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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 3. Capitel.

Wenn man etwas von Wäsche linck
oder verkehrt anziehet/ wird man nicht
beschrien.

DAs trifft gewiß ein/ und gestehe ichs selbst.
Hey! Victoria! ihr Weiber habt recht; in
diesem Punct stehe ich euch bey biß an Scheiter-
Hauffen/ denn ich habe es selbst offt probiren
müssen/ wenn ich meine Wäsche auff einer Sei-
te eingeschwärtzt gehabt/ so habe ich zuweilen
Hembd und Halßtuch umgewendet/ und her-
nach auffs neue darinnen gepranget/ als wie ein
Bauer-Bräutigam. Und kan ich euch mit tau-
send Eyden attestiren/ daß ich zu solcher Zeit nie-
mahls bin beschrien worden. Aber sagt mir doch/
ihr guten Weiber: (denn ich zürne nicht mit
euch/ sondern habe nur einen Unglauben an eu-
ren Wercken) Wie gehet es zu/ daß man in ver-
kehrter Wäsche nicht beschrien werden kan? Ich
will euch sagen was ich dencke/ und weil ihr doch
davor haltet/ daß man eine Sache glauben müs-
se/ wenn es helffen soll/ so will ich auch glauben/
daß mich meine Gedancken nicht betrügen wer-
den. Meine Gedancken aber sind folgende: Ich
dencke/ wenn ich gleich von Fuß an biß auff den
Kopff neu angezogen wäre/ und hätte alles recht
an/ so könne mich doch niemand beschreyen; nicht

darum/
A 3
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 3. Capitel.

Wenn man etwas von Waͤſche linck
oder verkehrt anziehet/ wird man nicht
beſchrien.

DAs trifft gewiß ein/ und geſtehe ichs ſelbſt.
Hey! Victoria! ihr Weiber habt recht; in
dieſem Punct ſtehe ich euch bey biß an Scheiter-
Hauffen/ denn ich habe es ſelbſt offt probiren
muͤſſen/ wenn ich meine Waͤſche auff einer Sei-
te eingeſchwaͤrtzt gehabt/ ſo habe ich zuweilen
Hembd und Halßtuch umgewendet/ und her-
nach auffs neue darinnen gepranget/ als wie ein
Bauer-Braͤutigam. Und kan ich euch mit tau-
ſend Eyden atteſtiren/ daß ich zu ſolcher Zeit nie-
mahls bin beſchrien worden. Aber ſagt mir doch/
ihr guten Weiber: (denn ich zuͤrne nicht mit
euch/ ſondern habe nur einen Unglauben an eu-
ren Wercken) Wie gehet es zu/ daß man in ver-
kehrter Waͤſche nicht beſchrien werden kan? Ich
will euch ſagen was ich dencke/ und weil ihr doch
davor haltet/ daß man eine Sache glauben muͤſ-
ſe/ wenn es helffen ſoll/ ſo will ich auch glauben/
daß mich meine Gedancken nicht betruͤgen wer-
den. Meine Gedancken aber ſind folgende: Ich
dencke/ wenn ich gleich von Fuß an biß auff den
Kopff neu angezogen waͤre/ und haͤtte alles recht
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[5/0027] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 3. Capitel. Wenn man etwas von Waͤſche linck oder verkehrt anziehet/ wird man nicht beſchrien. DAs trifft gewiß ein/ und geſtehe ichs ſelbſt. Hey! Victoria! ihr Weiber habt recht; in dieſem Punct ſtehe ich euch bey biß an Scheiter- Hauffen/ denn ich habe es ſelbſt offt probiren muͤſſen/ wenn ich meine Waͤſche auff einer Sei- te eingeſchwaͤrtzt gehabt/ ſo habe ich zuweilen Hembd und Halßtuch umgewendet/ und her- nach auffs neue darinnen gepranget/ als wie ein Bauer-Braͤutigam. Und kan ich euch mit tau- ſend Eyden atteſtiren/ daß ich zu ſolcher Zeit nie- mahls bin beſchrien worden. Aber ſagt mir doch/ ihr guten Weiber: (denn ich zuͤrne nicht mit euch/ ſondern habe nur einen Unglauben an eu- ren Wercken) Wie gehet es zu/ daß man in ver- kehrter Waͤſche nicht beſchrien werden kan? Ich will euch ſagen was ich dencke/ und weil ihr doch davor haltet/ daß man eine Sache glauben muͤſ- ſe/ wenn es helffen ſoll/ ſo will ich auch glauben/ daß mich meine Gedancken nicht betruͤgen wer- den. Meine Gedancken aber ſind folgende: Ich dencke/ wenn ich gleich von Fuß an biß auff den Kopff neu angezogen waͤre/ und haͤtte alles recht an/ ſo koͤnne mich doch niemand beſchreyen; nicht darum/ A 3

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/27>, abgerufen am 23.11.2024.