Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 30. Capitel. Wenn die Kinder in der Tauffe WEil die bösen Weiber/ ohne einige Condi- kan D 5
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 30. Capitel. Wenn die Kinder in der Tauffe WEil die boͤſen Weiber/ ohne einige Condi- kan D 5
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 30. Capitel.
Wenn die Kinder in der Tauffe
ſchreyen/ ſterben ſie bald/ und werden
nicht alt.
WEil die boͤſen Weiber/ ohne einige Condi-
tion, abſolutè auff der Meynung blei-
ben/ daß die Kinder/ ſo in der Tauffe ſchri-
en/ bald ſtuͤrben/ ſo wird es billich als ein ſtraff-
barer Aberglaube gehalten. Denn obgleich ein
Kind/ das in der Tauffe ſchreyet/ die Vermu-
thung und den Verdacht machet/ ob habe es
Reiſſen im Leibgen/ oder andere Schmertzen/
davon leicht noch mehr Unfaͤlle bey einem ſolchen
ſchwachen Kinde entſtehen koͤnnen/ die es her-
nach gar zum Tode befoͤrdern/ ſo iſt dennoch bey
weiten kein gewiß Argument drauff zu machen/
und koͤnte ohne Muͤhe hierwieder das contra-
rium behauptet werden. Zum Exempel: Ich
ſage/ die Kinder/ die in der Tauffe nicht ſchreyen/
die werden ſchwerlich alt werden/ weil ſie ſo matt
ſind/ daß ſie nicht ſchreyen koͤnnen. Oder/ wenn
die Kinder brav ſchreyen in der Tauffe/ ſo ſage
ich/ das Kind wird alt werden/ denn es war ſo
fein munter/ und kunte ſo wacker ſchreyen in der
Tauffe/ es hatte noch gute Kraͤffte/ und ſo fort an.
Wer will uns nun in dieſem Streit entſcheiden
In Warheit/ der bloß gefaſte albere Aberglaube
kan
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