Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebende Stuffe.
Die geprüffte Heiligung.
3 B. Mos. 19, 2. Ihr sollt heilig seyn, denn ich bin heilig.

HEilig, heilig, heiliger GOTT! vor welchem
die Himmel selbst nicht rein seyn, und die
allerreinesten Engel ihre Angesichter bedecken müs-
sen. Mußten Nadab und Abihu so jämmerlich
sterben und umkommen, da sie nur fremdes Feuer
in dein Heiligthum gebracht hatten: Ach GOtt!
wie würde es mir dann gehen, wann du nach dei-
ner strengen Gerechtigkeit wolltest handeln. Ach
HERR! ich habe manchmal gantz kein Feuer
der Liebe mitgebracht vor dein heiliges Angesicht.
Und mein Hertz ist gewesen an Unempfindlichkeit,
wie ein kaltes Eis. Und ach! wie offt bin ich
kommen mit fremdem Feuer von weltlichen Ge-
dancken, von fleischlicher Sicherheit, von Augen-
Lust, Fleisches-Lust und hoffärtigem Leben. Darf
ich es wagen, und mich unterwinden, o allerhei-
ligste Majestät! dich einen Vatter zu nennen, der
ich nicht werth bin dein Kind zu heissen. Ach!
mein Hertz sagt mirs, daß ich ein Schnöde und
Greuel bin vor deinen Augen. Ach! mein Gewis-
sen klagt mich an, daß ich Bund-brüchig gewor-
den an dir, o Bundes-GOtt! der du mir mehr
Gnade und Langmuth hast widerfahren lassen, als
ich schnöder Sünder werth war: O dein Zorn und
wohlverdiente Ungnad drücket mich in den Staub
nieder: Die schwere Sünden-Bürde drückt meine

Augen
Siebende Stuffe.
Die geprüffte Heiligung.
3 B. Moſ. 19, 2. Ihr ſollt heilig ſeyn, denn ich bin heilig.

HEilig, heilig, heiliger GOTT! vor welchem
die Himmel ſelbſt nicht rein ſeyn, und die
allerreineſten Engel ihre Angeſichter bedecken müſ-
ſen. Mußten Nadab und Abihu ſo jämmerlich
ſterben und umkommen, da ſie nur fremdes Feuer
in dein Heiligthum gebracht hatten: Ach GOtt!
wie würde es mir dann gehen, wann du nach dei-
ner ſtrengen Gerechtigkeit wollteſt handeln. Ach
HERR! ich habe manchmal gantz kein Feuer
der Liebe mitgebracht vor dein heiliges Angeſicht.
Und mein Hertz iſt geweſen an Unempfindlichkeit,
wie ein kaltes Eis. Und ach! wie offt bin ich
kommen mit fremdem Feuer von weltlichen Ge-
dancken, von fleiſchlicher Sicherheit, von Augen-
Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffärtigem Leben. Darf
ich es wagen, und mich unterwinden, o allerhei-
ligſte Majeſtät! dich einen Vatter zu nennen, der
ich nicht werth bin dein Kind zu heiſſen. Ach!
mein Hertz ſagt mirs, daß ich ein Schnöde und
Greuel bin vor deinen Augen. Ach! mein Gewiſ-
ſen klagt mich an, daß ich Bund-brüchig gewor-
den an dir, o Bundes-GOtt! der du mir mehr
Gnade und Langmuth haſt widerfahren laſſen, als
ich ſchnöder Sünder werth war: O dein Zorn und
wohlverdiente Ungnad drücket mich in den Staub
nieder: Die ſchwere Sünden-Bürde drückt meine

Augen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0338" n="316"/>
          <div n="3">
            <head>Siebende Stuffe.<lb/>
Die geprüffte Heiligung.</head><lb/>
            <cit>
              <quote>3 B. Mo&#x017F;. 19, 2. Ihr &#x017F;ollt heilig &#x017F;eyn, denn ich bin heilig.</quote>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Eilig, heilig, heiliger GOTT! vor welchem<lb/>
die Himmel &#x017F;elb&#x017F;t nicht rein &#x017F;eyn, und die<lb/>
allerreine&#x017F;ten Engel ihre Ange&#x017F;ichter bedecken mü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Mußten Nadab und Abihu &#x017F;o jämmerlich<lb/>
&#x017F;terben und umkommen, da &#x017F;ie nur fremdes Feuer<lb/>
in dein Heiligthum gebracht hatten: Ach GOtt!<lb/>
wie würde es mir dann gehen, wann du nach dei-<lb/>
ner &#x017F;trengen Gerechtigkeit wollte&#x017F;t handeln. Ach<lb/>
HERR! ich habe manchmal gantz kein Feuer<lb/>
der Liebe mitgebracht vor dein heiliges Ange&#x017F;icht.<lb/>
Und mein Hertz i&#x017F;t gewe&#x017F;en an Unempfindlichkeit,<lb/>
wie ein kaltes Eis. Und ach! wie offt bin ich<lb/>
kommen mit fremdem Feuer von weltlichen Ge-<lb/>
dancken, von flei&#x017F;chlicher Sicherheit, von Augen-<lb/>
Lu&#x017F;t, Flei&#x017F;ches-Lu&#x017F;t und hoffärtigem Leben. Darf<lb/>
ich es wagen, und mich unterwinden, o allerhei-<lb/>
lig&#x017F;te Maje&#x017F;tät! dich einen Vatter zu nennen, der<lb/>
ich nicht werth bin dein Kind zu hei&#x017F;&#x017F;en. Ach!<lb/>
mein Hertz &#x017F;agt mirs, daß ich ein Schnöde und<lb/>
Greuel bin vor deinen Augen. Ach! mein Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en klagt mich an, daß ich Bund-brüchig gewor-<lb/>
den an dir, o Bundes-GOtt! der du mir mehr<lb/>
Gnade und Langmuth ha&#x017F;t widerfahren la&#x017F;&#x017F;en, als<lb/>
ich &#x017F;chnöder Sünder werth war: O dein Zorn und<lb/>
wohlverdiente Ungnad drücket mich in den Staub<lb/>
nieder: Die &#x017F;chwere Sünden-Bürde drückt meine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Augen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0338] Siebende Stuffe. Die geprüffte Heiligung. 3 B. Moſ. 19, 2. Ihr ſollt heilig ſeyn, denn ich bin heilig. HEilig, heilig, heiliger GOTT! vor welchem die Himmel ſelbſt nicht rein ſeyn, und die allerreineſten Engel ihre Angeſichter bedecken müſ- ſen. Mußten Nadab und Abihu ſo jämmerlich ſterben und umkommen, da ſie nur fremdes Feuer in dein Heiligthum gebracht hatten: Ach GOtt! wie würde es mir dann gehen, wann du nach dei- ner ſtrengen Gerechtigkeit wollteſt handeln. Ach HERR! ich habe manchmal gantz kein Feuer der Liebe mitgebracht vor dein heiliges Angeſicht. Und mein Hertz iſt geweſen an Unempfindlichkeit, wie ein kaltes Eis. Und ach! wie offt bin ich kommen mit fremdem Feuer von weltlichen Ge- dancken, von fleiſchlicher Sicherheit, von Augen- Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffärtigem Leben. Darf ich es wagen, und mich unterwinden, o allerhei- ligſte Majeſtät! dich einen Vatter zu nennen, der ich nicht werth bin dein Kind zu heiſſen. Ach! mein Hertz ſagt mirs, daß ich ein Schnöde und Greuel bin vor deinen Augen. Ach! mein Gewiſ- ſen klagt mich an, daß ich Bund-brüchig gewor- den an dir, o Bundes-GOtt! der du mir mehr Gnade und Langmuth haſt widerfahren laſſen, als ich ſchnöder Sünder werth war: O dein Zorn und wohlverdiente Ungnad drücket mich in den Staub nieder: Die ſchwere Sünden-Bürde drückt meine Augen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/338
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/338>, abgerufen am 28.06.2024.