Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
das sind solche liebe Dingergen/ die nicht wissen
eine Wasser-Suppe zu machen/ sondern sich auff
die Mägde verlassen. Ich will aber andere Ur-
sachen entdecken/ warum die schönen Weiber
manchmahl so bald runtzlich und ungestalt wer-
den? nemlich/ wenn sie Bocken-Gruben mit
Schmincke/ Kleister/ Bleyweiß/ Kugelac und
dergleichen stets ausfüllen wollen/ so macht es
endlich eine runtzliche Haut; oder wenn sie die
Scirne glatt in die Höhe binden/ solche mit so ge-
nandten Favorittgen behängen/ als ob ihnen ein
Turtel-Täubgen auff dem Kopffe gesessen sey/
und auff die Stirne solche runde Ringelgen s. v.
geschmeisset hätte; die sie dermassen mit Mehl
oder gestossener Stärcke bestreuen/ daß sie ausse-
hen/ als eine aus der Mühlen kommende Palm-
Sonntags-Stutte/ oder/ nach der teutschen
Grund-Sprache zu reden/ eine mit Mehl bestu-
bene Eselin. Auch trägt zu eines jungen Wei-
bes baldigen Runtzeln viel bey/ wenn sie lieber den
Kragen/ als den Magen/ bedencken/ und lieber
Hunger leiden/ als etwas von der verfluchten
Hoffart und Putz abbrechen/ da fallen die Ba-
cken bald in Falten/ und die vorhin glatt gewese-
ne Stirn bekömmt Runtzeln/ und werden Cre-
punene Gesichter draus. Dieses sind also mei-
ne rationes, warum die Weiber bald alt und
runtzlich werden; vom Dreyfuß im Feuer hal-

te ich

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
das ſind ſolche liebe Dingergen/ die nicht wiſſen
eine Waſſer-Suppe zu machen/ ſondern ſich auff
die Maͤgde verlaſſen. Ich will aber andere Ur-
ſachen entdecken/ warum die ſchoͤnen Weiber
manchmahl ſo bald runtzlich und ungeſtalt wer-
den? nemlich/ wenn ſie Bocken-Gruben mit
Schmincke/ Kleiſter/ Bleyweiß/ Kugelac und
dergleichen ſtets ausfuͤllen wollen/ ſo macht es
endlich eine runtzliche Haut; oder wenn ſie die
Scirne glatt in die Hoͤhe binden/ ſolche mit ſo ge-
nandten Favorittgen behaͤngen/ als ob ihnen ein
Turtel-Taͤubgen auff dem Kopffe geſeſſen ſey/
und auff die Stirne ſolche runde Ringelgen ſ. v.
geſchmeiſſet haͤtte; die ſie dermaſſen mit Mehl
oder geſtoſſener Staͤrcke beſtreuen/ daß ſie ausſe-
hen/ als eine aus der Muͤhlen kommende Palm-
Sonntags-Stutte/ oder/ nach der teutſchen
Grund-Sprache zu reden/ eine mit Mehl beſtu-
bene Eſelin. Auch traͤgt zu eines jungen Wei-
bes baldigen Runtzeln viel bey/ wenn ſie lieber den
Kragen/ als den Magen/ bedencken/ und lieber
Hunger leiden/ als etwas von der verfluchten
Hoffart und Putz abbrechen/ da fallen die Ba-
cken bald in Falten/ und die vorhin glatt geweſe-
ne Stirn bekoͤmmt Runtzeln/ und werden Cre-
punene Geſichter draus. Dieſes ſind alſo mei-
ne rationes, warum die Weiber bald alt und
runtzlich werden; vom Dreyfuß im Feuer hal-

te ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Weibern hochgehaltenen Aberglauben.</hi></fw><lb/>
das &#x017F;ind &#x017F;olche liebe Dingergen/ die nicht wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
eine Wa&#x017F;&#x017F;er-Suppe zu machen/ &#x017F;ondern &#x017F;ich auff<lb/>
die Ma&#x0364;gde verla&#x017F;&#x017F;en. Ich will aber andere Ur-<lb/>
&#x017F;achen entdecken/ warum die &#x017F;cho&#x0364;nen Weiber<lb/>
manchmahl &#x017F;o bald runtzlich und unge&#x017F;talt wer-<lb/>
den? nemlich/ wenn &#x017F;ie Bocken-Gruben mit<lb/>
Schmincke/ Klei&#x017F;ter/ Bleyweiß/ Kugelac und<lb/>
dergleichen &#x017F;tets ausfu&#x0364;llen wollen/ &#x017F;o macht es<lb/>
endlich eine runtzliche Haut; oder wenn &#x017F;ie die<lb/>
Scirne glatt in die Ho&#x0364;he binden/ &#x017F;olche mit &#x017F;o ge-<lb/>
nandten <hi rendition="#aq">Favorittg</hi>en beha&#x0364;ngen/ als ob ihnen ein<lb/>
Turtel-Ta&#x0364;ubgen auff dem Kopffe ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey/<lb/>
und auff die Stirne &#x017F;olche runde Ringelgen <hi rendition="#aq">&#x017F;. v.</hi><lb/>
ge&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;et ha&#x0364;tte; die &#x017F;ie derma&#x017F;&#x017F;en mit Mehl<lb/>
oder ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ener Sta&#x0364;rcke be&#x017F;treuen/ daß &#x017F;ie aus&#x017F;e-<lb/>
hen/ als eine aus der Mu&#x0364;hlen kommende Palm-<lb/>
Sonntags-Stutte/ oder/ nach der teut&#x017F;chen<lb/>
Grund-Sprache zu reden/ eine mit Mehl be&#x017F;tu-<lb/>
bene E&#x017F;elin. Auch tra&#x0364;gt zu eines jungen Wei-<lb/>
bes baldigen Runtzeln viel bey/ wenn &#x017F;ie lieber den<lb/>
Kragen/ als den Magen/ bedencken/ und lieber<lb/>
Hunger leiden/ als etwas von der verfluchten<lb/>
Hoffart und Putz abbrechen/ da fallen die Ba-<lb/>
cken bald in Falten/ und die vorhin glatt gewe&#x017F;e-<lb/>
ne Stirn beko&#x0364;mmt Runtzeln/ und werden Cre-<lb/>
punene Ge&#x017F;ichter draus. Die&#x017F;es &#x017F;ind al&#x017F;o mei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">rationes,</hi> warum die Weiber bald alt und<lb/>
runtzlich werden; vom Dreyfuß im Feuer hal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0047] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. das ſind ſolche liebe Dingergen/ die nicht wiſſen eine Waſſer-Suppe zu machen/ ſondern ſich auff die Maͤgde verlaſſen. Ich will aber andere Ur- ſachen entdecken/ warum die ſchoͤnen Weiber manchmahl ſo bald runtzlich und ungeſtalt wer- den? nemlich/ wenn ſie Bocken-Gruben mit Schmincke/ Kleiſter/ Bleyweiß/ Kugelac und dergleichen ſtets ausfuͤllen wollen/ ſo macht es endlich eine runtzliche Haut; oder wenn ſie die Scirne glatt in die Hoͤhe binden/ ſolche mit ſo ge- nandten Favorittgen behaͤngen/ als ob ihnen ein Turtel-Taͤubgen auff dem Kopffe geſeſſen ſey/ und auff die Stirne ſolche runde Ringelgen ſ. v. geſchmeiſſet haͤtte; die ſie dermaſſen mit Mehl oder geſtoſſener Staͤrcke beſtreuen/ daß ſie ausſe- hen/ als eine aus der Muͤhlen kommende Palm- Sonntags-Stutte/ oder/ nach der teutſchen Grund-Sprache zu reden/ eine mit Mehl beſtu- bene Eſelin. Auch traͤgt zu eines jungen Wei- bes baldigen Runtzeln viel bey/ wenn ſie lieber den Kragen/ als den Magen/ bedencken/ und lieber Hunger leiden/ als etwas von der verfluchten Hoffart und Putz abbrechen/ da fallen die Ba- cken bald in Falten/ und die vorhin glatt geweſe- ne Stirn bekoͤmmt Runtzeln/ und werden Cre- punene Geſichter draus. Dieſes ſind alſo mei- ne rationes, warum die Weiber bald alt und runtzlich werden; vom Dreyfuß im Feuer hal- te ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/47
Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/47>, abgerufen am 23.11.2024.