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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
da an einem hitzigen Fieben liegenden Obersten
sich dermassen entsetzte/ daß er sich alsbald entfär-
bete/ und sich kranck nach Ilmenau bringen las-
sen muste/ allwo er den dritten Tag seinen Geist
auffgab/ und starb. Ob er nun zwar zu derselbi-
gen Zeit sich nur kurtz zuvor verheyrathet hatte/
war doch meine Schwester noch bey ihm/ und er-
zehlete bey dessen Begräbniß/ daß er eben das
Hembde/ womit sie ihn angebunden gehabt/ hät-
te auff dieser unglücklichen Reise angehabt/ und
hätte solcher Gestalt gar wenig Glück darinnen
gehabt. Dieses habe ich also nur darum ange-
führet/ auff daß iedweder erkennen möge/ daß ein
solch Hembde nicht einen Pfifferling besser sey/
als ein anders. Wer aber sein Vertrauen auff
dieses und dergleichen Possen setzet/ bey dem hat
der Teuffel geschwinde seine operation, und ver-
schaffet/ daß er in seinem abgöttischen Vertrauen
noch mehr gestärcket werde/ drum hat ein redli-
cher Christ wohl Ursache/ sich vor solchen losen
Händeln zu hüten.

Der ist ja wohl recht geschossen/
Der auff solche albre Possen
Seine Hoffnung also setzet/
Daß er sich dabey verletzet
An der Seelen und Gewissen;
Denn der Teuffel ist befliessen/
Mit dergleichen falschen Stricken
Fromme Christen zu berücken.
Das

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
da an einem hitzigen Fieben liegenden Oberſten
ſich dermaſſen entſetzte/ daß er ſich alsbald entfaͤr-
bete/ und ſich kranck nach Ilmenau bringen laſ-
ſen muſte/ allwo er den dritten Tag ſeinen Geiſt
auffgab/ und ſtarb. Ob er nun zwar zu derſelbi-
gen Zeit ſich nur kurtz zuvor verheyrathet hatte/
war doch meine Schweſter noch bey ihm/ und er-
zehlete bey deſſen Begraͤbniß/ daß er eben das
Hembde/ womit ſie ihn angebunden gehabt/ haͤt-
te auff dieſer ungluͤcklichen Reiſe angehabt/ und
haͤtte ſolcher Geſtalt gar wenig Gluͤck darinnen
gehabt. Dieſes habe ich alſo nur darum ange-
fuͤhret/ auff daß iedweder erkennen moͤge/ daß ein
ſolch Hembde nicht einen Pfifferling beſſer ſey/
als ein anders. Wer aber ſein Vertrauen auff
dieſes und dergleichen Poſſen ſetzet/ bey dem hat
der Teuffel geſchwinde ſeine operation, und ver-
ſchaffet/ daß er in ſeinem abgoͤttiſchen Vertrauen
noch mehr geſtaͤrcket werde/ drum hat ein redli-
cher Chriſt wohl Urſache/ ſich vor ſolchen loſen
Haͤndeln zu huͤten.

Der iſt ja wohl recht geſchoſſen/
Der auff ſolche albre Poſſen
Seine Hoffnung alſo ſetzet/
Daß er ſich dabey verletzet
An der Seelen und Gewiſſen;
Denn der Teuffel iſt beflieſſen/
Mit dergleichen falſchen Stricken
Fromme Chriſten zu beruͤcken.
Das
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[233/0057] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. da an einem hitzigen Fieben liegenden Oberſten ſich dermaſſen entſetzte/ daß er ſich alsbald entfaͤr- bete/ und ſich kranck nach Ilmenau bringen laſ- ſen muſte/ allwo er den dritten Tag ſeinen Geiſt auffgab/ und ſtarb. Ob er nun zwar zu derſelbi- gen Zeit ſich nur kurtz zuvor verheyrathet hatte/ war doch meine Schweſter noch bey ihm/ und er- zehlete bey deſſen Begraͤbniß/ daß er eben das Hembde/ womit ſie ihn angebunden gehabt/ haͤt- te auff dieſer ungluͤcklichen Reiſe angehabt/ und haͤtte ſolcher Geſtalt gar wenig Gluͤck darinnen gehabt. Dieſes habe ich alſo nur darum ange- fuͤhret/ auff daß iedweder erkennen moͤge/ daß ein ſolch Hembde nicht einen Pfifferling beſſer ſey/ als ein anders. Wer aber ſein Vertrauen auff dieſes und dergleichen Poſſen ſetzet/ bey dem hat der Teuffel geſchwinde ſeine operation, und ver- ſchaffet/ daß er in ſeinem abgoͤttiſchen Vertrauen noch mehr geſtaͤrcket werde/ drum hat ein redli- cher Chriſt wohl Urſache/ ſich vor ſolchen loſen Haͤndeln zu huͤten. Der iſt ja wohl recht geſchoſſen/ Der auff ſolche albre Poſſen Seine Hoffnung alſo ſetzet/ Daß er ſich dabey verletzet An der Seelen und Gewiſſen; Denn der Teuffel iſt beflieſſen/ Mit dergleichen falſchen Stricken Fromme Chriſten zu beruͤcken. Das

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/57>, abgerufen am 23.11.2024.