Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Der andächtige Christ dancket GOtt nach einges. Erndte.
Gesang.
Mel.
Nun lob mein Seel den HErren, etc.

GIeh, es ist GOttes Segen mit grossen Freuden eingebracht,
wie sollten wir deswegen auf GOttes Lob nicht seyn be-
dacht? GOtt hat das Jahr gesegnet mit seinem grossen
Gut, und auf uns ist geregnet des Segens reiche Fluth; wie viel
sind doch der Gaben, die er uns zugewandt, die wir empfangen
haben aus seiner Vatters-Hand.

2. Die Felder, Gärten, Wiesen, hat man mit Freuden ange-
schaut, o Schöpffer! sey gepriesen, du, du hast sie so schön gebaut;
sie waren recht beschweret von Früchten überall, GOtt hat sie uns
verehret in Menge ohne Zahl, da wir sie abgelesen, o grosse GOt-
tes-Gnad, ist ihr vielmehr gewesen, als man gemeynet hat.

3. Die Menschen auf der Erden, und was da lebt, das Vieh zu-
gleich, kan nun gespeiset werden, so ist von Segen alles reich;
des weisen Schöpfers Güte giebt jedem seine Speis, darum soll
das Gemüthe ausbreiten GOttes Preis: So vielen Creaturen zu
schaffen Unterhalt, das sind wahrhaffte Spuhren der göttlichen
Gewalt.

4. Ach! laßt uns diesen Segen, und das von GOtt geschenckte
Gut, in Undanck nicht anlegen zur Wollust, Sauffen, Uber-
muth; GOtt kan ihn wieder nehmen, durch Fluch und böse Zeit,
wann wir uns nicht bequemen zur wahren Frömmigkeit; er war
in GOttes Händen, und bleibet noch darein, er kan ihn wieder
wenden, wann wir boshafftig seyn.

5. Drum laßt uns danckbar werden, je reichlicher wir sind be-
schenckt, gleichwie sich zu der Erden das Haupt der vollen Aehren
senckt, so lasset uns in Stille, in Demuth, Danckbarkeit an-
nehmen diese Fülle, in dieser Gnaden-Zeit: Je mehr uns GOtt
gegeben, je mehr soll Hertz und Mund, die grosse Gnad erheben,
zu jeder Zeit und Stund.

6. Ja, denck bey diesen Gaben, die wir empfangen in der Zeit,
was zu erwarten haben die Gläubige in Ewigkeit, was in dem
Freuden-Leben vor reichen Uberfluß uns GOtt wird ewig geben
zum seligen Genuß: Das lasset uns erwägen hinfüro spath und
früh, damit auch dieser Segen hinauf zu GOtt uns zieh.

Buß-
Der andächtige Chriſt dancket GOtt nach eingeſ. Erndte.
Geſang.
Mel.
Nun lob mein Seel den HErren, ꝛc.

GIeh, es iſt GOttes Segen mit groſſen Freuden eingebracht,
wie ſollten wir deswegen auf GOttes Lob nicht ſeyn be-
dacht? GOtt hat das Jahr geſegnet mit ſeinem groſſen
Gut, und auf uns iſt geregnet des Segens reiche Fluth; wie viel
ſind doch der Gaben, die er uns zugewandt, die wir empfangen
haben aus ſeiner Vatters-Hand.

2. Die Felder, Gärten, Wieſen, hat man mit Freuden ange-
ſchaut, o Schöpffer! ſey geprieſen, du, du haſt ſie ſo ſchön gebaut;
ſie waren recht beſchweret von Früchten überall, GOtt hat ſie uns
verehret in Menge ohne Zahl, da wir ſie abgeleſen, o groſſe GOt-
tes-Gnad, iſt ihr vielmehr geweſen, als man gemeynet hat.

3. Die Menſchen auf der Erden, und was da lebt, das Vieh zu-
gleich, kan nun geſpeiſet werden, ſo iſt von Segen alles reich;
des weiſen Schöpfers Güte giebt jedem ſeine Speis, darum ſoll
das Gemüthe ausbreiten GOttes Preis: So vielen Creaturen zu
ſchaffen Unterhalt, das ſind wahrhaffte Spuhren der göttlichen
Gewalt.

4. Ach! laßt uns dieſen Segen, und das von GOtt geſchenckte
Gut, in Undanck nicht anlegen zur Wolluſt, Sauffen, Uber-
muth; GOtt kan ihn wieder nehmen, durch Fluch und böſe Zeit,
wann wir uns nicht bequemen zur wahren Frömmigkeit; er war
in GOttes Händen, und bleibet noch darein, er kan ihn wieder
wenden, wann wir boshafftig ſeyn.

5. Drum laßt uns danckbar werden, je reichlicher wir ſind be-
ſchenckt, gleichwie ſich zu der Erden das Haupt der vollen Aehren
ſenckt, ſo laſſet uns in Stille, in Demuth, Danckbarkeit an-
nehmen dieſe Fülle, in dieſer Gnaden-Zeit: Je mehr uns GOtt
gegeben, je mehr ſoll Hertz und Mund, die groſſe Gnad erheben,
zu jeder Zeit und Stund.

6. Ja, denck bey dieſen Gaben, die wir empfangen in der Zeit,
was zu erwarten haben die Gläubige in Ewigkeit, was in dem
Freuden-Leben vor reichen Uberfluß uns GOtt wird ewig geben
zum ſeligen Genuß: Das laſſet uns erwägen hinfüro ſpath und
früh, damit auch dieſer Segen hinauf zu GOtt uns zieh.

Buß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0296" n="274"/>
          <fw place="top" type="header">Der andächtige Chri&#x017F;t dancket GOtt nach einge&#x017F;. Erndte.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ang.<lb/>
Mel.</hi> Nun lob mein Seel den HErren, &#xA75B;c.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>Ieh, es i&#x017F;t GOttes Segen mit gro&#x017F;&#x017F;en Freuden eingebracht,<lb/>
wie &#x017F;ollten wir deswegen auf GOttes Lob nicht &#x017F;eyn be-<lb/>
dacht? GOtt hat das Jahr ge&#x017F;egnet mit &#x017F;einem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gut, und auf uns i&#x017F;t geregnet des Segens reiche Fluth; wie viel<lb/>
&#x017F;ind doch der Gaben, die er uns zugewandt, die wir empfangen<lb/>
haben aus &#x017F;einer Vatters-Hand.</p><lb/>
            <p>2. Die Felder, Gärten, Wie&#x017F;en, hat man mit Freuden ange-<lb/>
&#x017F;chaut, o Schöpffer! &#x017F;ey geprie&#x017F;en, du, du ha&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;chön gebaut;<lb/>
&#x017F;ie waren recht be&#x017F;chweret von Früchten überall, GOtt hat &#x017F;ie uns<lb/>
verehret in Menge ohne Zahl, da wir &#x017F;ie abgele&#x017F;en, o gro&#x017F;&#x017F;e GOt-<lb/>
tes-Gnad, i&#x017F;t ihr vielmehr gewe&#x017F;en, als man gemeynet hat.</p><lb/>
            <p>3. Die Men&#x017F;chen auf der Erden, und was da lebt, das Vieh zu-<lb/>
gleich, kan nun ge&#x017F;pei&#x017F;et werden, &#x017F;o i&#x017F;t von Segen alles reich;<lb/>
des wei&#x017F;en Schöpfers Güte giebt jedem &#x017F;eine Speis, darum &#x017F;oll<lb/>
das Gemüthe ausbreiten GOttes Preis: So vielen Creaturen zu<lb/>
&#x017F;chaffen Unterhalt, das &#x017F;ind wahrhaffte Spuhren der göttlichen<lb/>
Gewalt.</p><lb/>
            <p>4. Ach! laßt uns die&#x017F;en Segen, und das von GOtt ge&#x017F;chenckte<lb/>
Gut, in Undanck nicht anlegen zur Wollu&#x017F;t, Sauffen, Uber-<lb/>
muth; GOtt kan ihn wieder nehmen, durch Fluch und bö&#x017F;e Zeit,<lb/>
wann wir uns nicht bequemen zur wahren Frömmigkeit; er war<lb/>
in GOttes Händen, und bleibet noch darein, er kan ihn wieder<lb/>
wenden, wann wir boshafftig &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>5. Drum laßt uns danckbar werden, je reichlicher wir &#x017F;ind be-<lb/>
&#x017F;chenckt, gleichwie &#x017F;ich zu der Erden das Haupt der vollen Aehren<lb/>
&#x017F;enckt, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et uns in Stille, in Demuth, Danckbarkeit an-<lb/>
nehmen die&#x017F;e Fülle, in die&#x017F;er Gnaden-Zeit: Je mehr uns GOtt<lb/>
gegeben, je mehr &#x017F;oll Hertz und Mund, die gro&#x017F;&#x017F;e Gnad erheben,<lb/>
zu jeder Zeit und Stund.</p><lb/>
            <p>6. Ja, denck bey die&#x017F;en Gaben, die wir empfangen in der Zeit,<lb/>
was zu erwarten haben die Gläubige in Ewigkeit, was in dem<lb/>
Freuden-Leben vor reichen Uberfluß uns GOtt wird ewig geben<lb/>
zum &#x017F;eligen Genuß: Das la&#x017F;&#x017F;et uns erwägen hinfüro &#x017F;path und<lb/>
früh, damit auch die&#x017F;er Segen hinauf zu GOtt uns zieh.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch">Buß-</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274/0296] Der andächtige Chriſt dancket GOtt nach eingeſ. Erndte. Geſang. Mel. Nun lob mein Seel den HErren, ꝛc. GIeh, es iſt GOttes Segen mit groſſen Freuden eingebracht, wie ſollten wir deswegen auf GOttes Lob nicht ſeyn be- dacht? GOtt hat das Jahr geſegnet mit ſeinem groſſen Gut, und auf uns iſt geregnet des Segens reiche Fluth; wie viel ſind doch der Gaben, die er uns zugewandt, die wir empfangen haben aus ſeiner Vatters-Hand. 2. Die Felder, Gärten, Wieſen, hat man mit Freuden ange- ſchaut, o Schöpffer! ſey geprieſen, du, du haſt ſie ſo ſchön gebaut; ſie waren recht beſchweret von Früchten überall, GOtt hat ſie uns verehret in Menge ohne Zahl, da wir ſie abgeleſen, o groſſe GOt- tes-Gnad, iſt ihr vielmehr geweſen, als man gemeynet hat. 3. Die Menſchen auf der Erden, und was da lebt, das Vieh zu- gleich, kan nun geſpeiſet werden, ſo iſt von Segen alles reich; des weiſen Schöpfers Güte giebt jedem ſeine Speis, darum ſoll das Gemüthe ausbreiten GOttes Preis: So vielen Creaturen zu ſchaffen Unterhalt, das ſind wahrhaffte Spuhren der göttlichen Gewalt. 4. Ach! laßt uns dieſen Segen, und das von GOtt geſchenckte Gut, in Undanck nicht anlegen zur Wolluſt, Sauffen, Uber- muth; GOtt kan ihn wieder nehmen, durch Fluch und böſe Zeit, wann wir uns nicht bequemen zur wahren Frömmigkeit; er war in GOttes Händen, und bleibet noch darein, er kan ihn wieder wenden, wann wir boshafftig ſeyn. 5. Drum laßt uns danckbar werden, je reichlicher wir ſind be- ſchenckt, gleichwie ſich zu der Erden das Haupt der vollen Aehren ſenckt, ſo laſſet uns in Stille, in Demuth, Danckbarkeit an- nehmen dieſe Fülle, in dieſer Gnaden-Zeit: Je mehr uns GOtt gegeben, je mehr ſoll Hertz und Mund, die groſſe Gnad erheben, zu jeder Zeit und Stund. 6. Ja, denck bey dieſen Gaben, die wir empfangen in der Zeit, was zu erwarten haben die Gläubige in Ewigkeit, was in dem Freuden-Leben vor reichen Uberfluß uns GOtt wird ewig geben zum ſeligen Genuß: Das laſſet uns erwägen hinfüro ſpath und früh, damit auch dieſer Segen hinauf zu GOtt uns zieh. Buß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/296
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/296>, abgerufen am 25.06.2024.