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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wem wolte nicht zu sterben grauen/
Wenn uns ein schwartzer Galgen-Hahn
Den Tod solte ansagen?
Ich will alleine GOtt vertrauen/
Der mich für alles schützen kan.
Mit JEsu will ichs wagen.
Mein JEsus wird den Tod versüssen;
Durch seinem Tod und schwere Pein
Ist mir die Furcht benommen.
Die Raben können ja nicht wissen/
Wenn mein End' möcht bestimmet seyn/
Und wenn mein GOtt wird kommen.
Will aber iemand noch verharren/
Zu glauben/ daß der Raben Stimm
Werd' ihn den Tod anzeigen/
Den halte ich für einem Narren/
Der selbst sein Ende machet schlimm.
Ich aber will nur schweigen.
Das 28. Capitel.

Die Schäfer dürffen in denen zwölff
Christ-Nächten den Wolff nicht nennen/
er zerreißt sonst die Schaafe.

WO das bekannte Sprichwort Lupus in
fabula,
oder wenn man des Wolffs ge-
denckt/ so stecket er in der nechsten Hecken!
herkömmt/ kan ich zwar so eigentlich nicht wis-
sen; aber das weiß ich wohl/ daß es nicht alleine

in de-
Q 4
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wem wolte nicht zu ſterben grauen/
Wenn uns ein ſchwartzer Galgen-Hahn
Den Tod ſolte anſagen?
Ich will alleine GOtt vertrauen/
Der mich fuͤr alles ſchuͤtzen kan.
Mit JEſu will ichs wagen.
Mein JEſus wird den Tod verſüſſen;
Durch ſeinem Tod und ſchwere Pein
Iſt mir die Furcht benommen.
Die Raben koͤnnen ja nicht wiſſen/
Wenn mein End’ moͤcht beſtimmet ſeyn/
Und wenn mein GOtt wird kommen.
Will aber iemand noch verharren/
Zu glauben/ daß der Raben Stimm
Werd’ ihn den Tod anzeigen/
Den halte ich fuͤr einem Narren/
Der ſelbſt ſein Ende machet ſchlimm.
Ich aber will nur ſchweigen.
Das 28. Capitel.

Die Schaͤfer duͤrffen in denen zwoͤlff
Chriſt-Naͤchten den Wolff nicht nennen/
er zerreißt ſonſt die Schaafe.

WO das bekannte Sprichwort Lupus in
fabula,
oder wenn man des Wolffs ge-
denckt/ ſo ſtecket er in der nechſten Hecken!
herkoͤmmt/ kan ich zwar ſo eigentlich nicht wiſ-
ſen; aber das weiß ich wohl/ daß es nicht alleine

in de-
Q 4
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[247/0071] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Wem wolte nicht zu ſterben grauen/ Wenn uns ein ſchwartzer Galgen-Hahn Den Tod ſolte anſagen? Ich will alleine GOtt vertrauen/ Der mich fuͤr alles ſchuͤtzen kan. Mit JEſu will ichs wagen. Mein JEſus wird den Tod verſüſſen; Durch ſeinem Tod und ſchwere Pein Iſt mir die Furcht benommen. Die Raben koͤnnen ja nicht wiſſen/ Wenn mein End’ moͤcht beſtimmet ſeyn/ Und wenn mein GOtt wird kommen. Will aber iemand noch verharren/ Zu glauben/ daß der Raben Stimm Werd’ ihn den Tod anzeigen/ Den halte ich fuͤr einem Narren/ Der ſelbſt ſein Ende machet ſchlimm. Ich aber will nur ſchweigen. Das 28. Capitel. Die Schaͤfer duͤrffen in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten den Wolff nicht nennen/ er zerreißt ſonſt die Schaafe. WO das bekannte Sprichwort Lupus in fabula, oder wenn man des Wolffs ge- denckt/ ſo ſtecket er in der nechſten Hecken! herkoͤmmt/ kan ich zwar ſo eigentlich nicht wiſ- ſen; aber das weiß ich wohl/ daß es nicht alleine in de- Q 4

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/71>, abgerufen am 24.11.2024.