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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung/ derer von super-klugen
ler Rabe/ sondern gantze Schock sich um ein
solch Hauß einfinden. Weil aber dergleichen
Begebenheit auch noch nicht erhöret worden ist/
so fället billich solche Meynung von sich selbst
weg. Dieses sind also meine Gedancken über die-
sen Glaubens-Punct/ was anlanget die natür-
lichen Raben oder Krähen. Nun finden sich aber
wieder andere/ welche dafür halten/ es wären sol-
ches nicht allgemeine oder natürliche Krähen/
sondern man nennete es Todten-Krähen; ja ei-
nige wollen gar fürgeben/ ob wäre es der Teuffel.
Was aber die vom Pöbel also genannte Todten-
Krähen anlanget/ so ist es eben ein solch Affen-
und Fabelwerck/ als das erlogene Fürgeben von
der Klage-Mutter/ oder also genannten Weh-
klage. Wenn aber eine solche Krähe oder Rabe
gar der Teuffel seyn solte/ so würde ich desto eher
recht behalten/ wenn ich sagte das Sitzen und
Schreyen einer solchen Krähe bedeute nicht den
Tod des Krancken/ weil (woferne der Patient
in rechten Glauben beständig bleibt) der Teuffel
von einem frommen Christen nichts zu holen hat.
Uberdiß laufft auch ohne dem allezeit des Teuf-
fels Propheceyung auff Lügen aus. Also mag ei-
ner solch Sitzen und Schreyen derer Raben auff
eines Patienten Hauß verstehen wie er will/ so
wird er befinden/ daß gantz und gar keine Be-
deutung davon zu machen sey.

Wem

Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen
ler Rabe/ ſondern gantze Schock ſich um ein
ſolch Hauß einfinden. Weil aber dergleichen
Begebenheit auch noch nicht erhoͤret worden iſt/
ſo faͤllet billich ſolche Meynung von ſich ſelbſt
weg. Dieſes ſind alſo meine Gedancken uͤber die-
ſen Glaubens-Punct/ was anlanget die natuͤr-
lichen Raben oder Kraͤhen. Nun finden ſich aber
wieder andere/ welche dafuͤr halten/ es waͤren ſol-
ches nicht allgemeine oder natuͤrliche Kraͤhen/
ſondern man nennete es Todten-Kraͤhen; ja ei-
nige wollen gar fuͤrgeben/ ob waͤre es der Teuffel.
Was aber die vom Poͤbel alſo genannte Todten-
Kraͤhen anlanget/ ſo iſt es eben ein ſolch Affen-
und Fabelwerck/ als das erlogene Fuͤrgeben von
der Klage-Mutter/ oder alſo genannten Weh-
klage. Wenn aber eine ſolche Kraͤhe oder Rabe
gar der Teuffel ſeyn ſolte/ ſo wuͤrde ich deſto eher
recht behalten/ wenn ich ſagte das Sitzen und
Schreyen einer ſolchen Kraͤhe bedeute nicht den
Tod des Krancken/ weil (woferne der Patient
in rechten Glauben beſtaͤndig bleibt) der Teuffel
von einem frommen Chriſten nichts zu holen hat.
Uberdiß laufft auch ohne dem allezeit des Teuf-
fels Propheceyung auff Luͤgen aus. Alſo mag ei-
ner ſolch Sitzen und Schreyen derer Raben auff
eines Patienten Hauß verſtehen wie er will/ ſo
wird er befinden/ daß gantz und gar keine Be-
deutung davon zu machen ſey.

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[246/0070] Unterſuchung/ derer von ſuper-klugen ler Rabe/ ſondern gantze Schock ſich um ein ſolch Hauß einfinden. Weil aber dergleichen Begebenheit auch noch nicht erhoͤret worden iſt/ ſo faͤllet billich ſolche Meynung von ſich ſelbſt weg. Dieſes ſind alſo meine Gedancken uͤber die- ſen Glaubens-Punct/ was anlanget die natuͤr- lichen Raben oder Kraͤhen. Nun finden ſich aber wieder andere/ welche dafuͤr halten/ es waͤren ſol- ches nicht allgemeine oder natuͤrliche Kraͤhen/ ſondern man nennete es Todten-Kraͤhen; ja ei- nige wollen gar fuͤrgeben/ ob waͤre es der Teuffel. Was aber die vom Poͤbel alſo genannte Todten- Kraͤhen anlanget/ ſo iſt es eben ein ſolch Affen- und Fabelwerck/ als das erlogene Fuͤrgeben von der Klage-Mutter/ oder alſo genannten Weh- klage. Wenn aber eine ſolche Kraͤhe oder Rabe gar der Teuffel ſeyn ſolte/ ſo wuͤrde ich deſto eher recht behalten/ wenn ich ſagte das Sitzen und Schreyen einer ſolchen Kraͤhe bedeute nicht den Tod des Krancken/ weil (woferne der Patient in rechten Glauben beſtaͤndig bleibt) der Teuffel von einem frommen Chriſten nichts zu holen hat. Uberdiß laufft auch ohne dem allezeit des Teuf- fels Propheceyung auff Luͤgen aus. Alſo mag ei- ner ſolch Sitzen und Schreyen derer Raben auff eines Patienten Hauß verſtehen wie er will/ ſo wird er befinden/ daß gantz und gar keine Be- deutung davon zu machen ſey. Wem

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/70>, abgerufen am 24.11.2024.