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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
vermutzet werde/ sondern wird darüber halten/
daß davon ordentlich abgeschnitten werde/ daß
es stets gleich bleibe/ auch niemand mehr ab-
schneide/ als es zu Sättigung des Hungers be-
darff/ damit nicht alle Winckel voll Stücken ver-
dorret Brod gefunden werden. Wer demnach
also seine Sache anstellet/ dessen Nahrung nimmt
zu/ Prov. 24. v. 4. und trifft solcher Gestalt das
Sprichwort ein: Wer will werden reich/ der
schneid das Brod fein gleich. Dargegen will
ich aber einen ieglichen versichern/ daß von dem
blossen Brod gleich schneiden keiner wird reich
werden/ wenn nicht das übrige ordentliche Hauß-
halten mit darzu genommen wird.

Das 39. Capitel.

Wenn zu Grabe gelautet wird/ soll
man nicht essen/ sonst thun einem die
Zähne weh.

DIeser Aberglauben wird nicht allenthal-
ben/ sondern nur an etlichen Orten in Thü-
ringen/ und sonderlich auff denen Dörf-
fern/ getrieben. Wie gewiß aber solch alber
Vorgeben eintreffe/ kan man leicht in denen
Städten/ allwo man von dieser Thorheit nichts
weiß/ gewahr werden. Denn an vielen Oer-
tern/ wo der Gebrauch ist/ daß gleich Mittags
um Essens-Zeit zu Grabe gelautet wird/ kehret

man
E 4

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
vermutzet werde/ ſondern wird daruͤber halten/
daß davon ordentlich abgeſchnitten werde/ daß
es ſtets gleich bleibe/ auch niemand mehr ab-
ſchneide/ als es zu Saͤttigung des Hungers be-
darff/ damit nicht alle Winckel voll Stuͤcken ver-
dorret Brod gefunden werden. Wer demnach
alſo ſeine Sache anſtellet/ deſſen Nahrung nimmt
zu/ Prov. 24. v. 4. und trifft ſolcher Geſtalt das
Sprichwort ein: Wer will werden reich/ der
ſchneid das Brod fein gleich. Dargegen will
ich aber einen ieglichen verſichern/ daß von dem
bloſſen Brod gleich ſchneiden keiner wird reich
werden/ wenn nicht das uͤbrige ordentliche Hauß-
halten mit darzu genommen wird.

Das 39. Capitel.

Wenn zu Grabe gelautet wird/ ſoll
man nicht eſſen/ ſonſt thun einem die
Zaͤhne weh.

DIeſer Aberglauben wird nicht allenthal-
ben/ ſondern nur an etlichen Orten in Thuͤ-
ringen/ und ſonderlich auff denen Doͤrf-
fern/ getrieben. Wie gewiß aber ſolch alber
Vorgeben eintreffe/ kan man leicht in denen
Staͤdten/ allwo man von dieſer Thorheit nichts
weiß/ gewahr werden. Denn an vielen Oer-
tern/ wo der Gebrauch iſt/ daß gleich Mittags
um Eſſens-Zeit zu Grabe gelautet wird/ kehret

man
E 4
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[71/0093] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. vermutzet werde/ ſondern wird daruͤber halten/ daß davon ordentlich abgeſchnitten werde/ daß es ſtets gleich bleibe/ auch niemand mehr ab- ſchneide/ als es zu Saͤttigung des Hungers be- darff/ damit nicht alle Winckel voll Stuͤcken ver- dorret Brod gefunden werden. Wer demnach alſo ſeine Sache anſtellet/ deſſen Nahrung nimmt zu/ Prov. 24. v. 4. und trifft ſolcher Geſtalt das Sprichwort ein: Wer will werden reich/ der ſchneid das Brod fein gleich. Dargegen will ich aber einen ieglichen verſichern/ daß von dem bloſſen Brod gleich ſchneiden keiner wird reich werden/ wenn nicht das uͤbrige ordentliche Hauß- halten mit darzu genommen wird. Das 39. Capitel. Wenn zu Grabe gelautet wird/ ſoll man nicht eſſen/ ſonſt thun einem die Zaͤhne weh. DIeſer Aberglauben wird nicht allenthal- ben/ ſondern nur an etlichen Orten in Thuͤ- ringen/ und ſonderlich auff denen Doͤrf- fern/ getrieben. Wie gewiß aber ſolch alber Vorgeben eintreffe/ kan man leicht in denen Staͤdten/ allwo man von dieſer Thorheit nichts weiß/ gewahr werden. Denn an vielen Oer- tern/ wo der Gebrauch iſt/ daß gleich Mittags um Eſſens-Zeit zu Grabe gelautet wird/ kehret man E 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 1. Chemnitz, 1705, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia01_1705/93>, abgerufen am 21.11.2024.