Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Untersuchung derer von super-klugen
als um derer willen sie sich putzen/ baden/ pudern/
schmincken/ salben und balsamiren/ angenehm;
und wenn sie noch ledig sind/ bekommen sie eher
Männer; sind sie aber ehlich/ so hoffen sie/ um
der Schönheit willen/ zuweilen auch (wiewohl
verbotener Weise) einer frembden Speise zu ge-
niessen. Welche wolte denn/ bey so gestalten
Sachen/ den Rost oder Dreyfuß im Feuer stehen
lassen? und wolte ich nun keine mehr drum ver-
dencken/ wenn sie solchen/ in Ermangelung einer
Feuer-Zange/ gleich mit blossen Händen um-
würffe; Allein/ weil gleich wohl eine Sache nicht
nur in blossem Vorgeben bestehen darff/ sondern
auch gewisse rationes erfordert werden/ warum
das oder jenes so/ oder so sey? so wollen mir die
Weiber doch erst die Art und Weise entdecken/
wie sie von dem auff dem Feuer bloß stehenden
Dreyfuß runtzelich und alt werden/ wiedrigen
Falls wird es niemand ihnen zu Gefallen glau-
ben. Und ob sie gleich wolten fürgeben/ daß sie
solches aus offt und vieler Erfahrung erlernet
hätten; so wäre doch dieses noch ein gar schlech-
ter Beweiß/ weil andere Dinge mehr und öffter
fürgehen/ die eine Ursach zum Runtzeln und al-
ter Gestalt machen können/ als der im Feuer ste-
hende Dreyfuß. Auch werden viele ungestalt/
die nicht einmahl an das Feuer kommen/ vielwe-
niger einen Dreyfuß im Feuer stehen lassen; und

das

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
als um derer willen ſie ſich putzen/ baden/ pudern/
ſchmincken/ ſalben und balſamiren/ angenehm;
und wenn ſie noch ledig ſind/ bekommen ſie eher
Maͤnner; ſind ſie aber ehlich/ ſo hoffen ſie/ um
der Schoͤnheit willen/ zuweilen auch (wiewohl
verbotener Weiſe) einer frembden Speiſe zu ge-
nieſſen. Welche wolte denn/ bey ſo geſtalten
Sachen/ den Roſt oder Dreyfuß im Feuer ſtehen
laſſen? und wolte ich nun keine mehr drum ver-
dencken/ wenn ſie ſolchen/ in Ermangelung einer
Feuer-Zange/ gleich mit bloſſen Haͤnden um-
wuͤrffe; Allein/ weil gleich wohl eine Sache nicht
nur in bloſſem Vorgeben beſtehen darff/ ſondern
auch gewiſſe rationes erfordert werden/ warum
das oder jenes ſo/ oder ſo ſey? ſo wollen mir die
Weiber doch erſt die Art und Weiſe entdecken/
wie ſie von dem auff dem Feuer bloß ſtehenden
Dreyfuß runtzelich und alt werden/ wiedrigen
Falls wird es niemand ihnen zu Gefallen glau-
ben. Und ob ſie gleich wolten fuͤrgeben/ daß ſie
ſolches aus offt und vieler Erfahrung erlernet
haͤtten; ſo waͤre doch dieſes noch ein gar ſchlech-
ter Beweiß/ weil andere Dinge mehr und oͤffter
fuͤrgehen/ die eine Urſach zum Runtzeln und al-
ter Geſtalt machen koͤnnen/ als der im Feuer ſte-
hende Dreyfuß. Auch werden viele ungeſtalt/
die nicht einmahl an das Feuer kommen/ vielwe-
niger einen Dreyfuß im Feuer ſtehen laſſen; und

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0046" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Unter&#x017F;uchung derer von</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi></hi><hi rendition="#fr">klugen</hi></fw><lb/>
als um derer willen &#x017F;ie &#x017F;ich putzen/ baden/ pudern/<lb/>
&#x017F;chmincken/ &#x017F;alben und bal&#x017F;amiren/ angenehm;<lb/>
und wenn &#x017F;ie noch ledig &#x017F;ind/ bekommen &#x017F;ie eher<lb/>
Ma&#x0364;nner; &#x017F;ind &#x017F;ie aber ehlich/ &#x017F;o hoffen &#x017F;ie/ um<lb/>
der Scho&#x0364;nheit willen/ zuweilen auch (wiewohl<lb/>
verbotener Wei&#x017F;e) einer frembden Spei&#x017F;e zu ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en. Welche wolte denn/ bey &#x017F;o ge&#x017F;talten<lb/>
Sachen/ den Ro&#x017F;t oder Dreyfuß im Feuer &#x017F;tehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en? und wolte ich nun keine mehr drum ver-<lb/>
dencken/ wenn &#x017F;ie &#x017F;olchen/ in Ermangelung einer<lb/>
Feuer-Zange/ gleich mit blo&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;nden um-<lb/>
wu&#x0364;rffe; Allein/ weil gleich wohl eine Sache nicht<lb/>
nur in blo&#x017F;&#x017F;em Vorgeben be&#x017F;tehen darff/ &#x017F;ondern<lb/>
auch gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">rationes</hi> erfordert werden/ warum<lb/>
das oder jenes &#x017F;o/ oder &#x017F;o &#x017F;ey? &#x017F;o wollen mir die<lb/>
Weiber doch er&#x017F;t die Art und Wei&#x017F;e entdecken/<lb/>
wie &#x017F;ie von dem auff dem Feuer bloß &#x017F;tehenden<lb/>
Dreyfuß runtzelich und alt werden/ wiedrigen<lb/>
Falls wird es niemand ihnen zu Gefallen glau-<lb/>
ben. Und ob &#x017F;ie gleich wolten fu&#x0364;rgeben/ daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olches aus offt und vieler Erfahrung erlernet<lb/>
ha&#x0364;tten; &#x017F;o wa&#x0364;re doch die&#x017F;es noch ein gar &#x017F;chlech-<lb/>
ter Beweiß/ weil andere Dinge mehr und o&#x0364;ffter<lb/>
fu&#x0364;rgehen/ die eine Ur&#x017F;ach zum Runtzeln und al-<lb/>
ter Ge&#x017F;talt machen ko&#x0364;nnen/ als der im Feuer &#x017F;te-<lb/>
hende Dreyfuß. Auch werden viele unge&#x017F;talt/<lb/>
die nicht einmahl an das Feuer kommen/ vielwe-<lb/>
niger einen Dreyfuß im Feuer &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en; und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0046] Unterſuchung derer von ſuper-klugen als um derer willen ſie ſich putzen/ baden/ pudern/ ſchmincken/ ſalben und balſamiren/ angenehm; und wenn ſie noch ledig ſind/ bekommen ſie eher Maͤnner; ſind ſie aber ehlich/ ſo hoffen ſie/ um der Schoͤnheit willen/ zuweilen auch (wiewohl verbotener Weiſe) einer frembden Speiſe zu ge- nieſſen. Welche wolte denn/ bey ſo geſtalten Sachen/ den Roſt oder Dreyfuß im Feuer ſtehen laſſen? und wolte ich nun keine mehr drum ver- dencken/ wenn ſie ſolchen/ in Ermangelung einer Feuer-Zange/ gleich mit bloſſen Haͤnden um- wuͤrffe; Allein/ weil gleich wohl eine Sache nicht nur in bloſſem Vorgeben beſtehen darff/ ſondern auch gewiſſe rationes erfordert werden/ warum das oder jenes ſo/ oder ſo ſey? ſo wollen mir die Weiber doch erſt die Art und Weiſe entdecken/ wie ſie von dem auff dem Feuer bloß ſtehenden Dreyfuß runtzelich und alt werden/ wiedrigen Falls wird es niemand ihnen zu Gefallen glau- ben. Und ob ſie gleich wolten fuͤrgeben/ daß ſie ſolches aus offt und vieler Erfahrung erlernet haͤtten; ſo waͤre doch dieſes noch ein gar ſchlech- ter Beweiß/ weil andere Dinge mehr und oͤffter fuͤrgehen/ die eine Urſach zum Runtzeln und al- ter Geſtalt machen koͤnnen/ als der im Feuer ſte- hende Dreyfuß. Auch werden viele ungeſtalt/ die nicht einmahl an das Feuer kommen/ vielwe- niger einen Dreyfuß im Feuer ſtehen laſſen; und das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/46
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/46>, abgerufen am 21.11.2024.