Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.Der gläubige Christ bittet heben will, in mir erschallen möge. Ist mein Näch-ster gering, so behüte mich, daß ich mich nicht über ihn erhebe; ist mein Nächster hoch, reich, geehret, so laß mich dieses also ansehen, daß du ihn dazu ge- macht, dazu erhoben und dazu beruffen habest, und mich darüber gegen dich nicht beschweren, oder ihm deine Gaben mißgönnen: Vielmehr mich dar- über erfreuen möge. Ach mein GOtt! hilff, daß ich umkehre, und werde wie die Kinder, die nichts von sich machen, daß ich nichts in meinen Augen werde. Gieb mir deinen heiligen Geist, daß ich der Sünde des Hochmuths täglich absterbe, mich keiner Ehre würdig achte, und von niemanden Eh- re begehre, sondern alle Ehre, allen Ruhm dir allein beylege. Gieb mir in wahrer Niedrigkeit des Her- tzens zu erkennen, daß alles, was ich bin und habe, durch deine Gnade mir gehöre, daß ich mich nichts, als meiner Schwachheit rühme. Lehre mich durch sol- che Demuth in Friede und Einigkeit mit jedermann zu leben. Lasse mein Hertz allezeit eine Wohnung des demüthigen JEsu seyn, so werde ich mich nie- mals erheben. Stoltz und Hochmuth ist des Sa- tans Sünde, davor bewahre mich in Gnaden. Und so dir ja gefallen sollte, mein GOtt! mich in Spott und Verachtung fallen zu lassen, daß mich mein Feind schmähet, und der Verächter mich mit Füs- sen tritt; so gieb mir Krafft und Stärcke, daß ich alles mit Demuth, Gelassenheit und Gedult ertra- gen möge, auch dieses zu meiner Demüthigung und desto grössern Behutsamkeit in meinem Wandel mir dienen
Der gläubige Chriſt bittet heben will, in mir erſchallen möge. Iſt mein Näch-ſter gering, ſo behüte mich, daß ich mich nicht über ihn erhebe; iſt mein Nächſter hoch, reich, geehret, ſo laß mich dieſes alſo anſehen, daß du ihn dazu ge- macht, dazu erhoben und dazu beruffen habeſt, und mich darüber gegen dich nicht beſchweren, oder ihm deine Gaben mißgönnen: Vielmehr mich dar- über erfreuen möge. Ach mein GOtt! hilff, daß ich umkehre, und werde wie die Kinder, die nichts von ſich machen, daß ich nichts in meinen Augen werde. Gieb mir deinen heiligen Geiſt, daß ich der Sünde des Hochmuths täglich abſterbe, mich keiner Ehre würdig achte, und von niemanden Eh- re begehre, ſondern alle Ehre, allen Ruhm dir allein beylege. Gieb mir in wahrer Niedrigkeit des Her- tzens zu erkennen, daß alles, was ich bin und habe, durch deine Gnade mir gehöre, daß ich mich nichts, als meiner Schwachheit rühme. Lehre mich durch ſol- che Demuth in Friede und Einigkeit mit jedermann zu leben. Laſſe mein Hertz allezeit eine Wohnung des demüthigen JEſu ſeyn, ſo werde ich mich nie- mals erheben. Stoltz und Hochmuth iſt des Sa- tans Sünde, davor bewahre mich in Gnaden. Und ſo dir ja gefallen ſollte, mein GOtt! mich in Spott und Verachtung fallen zu laſſen, daß mich mein Feind ſchmähet, und der Verächter mich mit Füſ- ſen tritt; ſo gieb mir Krafft und Stärcke, daß ich alles mit Demuth, Gelaſſenheit und Gedult ertra- gen möge, auch dieſes zu meiner Demüthigung und deſto gröſſern Behutſamkeit in meinem Wandel mir dienen
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Der gläubige Chriſt bittet
heben will, in mir erſchallen möge. Iſt mein Näch-
ſter gering, ſo behüte mich, daß ich mich nicht über
ihn erhebe; iſt mein Nächſter hoch, reich, geehret,
ſo laß mich dieſes alſo anſehen, daß du ihn dazu ge-
macht, dazu erhoben und dazu beruffen habeſt,
und mich darüber gegen dich nicht beſchweren, oder
ihm deine Gaben mißgönnen: Vielmehr mich dar-
über erfreuen möge. Ach mein GOtt! hilff, daß
ich umkehre, und werde wie die Kinder, die nichts
von ſich machen, daß ich nichts in meinen Augen
werde. Gieb mir deinen heiligen Geiſt, daß ich
der Sünde des Hochmuths täglich abſterbe, mich
keiner Ehre würdig achte, und von niemanden Eh-
re begehre, ſondern alle Ehre, allen Ruhm dir allein
beylege. Gieb mir in wahrer Niedrigkeit des Her-
tzens zu erkennen, daß alles, was ich bin und habe,
durch deine Gnade mir gehöre, daß ich mich nichts,
als meiner Schwachheit rühme. Lehre mich durch ſol-
che Demuth in Friede und Einigkeit mit jedermann
zu leben. Laſſe mein Hertz allezeit eine Wohnung
des demüthigen JEſu ſeyn, ſo werde ich mich nie-
mals erheben. Stoltz und Hochmuth iſt des Sa-
tans Sünde, davor bewahre mich in Gnaden. Und
ſo dir ja gefallen ſollte, mein GOtt! mich in Spott
und Verachtung fallen zu laſſen, daß mich mein
Feind ſchmähet, und der Verächter mich mit Füſ-
ſen tritt; ſo gieb mir Krafft und Stärcke, daß ich
alles mit Demuth, Gelaſſenheit und Gedult ertra-
gen möge, auch dieſes zu meiner Demüthigung und
deſto gröſſern Behutſamkeit in meinem Wandel mir
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