Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
dem Reich GOttes sich befinden/ so kan und will
ich weiter nichts mehr von dem ietzt vorhaben-
den Glaubens-Punct gedencken.

O du elender Tropff/ mit deinem Haasen-
Fette!

Ja/ wer für Ohren-Schmaltz etwas Cou-
rage hätte?

Du Hunds-Voigt wehre dich/ das ist
das beste Mittel/

Sonst bleibet dir gewiß der garstge Eh-
ren-Tittel.
Das 53. Capitel.

Wenn zwey Kinder-stillende Weiber
zugleich mit einander trincken/ so trinckt
eine der andern die Milch ab.

ES will an theils Orten geglaubet werden/
daß/ wenn zwey Personen zugleich mit
einander anfingen zu trincken/ und auch
zugleich auffhöreten/ so träncke eines dem an-
dern die Röthe ab. Dieses Fürgeben braucht
keiner Wiederlegung/ weil es für sich selbst dahin
fället/ indem nicht alleine ietzo die galante Mo-
de auffgekommen ist/ daß nicht nur ihrer zwey/
sondern wohl gar ihrer zwantzig/ oder lange Ta-
feln voll Leute zugleich auffstehen/ ihre vor sich
habende Wein- und Bier-Gläser an einander
stossen/ und auff Gesundheit dieses oder jenes zu-

gleich

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
dem Reich GOttes ſich befinden/ ſo kan und will
ich weiter nichts mehr von dem ietzt vorhaben-
den Glaubens-Punct gedencken.

O du elender Tropff/ mit deinem Haaſen-
Fette!

Ja/ wer fuͤr Ohren-Schmaltz etwas Cou-
rage haͤtte?

Du Hunds-Voigt wehre dich/ das iſt
das beſte Mittel/

Sonſt bleibet dir gewiß der garſtge Eh-
ren-Tittel.
Das 53. Capitel.

Wenn zwey Kinder-ſtillende Weiber
zugleich mit einander trincken/ ſo trinckt
eine der andern die Milch ab.

ES will an theils Orten geglaubet werden/
daß/ wenn zwey Perſonen zugleich mit
einander anfingen zu trincken/ und auch
zugleich auffhoͤreten/ ſo traͤncke eines dem an-
dern die Roͤthe ab. Dieſes Fuͤrgeben braucht
keiner Wiederlegung/ weil es fuͤr ſich ſelbſt dahin
faͤllet/ indem nicht alleine ietzo die galante Mo-
de auffgekommen iſt/ daß nicht nur ihrer zwey/
ſondern wohl gar ihrer zwantzig/ oder lange Ta-
feln voll Leute zugleich auffſtehen/ ihre vor ſich
habende Wein- und Bier-Glaͤſer an einander
ſtoſſen/ und auff Geſundheit dieſes oder jenes zu-

gleich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0132" n="308"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
dem Reich GOttes &#x017F;ich befinden/ &#x017F;o kan und will<lb/>
ich weiter nichts mehr von dem ietzt vorhaben-<lb/>
den Glaubens-Punct gedencken.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>O du elender Tropff/ mit deinem Haa&#x017F;en-<lb/><hi rendition="#et">Fette!</hi></l><lb/>
          <l>Ja/ wer fu&#x0364;r Ohren-Schmaltz etwas <hi rendition="#aq">Cou-</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">rage</hi> ha&#x0364;tte?</hi></l><lb/>
          <l>Du Hunds-Voigt wehre dich/ das i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">das be&#x017F;te Mittel/</hi></l><lb/>
          <l>Son&#x017F;t bleibet dir gewiß der gar&#x017F;tge Eh-<lb/><hi rendition="#et">ren-Tittel.</hi></l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das 53. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Wenn zwey Kinder-&#x017F;tillende Weiber<lb/><hi rendition="#c">zugleich mit einander trincken/ &#x017F;o trinckt<lb/>
eine der andern die Milch ab.</hi></p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S will an theils Orten geglaubet werden/<lb/>
daß/ wenn zwey Per&#x017F;onen zugleich mit<lb/>
einander anfingen zu trincken/ und auch<lb/>
zugleich auffho&#x0364;reten/ &#x017F;o tra&#x0364;ncke eines dem an-<lb/>
dern die Ro&#x0364;the ab. Die&#x017F;es Fu&#x0364;rgeben braucht<lb/>
keiner Wiederlegung/ weil es fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t dahin<lb/>
fa&#x0364;llet/ indem nicht alleine ietzo die galante Mo-<lb/>
de auffgekommen i&#x017F;t/ daß nicht nur ihrer zwey/<lb/>
&#x017F;ondern wohl gar ihrer zwantzig/ oder lange Ta-<lb/>
feln voll Leute zugleich auff&#x017F;tehen/ ihre vor &#x017F;ich<lb/>
habende Wein- und Bier-Gla&#x0364;&#x017F;er an einander<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und auff Ge&#x017F;undheit die&#x017F;es oder jenes zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gleich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0132] Unterſuchung derer von ſuper-klugen dem Reich GOttes ſich befinden/ ſo kan und will ich weiter nichts mehr von dem ietzt vorhaben- den Glaubens-Punct gedencken. O du elender Tropff/ mit deinem Haaſen- Fette! Ja/ wer fuͤr Ohren-Schmaltz etwas Cou- rage haͤtte? Du Hunds-Voigt wehre dich/ das iſt das beſte Mittel/ Sonſt bleibet dir gewiß der garſtge Eh- ren-Tittel. Das 53. Capitel. Wenn zwey Kinder-ſtillende Weiber zugleich mit einander trincken/ ſo trinckt eine der andern die Milch ab. ES will an theils Orten geglaubet werden/ daß/ wenn zwey Perſonen zugleich mit einander anfingen zu trincken/ und auch zugleich auffhoͤreten/ ſo traͤncke eines dem an- dern die Roͤthe ab. Dieſes Fuͤrgeben braucht keiner Wiederlegung/ weil es fuͤr ſich ſelbſt dahin faͤllet/ indem nicht alleine ietzo die galante Mo- de auffgekommen iſt/ daß nicht nur ihrer zwey/ ſondern wohl gar ihrer zwantzig/ oder lange Ta- feln voll Leute zugleich auffſtehen/ ihre vor ſich habende Wein- und Bier-Glaͤſer an einander ſtoſſen/ und auff Geſundheit dieſes oder jenes zu- gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/132
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/132>, abgerufen am 23.11.2024.