Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
das gar nicht einbilden/ daß St. Andreas ihr gei-
les Gebet erböre; auch kan sie auff diese Art der
wahre GOtt nicht erhören/ weil sie seiner nicht
achten/ noch zu ihm ruffen; sondern der Teuffel/
als der an solchen geilen Huren-Begierden seinen
Wohlgefallen hat/ der höret und erhöret sie zu ih-
rer Verdammniß/ und der erscheinet ihnen auch
hernach zuweilen/ sowohl wachend als schlaffend/
in Gestalt ihrer vermeynten zukünfftigen Män-
ner. Dieser wird sie auch endlich/ wenn sie sich
nicht von diesen Teuffels-Wegen abwenden/ in
seine Kammer führen/ darinnen sie ewig einge-
kerckert und nackend/ mit grausamen Zähn-
Klappen/ ihre Wercke der Finsterniß werden
büssen müssen. Sagt mir doch aber nur noch
dieses/ ihr nacketen Bet-Schwestern/ was ihr
denn euch wohl von St. Andreßen einbildet?
Da euer so viel hundert hin und her eintzeln im
Finstern stehen/ und St. Andreßen um Män-
ner anruffen/ wie denn St. Andreas euch alle
hören könne? Denn ob ihr ihn gleich Deus nen-
net/ so ist er doch nicht GOtt. Wollet ihr aber
mit denen Papisten vorgeben/ die Heiligen leb-
ten in GOTT/ und hätten demnach die Eigen-
schafft GOttes durch GOtt/ alles zu hören/ was
die Menschen hier und dort von ihnen bäten/ so
müsset ihr mir solcher Gestalt auch nothwendig
gestehen/ daß/ wenn es ja also wäre/ (welches ich

euch

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
das gar nicht einbilden/ daß St. Andreas ihr gei-
les Gebet erboͤre; auch kan ſie auff dieſe Art der
wahre GOtt nicht erhoͤren/ weil ſie ſeiner nicht
achten/ noch zu ihm ruffen; ſondern der Teuffel/
als der an ſolchen geilen Huren-Begierden ſeinen
Wohlgefallen hat/ der hoͤret und erhoͤret ſie zu ih-
rer Verdammniß/ und der erſcheinet ihnen auch
hernach zuweilen/ ſowohl wachend als ſchlaffend/
in Geſtalt ihrer vermeynten zukuͤnfftigen Maͤn-
ner. Dieſer wird ſie auch endlich/ wenn ſie ſich
nicht von dieſen Teuffels-Wegen abwenden/ in
ſeine Kammer fuͤhren/ darinnen ſie ewig einge-
kerckert und nackend/ mit grauſamen Zaͤhn-
Klappen/ ihre Wercke der Finſterniß werden
buͤſſen muͤſſen. Sagt mir doch aber nur noch
dieſes/ ihr nacketen Bet-Schweſtern/ was ihr
denn euch wohl von St. Andreßen einbildet?
Da euer ſo viel hundert hin und her eintzeln im
Finſtern ſtehen/ und St. Andreßen um Maͤn-
ner anruffen/ wie denn St. Andreas euch alle
hoͤren koͤnne? Denn ob ihr ihn gleich Deus nen-
net/ ſo iſt er doch nicht GOtt. Wollet ihr aber
mit denen Papiſten vorgeben/ die Heiligen leb-
ten in GOTT/ und haͤtten demnach die Eigen-
ſchafft GOttes durch GOtt/ alles zu hoͤren/ was
die Menſchen hier und dort von ihnen baͤten/ ſo
muͤſſet ihr mir ſolcher Geſtalt auch nothwendig
geſtehen/ daß/ wenn es ja alſo waͤre/ (welches ich

euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="189"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
das gar nicht einbilden/ daß St. Andreas ihr gei-<lb/>
les Gebet erbo&#x0364;re; auch kan &#x017F;ie auff die&#x017F;e Art der<lb/>
wahre GOtt nicht erho&#x0364;ren/ weil &#x017F;ie &#x017F;einer nicht<lb/>
achten/ noch zu ihm ruffen; &#x017F;ondern der Teuffel/<lb/>
als der an &#x017F;olchen geilen Huren-Begierden &#x017F;einen<lb/>
Wohlgefallen hat/ der ho&#x0364;ret und erho&#x0364;ret &#x017F;ie zu ih-<lb/>
rer Verdammniß/ und der er&#x017F;cheinet ihnen auch<lb/>
hernach zuweilen/ &#x017F;owohl wachend als &#x017F;chlaffend/<lb/>
in Ge&#x017F;talt ihrer vermeynten zuku&#x0364;nfftigen Ma&#x0364;n-<lb/>
ner. Die&#x017F;er wird &#x017F;ie auch endlich/ wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nicht von die&#x017F;en Teuffels-Wegen abwenden/ in<lb/>
&#x017F;eine Kammer fu&#x0364;hren/ darinnen &#x017F;ie ewig einge-<lb/>
kerckert und nackend/ mit grau&#x017F;amen Za&#x0364;hn-<lb/>
Klappen/ ihre Wercke der Fin&#x017F;terniß werden<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sagt mir doch aber nur noch<lb/>
die&#x017F;es/ ihr nacketen Bet-Schwe&#x017F;tern/ was ihr<lb/>
denn euch wohl von St. Andreßen einbildet?<lb/>
Da euer &#x017F;o viel hundert hin und her eintzeln im<lb/>
Fin&#x017F;tern &#x017F;tehen/ und St. Andreßen um Ma&#x0364;n-<lb/>
ner anruffen/ wie denn St. Andreas euch alle<lb/>
ho&#x0364;ren ko&#x0364;nne? Denn ob ihr ihn gleich <hi rendition="#aq">Deus</hi> nen-<lb/>
net/ &#x017F;o i&#x017F;t er doch nicht GOtt. Wollet ihr aber<lb/>
mit denen Papi&#x017F;ten vorgeben/ die Heiligen leb-<lb/>
ten in GOTT/ und ha&#x0364;tten demnach die Eigen-<lb/>
&#x017F;chafft GOttes durch GOtt/ alles zu ho&#x0364;ren/ was<lb/>
die Men&#x017F;chen hier und dort von ihnen ba&#x0364;ten/ &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr mir &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt auch nothwendig<lb/>
ge&#x017F;tehen/ daß/ wenn es ja al&#x017F;o wa&#x0364;re/ (welches ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">euch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0013] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. das gar nicht einbilden/ daß St. Andreas ihr gei- les Gebet erboͤre; auch kan ſie auff dieſe Art der wahre GOtt nicht erhoͤren/ weil ſie ſeiner nicht achten/ noch zu ihm ruffen; ſondern der Teuffel/ als der an ſolchen geilen Huren-Begierden ſeinen Wohlgefallen hat/ der hoͤret und erhoͤret ſie zu ih- rer Verdammniß/ und der erſcheinet ihnen auch hernach zuweilen/ ſowohl wachend als ſchlaffend/ in Geſtalt ihrer vermeynten zukuͤnfftigen Maͤn- ner. Dieſer wird ſie auch endlich/ wenn ſie ſich nicht von dieſen Teuffels-Wegen abwenden/ in ſeine Kammer fuͤhren/ darinnen ſie ewig einge- kerckert und nackend/ mit grauſamen Zaͤhn- Klappen/ ihre Wercke der Finſterniß werden buͤſſen muͤſſen. Sagt mir doch aber nur noch dieſes/ ihr nacketen Bet-Schweſtern/ was ihr denn euch wohl von St. Andreßen einbildet? Da euer ſo viel hundert hin und her eintzeln im Finſtern ſtehen/ und St. Andreßen um Maͤn- ner anruffen/ wie denn St. Andreas euch alle hoͤren koͤnne? Denn ob ihr ihn gleich Deus nen- net/ ſo iſt er doch nicht GOtt. Wollet ihr aber mit denen Papiſten vorgeben/ die Heiligen leb- ten in GOTT/ und haͤtten demnach die Eigen- ſchafft GOttes durch GOtt/ alles zu hoͤren/ was die Menſchen hier und dort von ihnen baͤten/ ſo muͤſſet ihr mir ſolcher Geſtalt auch nothwendig geſtehen/ daß/ wenn es ja alſo waͤre/ (welches ich euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/13
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/13>, abgerufen am 03.12.2024.