Schmolck, Benjamin: Der mit Rechtschaffenen Hertzen Zu seinem Jesu sich nahende Sünder, In auserlesenen Buß- Beicht- und Comunion-Andachten. Chemnitz, 1736.Vorrede. mancher Christ gäbe aller Welt Titulund Herrlichkeit drum, wenn er, so offte sich sein Hertz vor dem himmlischen Va- ter in gläubiger Unterredung ausschüt- tet, allemahl den gnädigen Zuruff von seinem GOTT hören solte, welcher dem Nathanael wiederfuhr, als der Heyland sagte: Siehe, ein rechter Israeliter, in wel- chem kein Falsch ist, Ioh. 1, 47. Aber hier bleibet wohl theils zu grosser Betrübniß der Frommen, theils zu empfindlicher Beschämung der Gottlosen, wahr, was die Weißheit Salomonis nach langen Forschen beklaget: Viele Menschen werden fromm gerühmet, aber wer will finden ei- nen, der rechtschaffen fromm sey? Wer kan sagen, ich bin rein in meinem Hertzen und lauter von meiner Sunde? Prov. 20, 6. 9. Absonderlich ist dieses unmöglich, wo die Augen GOttes das Gerichte hal- ten, die heller sind denn die Sonne, Syr. 23, 28. für welchem auch die Himmel nicht reine, und die Heiligen nicht ohne Tadel sind, Iob. 15, 15. Diese Augen sehen nicht durch die Finger, sie sehen in die dunckel- sten und innersten Winckel. Sie er- gründen das menschliche Hertz, das der Mensch selbst nicht ergründen kan, Ier. 17,
Vorrede. mancher Chriſt gäbe aller Welt Titulund Herrlichkeit drum, wenn er, ſo offte ſich ſein Hertz vor dem himmliſchen Va- ter in gläubiger Unterredung ausſchüt- tet, allemahl den gnädigen Zuruff von ſeinem GOTT hören ſolte, welcher dem Nathanael wiederfuhr, als der Heyland ſagte: Siehe, ein rechter Iſraeliter, in wel- chem kein Falſch iſt, Ioh. 1, 47. Aber hier bleibet wohl theils zu groſſer Betrübniß der Frommen, theils zu empfindlicher Beſchämung der Gottloſen, wahr, was die Weißheit Salomonis nach langen Forſchen beklaget: Viele Menſchen werden fromm gerühmet, aber wer will finden ei- nen, der rechtſchaffen fromm ſey? Wer kan ſagen, ich bin rein in meinem Hertzen und lauter von meiner Sůnde? Prov. 20, 6. 9. Abſonderlich iſt dieſes unmöglich, wo die Augen GOttes das Gerichte hal- ten, die heller ſind denn die Sonne, Syr. 23, 28. für welchem auch die Himmel nicht reine, und die Heiligen nicht ohne Tadel ſind, Iob. 15, 15. Dieſe Augen ſehen nicht durch die Finger, ſie ſehen in die dunckel- ſten und innerſten Winckel. Sie er- gründen das menſchliche Hertz, das der Menſch ſelbſt nicht ergründen kan, Ier. 17,
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Vorrede.
mancher Chriſt gäbe aller Welt Titul
und Herrlichkeit drum, wenn er, ſo offte
ſich ſein Hertz vor dem himmliſchen Va-
ter in gläubiger Unterredung ausſchüt-
tet, allemahl den gnädigen Zuruff von
ſeinem GOTT hören ſolte, welcher dem
Nathanael wiederfuhr, als der Heyland
ſagte: Siehe, ein rechter Iſraeliter, in wel-
chem kein Falſch iſt, Ioh. 1, 47. Aber hier
bleibet wohl theils zu groſſer Betrübniß
der Frommen, theils zu empfindlicher
Beſchämung der Gottloſen, wahr, was
die Weißheit Salomonis nach langen
Forſchen beklaget: Viele Menſchen werden
fromm gerühmet, aber wer will finden ei-
nen, der rechtſchaffen fromm ſey? Wer
kan ſagen, ich bin rein in meinem Hertzen
und lauter von meiner Sůnde? Prov. 20,
6. 9. Abſonderlich iſt dieſes unmöglich,
wo die Augen GOttes das Gerichte hal-
ten, die heller ſind denn die Sonne, Syr.
23, 28. für welchem auch die Himmel nicht
reine, und die Heiligen nicht ohne Tadel
ſind, Iob. 15, 15. Dieſe Augen ſehen nicht
durch die Finger, ſie ſehen in die dunckel-
ſten und innerſten Winckel. Sie er-
gründen das menſchliche Hertz, das der
Menſch ſelbſt nicht ergründen kan, Ier.
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