Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
ne doch, und straffe mich nicht, wie ich wohl ver-
dienet hätte: Denn auch die geringste Sünde ist der
Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich gros-
ser Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden,
theurester JEsu! finde ich Trost für meine verwun-
dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat
und Fürsprecher nicht bist, so bin ich verlohren.
Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä-
ter batest. Wann ich von Hertzen spreche: Vat-
ter! ich habe gesündiget im Himmel und vor dir, und
bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet
werden; So sprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann
ich sage: GOtt sey mir armen Sünder gnädig! So
sprich du: Laß diese Seele nicht in die Grube fahren.
Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab:
Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis-
her gewesen; zum wenigsten gieb mir einen aufrich-
tigen Haß wider alles, was sündlich ist, und eine
aufrichtige Liebe zu allem, was Christlich ist. End-
lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel,
Welt und Fleisch gekämpfet habe, so wird doch noch
eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich
jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; sondern
da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und
dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.

OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich-
keit! vor dessen Thron tausendmahl tausend
stehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die
Berge zittern, die Felsen springen, die Säulen des

Him-

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
ne doch, und ſtraffe mich nicht, wie ich wohl ver-
dienet hätte: Denn auch die geringſte Sünde iſt der
Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich groſ-
ſer Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden,
theureſter JEſu! finde ich Troſt für meine verwun-
dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat
und Fürſprecher nicht biſt, ſo bin ich verlohren.
Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä-
ter bateſt. Wann ich von Hertzen ſpreche: Vat-
ter! ich habe geſündiget im Himmel und vor dir, und
bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet
werden; So ſprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann
ich ſage: GOtt ſey mir armen Sünder gnädig! So
ſprich du: Laß dieſe Seele nicht in die Grube fahren.
Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab:
Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis-
her geweſen; zum wenigſten gieb mir einen aufrich-
tigen Haß wider alles, was ſündlich iſt, und eine
aufrichtige Liebe zu allem, was Chriſtlich iſt. End-
lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel,
Welt und Fleiſch gekämpfet habe, ſo wird doch noch
eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich
jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; ſondern
da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und
dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.

OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich-
keit! vor deſſen Thron tauſendmahl tauſend
ſtehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die
Berge zittern, die Felſen ſpringen, die Säulen des

Him-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0400" n="378"/><fw place="top" type="header">Abtritt von dem Gnaden-Thron.</fw><lb/>
ne doch, und &#x017F;traffe mich nicht, wie ich wohl ver-<lb/>
dienet hätte: Denn auch die gering&#x017F;te Sünde i&#x017F;t der<lb/>
Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden,<lb/>
theure&#x017F;ter JE&#x017F;u! finde ich Tro&#x017F;t für meine verwun-<lb/>
dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat<lb/>
und Für&#x017F;precher nicht bi&#x017F;t, &#x017F;o bin ich verlohren.<lb/>
Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä-<lb/>
ter bate&#x017F;t. Wann ich von Hertzen &#x017F;preche: Vat-<lb/>
ter! ich habe ge&#x017F;ündiget im Himmel und vor dir, und<lb/>
bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet<lb/>
werden; So &#x017F;prich du: Vatter! vergieb ihm. Wann<lb/>
ich &#x017F;age: GOtt &#x017F;ey mir armen Sünder gnädig! So<lb/>
&#x017F;prich du: Laß die&#x017F;e Seele nicht in die Grube fahren.<lb/>
Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab:<lb/>
Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis-<lb/>
her gewe&#x017F;en; zum wenig&#x017F;ten gieb mir einen aufrich-<lb/>
tigen Haß wider alles, was &#x017F;ündlich i&#x017F;t, und eine<lb/>
aufrichtige Liebe zu allem, was Chri&#x017F;tlich i&#x017F;t. End-<lb/>
lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel,<lb/>
Welt und Flei&#x017F;ch gekämpfet habe, &#x017F;o wird doch noch<lb/>
eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich<lb/>
jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; &#x017F;ondern<lb/>
da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und<lb/>
dich nimmermehr beleydigen werde, Amen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#in">O</hi>Heiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich-<lb/>
keit! vor de&#x017F;&#x017F;en Thron tau&#x017F;endmahl tau&#x017F;end<lb/>
&#x017F;tehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die<lb/>
Berge zittern, die Fel&#x017F;en &#x017F;pringen, die Säulen des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Him-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0400] Abtritt von dem Gnaden-Thron. ne doch, und ſtraffe mich nicht, wie ich wohl ver- dienet hätte: Denn auch die geringſte Sünde iſt der Höllen und Verdammniß werth: Wo will ich groſ- ſer Sünder dann bleiben? Allein in deinen Wunden, theureſter JEſu! finde ich Troſt für meine verwun- dete Seele. Wo du, o Immanuel! mein Advocat und Fürſprecher nicht biſt, ſo bin ich verlohren. Darum ach! bitte für mich, wie du für die Ubelthä- ter bateſt. Wann ich von Hertzen ſpreche: Vat- ter! ich habe geſündiget im Himmel und vor dir, und bin nicht werth, daß ich dein Kind möge genennet werden; So ſprich du: Vatter! vergieb ihm. Wann ich ſage: GOtt ſey mir armen Sünder gnädig! So ſprich du: Laß dieſe Seele nicht in die Grube fahren. Siehe, nun lege ich von neuem meine Sünden ab: Mache du mich doch hinfüro frömmer, als ich bis- her geweſen; zum wenigſten gieb mir einen aufrich- tigen Haß wider alles, was ſündlich iſt, und eine aufrichtige Liebe zu allem, was Chriſtlich iſt. End- lich, wann ich lang genug wider Sünde, Teufel, Welt und Fleiſch gekämpfet habe, ſo wird doch noch eine Zeit kommen, da mich die Sünden, die mich jetzt betrüben, nicht mehr hindern werden; ſondern da ich unter allen Heiligen, als ein Engel leben, und dich nimmermehr beleydigen werde, Amen. OHeiliger GOtt! voll Strahlen der Herrlich- keit! vor deſſen Thron tauſendmahl tauſend ſtehen: Vor welchem das Meer vertrocknet, die Berge zittern, die Felſen ſpringen, die Säulen des Him-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/400
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/400>, abgerufen am 28.06.2024.