Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.Weibern hochgehaltenen Aberglauben. worzu denn diese Dinge helffen solten? Jenerantwortete: Eines hülffe/ daß wenn man sich schlüge/ der andere alsobald eine Furcht bekäme. Das andere Stücklein lösete alle Festigkeit auff. Das dritte dienete wieder die schwere Noth/ wenn man den Degen Creutzweiß auff den Pa- tienten legte. Das vierdte beschützte ihn/ daß ihn kein Feind nicht könte beschädigen. Weil denn hierbey noch ein guter Freund stand/ und zusahe/ auch zu dem gelschnäbligen Tyrannen sagte: Das beste Stücklein wäre doch noch ver- gessen. Da fuhr der junge Held begierig her- aus: Ey! ich will es gern bezahlen/ es mag kosten was es will/ der Herr lasse mir es zukommen! Jener antwortete: Es kostete nichts/ sondern es wäre nur ein Zettelgen/ worauff gewisse vier Sylben/ die denen ietzt hinein gemachten vier Stücken die Krafft gäben/ geschrieben wären. Monsieur Gelschnabel bat um Mittheilung solcher Kunst/ worauff jener wieder sagte/ er sol- te nur diese vier Sylben auff ein Zettelgen schreiben: Hunds-Voigt wehr dich! Dieses möchten die mit Ohren-Schmaltz ihre Degen schmierende Duellanten alle auch in acht neh- men/ wiewohl es Christlicher herauskäme/ wenn das verfluchte Duelliren gar nachbliebe; weil aber leider! der Teuffel mehr Welt. Kinder in seinem Reich versammlet hält/ als Menschen in dem U 2
Weibern hochgehaltenen Aberglauben. worzu denn dieſe Dinge helffen ſolten? Jenerantwortete: Eines huͤlffe/ daß wenn man ſich ſchluͤge/ der andere alſobald eine Furcht bekaͤme. Das andere Stuͤcklein loͤſete alle Feſtigkeit auff. Das dritte dienete wieder die ſchwere Noth/ wenn man den Degen Creutzweiß auff den Pa- tienten legte. Das vierdte beſchuͤtzte ihn/ daß ihn kein Feind nicht koͤnte beſchaͤdigen. Weil denn hierbey noch ein guter Freund ſtand/ und zuſahe/ auch zu dem gelſchnaͤbligen Tyrannen ſagte: Das beſte Stuͤcklein waͤre doch noch ver- geſſen. Da fuhr der junge Held begierig her- aus: Ey! ich will es gern bezahlen/ es mag koſten was es will/ der Herr laſſe mir es zukommen! Jener antwortete: Es koſtete nichts/ ſondern es waͤre nur ein Zettelgen/ worauff gewiſſe vier Sylben/ die denen ietzt hinein gemachten vier Stuͤcken die Krafft gaͤben/ geſchrieben waͤren. Monſieur Gelſchnabel bat um Mittheilung ſolcher Kunſt/ worauff jener wieder ſagte/ er ſol- te nur dieſe vier Sylben auff ein Zettelgen ſchreiben: Hunds-Voigt wehr dich! Dieſes moͤchten die mit Ohren-Schmaltz ihre Degen ſchmierende Duellanten alle auch in acht neh- men/ wiewohl es Chriſtlicher herauskaͤme/ wenn das verfluchte Duelliren gar nachbliebe; weil aber leider! der Teuffel mehr Welt. Kinder in ſeinem Reich verſammlet haͤlt/ als Menſchen in dem U 2
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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
worzu denn dieſe Dinge helffen ſolten? Jener
antwortete: Eines huͤlffe/ daß wenn man ſich
ſchluͤge/ der andere alſobald eine Furcht bekaͤme.
Das andere Stuͤcklein loͤſete alle Feſtigkeit auff.
Das dritte dienete wieder die ſchwere Noth/
wenn man den Degen Creutzweiß auff den Pa-
tienten legte. Das vierdte beſchuͤtzte ihn/ daß
ihn kein Feind nicht koͤnte beſchaͤdigen. Weil
denn hierbey noch ein guter Freund ſtand/ und
zuſahe/ auch zu dem gelſchnaͤbligen Tyrannen
ſagte: Das beſte Stuͤcklein waͤre doch noch ver-
geſſen. Da fuhr der junge Held begierig her-
aus: Ey! ich will es gern bezahlen/ es mag koſten
was es will/ der Herr laſſe mir es zukommen!
Jener antwortete: Es koſtete nichts/ ſondern es
waͤre nur ein Zettelgen/ worauff gewiſſe vier
Sylben/ die denen ietzt hinein gemachten vier
Stuͤcken die Krafft gaͤben/ geſchrieben waͤren.
Monſieur Gelſchnabel bat um Mittheilung
ſolcher Kunſt/ worauff jener wieder ſagte/ er ſol-
te nur dieſe vier Sylben auff ein Zettelgen
ſchreiben: Hunds-Voigt wehr dich! Dieſes
moͤchten die mit Ohren-Schmaltz ihre Degen
ſchmierende Duellanten alle auch in acht neh-
men/ wiewohl es Chriſtlicher herauskaͤme/ wenn
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aber leider! der Teuffel mehr Welt. Kinder in
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