9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein GOtt! beschlies- sen, ach! laß im Neuen auch mich deiner Huld geniessen: und sollt dasselbige vielleicht das letzte seyn! so führ mich durch den Tod zur Himmels-Freude ein.
Der andächtige Christ betet im Anfang des Jahrs.
Aufmunterung.
Psalm 90, 17. Der HErr unser GOtt sey uns freundlich und fördere das Werck unserer Hände bey uns, ja das Werck unserer Hände wolle er fördern.
OB gleich offtmal fürwitzige aber auch kleinmüthige Ge- müther am Anfang des Jahrs gerne wissen möchten, ob ihnen das Jahr werde glücklich seyn; so stehet es doch nicht in eines Menschen Macht, solches jemanden kund zu thun. Denn zukünfftige Dinge weiß der HErr alleine. Dahero ist dieses allen und jeden zu rathen, welches auch andächtiger Seelen Gewohnheit ist, daß sie 1) wenn ein neues Jahr eintritt, dasselbe mit Dancken anfangen, daß sie die Güte des Höchsten preisen, der sie unter so vielen Sturmwinden des Leidens, unter so vielen Fluthen der Trübsal dennoch glücklich ein neues Jahr hat antretten las- sen. Und gewiß, hat ein Schiff grosses Glück, das durch Sturm und Wellen durchkommt, so hat man auch GOtt auf den Knien zu dancken, wenn er uns ein Jahr glück- lich und gesund hat lassen erleben. 2) Sollen andächtige Seelen vom Dancken sich zum Gebett wenden, daß die Güte des Allerhöchsten sie wolle ferner beschützen, regieren und erhalten, verlaß mich auch in diesem Jahr nicht, spre- chen sie, und thue nicht von mir die Hand ab, GOtt mein Heil, sie befehlen GOtt ihren Leib und Seele, und alles, was sie haben, unter seinen Gnaden-Schutz. 3) Sie be- fleißigen sich auch in dem neuen Jahre andächtiger und frömmer zu werden. Sie nehmen sich mit GOtt für, daß dieses Jahr möge in die neue Geburt gehören. Gewiß, wenn alte Leute mit ihren vielen Jahren prangen, und sind doch dabey irdisch-gesinnt, und der Welt ergeben, die ha- ben keinen grössern Ruhm als ein alter Jude oder Heyde, der sie vielleicht an Jahren übertrifft. Denn die Frömmig- keit, als welche eine Frucht des Glaubens und der innwoh- nenden Gnade ist, ist die Zierde der Jungen und Alten.
4) Es
und dancket GOtt am Beſchluß des Jahrs.
9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein GOtt! beſchlieſ- ſen, ach! laß im Neuen auch mich deiner Huld genieſſen: und ſollt daſſelbige vielleicht das letzte ſeyn! ſo führ mich durch den Tod zur Himmels-Freude ein.
Der andächtige Chriſt betet im Anfang des Jahrs.
Aufmunterung.
Pſalm 90, 17. Der HErr unſer GOtt ſey uns freundlich und fördere das Werck unſerer Hände bey uns, ja das Werck unſerer Hände wolle er fördern.
OB gleich offtmal fürwitzige aber auch kleinmüthige Ge- müther am Anfang des Jahrs gerne wiſſen möchten, ob ihnen das Jahr werde glücklich ſeyn; ſo ſtehet es doch nicht in eines Menſchen Macht, ſolches jemanden kund zu thun. Denn zukünfftige Dinge weiß der HErr alleine. Dahero iſt dieſes allen und jeden zu rathen, welches auch andächtiger Seelen Gewohnheit iſt, daß ſie 1) wenn ein neues Jahr eintritt, daſſelbe mit Dancken anfangen, daß ſie die Güte des Höchſten preiſen, der ſie unter ſo vielen Sturmwinden des Leidens, unter ſo vielen Fluthen der Trübſal dennoch glücklich ein neues Jahr hat antretten laſ- ſen. Und gewiß, hat ein Schiff groſſes Glück, das durch Sturm und Wellen durchkommt, ſo hat man auch GOtt auf den Knien zu dancken, wenn er uns ein Jahr glück- lich und geſund hat laſſen erleben. 2) Sollen andächtige Seelen vom Dancken ſich zum Gebett wenden, daß die Güte des Allerhöchſten ſie wolle ferner beſchützen, regieren und erhalten, verlaß mich auch in dieſem Jahr nicht, ſpre- chen ſie, und thue nicht von mir die Hand ab, GOtt mein Heil, ſie befehlen GOtt ihren Leib und Seele, und alles, was ſie haben, unter ſeinen Gnaden-Schutz. 3) Sie be- fleißigen ſich auch in dem neuen Jahre andächtiger und frömmer zu werden. Sie nehmen ſich mit GOtt für, daß dieſes Jahr möge in die neue Geburt gehören. Gewiß, wenn alte Leute mit ihren vielen Jahren prangen, und ſind doch dabey irdiſch-geſinnt, und der Welt ergeben, die ha- ben keinen gröſſern Ruhm als ein alter Jude oder Heyde, der ſie vielleicht an Jahren übertrifft. Denn die Frömmig- keit, als welche eine Frucht des Glaubens und der innwoh- nenden Gnade iſt, iſt die Zierde der Jungen und Alten.
4) Es
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und dancket GOtt am Beſchluß des Jahrs.
9. So will ich dann das Jahr mit dir, mein GOtt! beſchlieſ-
ſen, ach! laß im Neuen auch mich deiner Huld genieſſen: und
ſollt daſſelbige vielleicht das letzte ſeyn! ſo führ mich durch den
Tod zur Himmels-Freude ein.
Der andächtige Chriſt betet im Anfang des Jahrs.
Aufmunterung.
Pſalm 90, 17. Der HErr unſer GOtt ſey uns freundlich und fördere das Werck
unſerer Hände bey uns, ja das Werck unſerer Hände wolle er fördern.
OB gleich offtmal fürwitzige aber auch kleinmüthige Ge-
müther am Anfang des Jahrs gerne wiſſen möchten,
ob ihnen das Jahr werde glücklich ſeyn; ſo ſtehet es doch
nicht in eines Menſchen Macht, ſolches jemanden kund zu
thun. Denn zukünfftige Dinge weiß der HErr alleine.
Dahero iſt dieſes allen und jeden zu rathen, welches auch
andächtiger Seelen Gewohnheit iſt, daß ſie 1) wenn ein
neues Jahr eintritt, daſſelbe mit Dancken anfangen, daß
ſie die Güte des Höchſten preiſen, der ſie unter ſo vielen
Sturmwinden des Leidens, unter ſo vielen Fluthen der
Trübſal dennoch glücklich ein neues Jahr hat antretten laſ-
ſen. Und gewiß, hat ein Schiff groſſes Glück, das durch
Sturm und Wellen durchkommt, ſo hat man auch GOtt
auf den Knien zu dancken, wenn er uns ein Jahr glück-
lich und geſund hat laſſen erleben. 2) Sollen andächtige
Seelen vom Dancken ſich zum Gebett wenden, daß die
Güte des Allerhöchſten ſie wolle ferner beſchützen, regieren
und erhalten, verlaß mich auch in dieſem Jahr nicht, ſpre-
chen ſie, und thue nicht von mir die Hand ab, GOtt mein
Heil, ſie befehlen GOtt ihren Leib und Seele, und alles,
was ſie haben, unter ſeinen Gnaden-Schutz. 3) Sie be-
fleißigen ſich auch in dem neuen Jahre andächtiger und
frömmer zu werden. Sie nehmen ſich mit GOtt für, daß
dieſes Jahr möge in die neue Geburt gehören. Gewiß,
wenn alte Leute mit ihren vielen Jahren prangen, und ſind
doch dabey irdiſch-geſinnt, und der Welt ergeben, die ha-
ben keinen gröſſern Ruhm als ein alter Jude oder Heyde,
der ſie vielleicht an Jahren übertrifft. Denn die Frömmig-
keit, als welche eine Frucht des Glaubens und der innwoh-
nenden Gnade iſt, iſt die Zierde der Jungen und Alten.
4) Es
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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