-
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mich
J 3
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[133/0155] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ren Geweben verunzieren/ mag man ohne einig Bedencken umbringen. Wiewohl ich auch eini- ge gelehrte Maͤnner kenne/ welche ſolch Unge- zieffer hegen/ und keine Spinnewebe in ihren Studir-Stuben oder an deren Fenſtern abkeh- ren laſſen/ vorgebend/ daß ſich die einwollende Fliegen/ welche ihnen die Buͤcher beſudelten/ in ſolchen Geweben fingen; aber ich halte es um deswillen nicht mit ihnen/ denn es ſiehet beydes nicht gar fein aus/ und koͤnnen die Buͤcher wohl auff andere Art vor denen Fliegen verwahret werden. Das 79. Capitel. Die neugebohrnen Kinder ſoll man die erſten 3. Sonntage fein anputzen/ ſo ſte- hen ihnen ins kuͤnfftige die Kleider ſchoͤn. DIeſes iſt eine ſolche albere abgeſchmackte Thorheit/ daß man ſich ſchaͤmẽ ſolte/ ſolche unter Chriſten verſpuͤret zu haben. Vor ohngefehr einem Jahre/ kam ich in eine Stube alwo eine Woͤchnerin lag/ und in der neben dem Wochen-Bette ſtehenden Wiege/ lag ein auff vorgeſchriebene Art geſchleyertes Aeffgen/ und hatte eine dermaſſen groſſe Fontange auff dem Koͤpffgen/ daß das gantze Kind haͤtte koͤnnen da- mit bedeckt werden; uͤber welche Geſtalt ich mich J 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/155>, abgerufen am 23.11.2024.