Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
als den Tod vor Augen sahest, nachdem er dich ver-
läugnet und vermaledeyet hatte: Wie vielmehr ha-
be ich Hoffnung, daß du nun in deiner Herrlichkeit
dich über mich armen Sünder erbarmen wirst. Stel-
le dich wie du willt, ich lasse dich nicht, du segnest
mich dann: Ich halte mich an deinen Gnaden-
Stuhl, und winde meine Aerme um die Hörner des
Altars. Ach mache doch durch deine allein gültige
Vorbitte, daß dein himmlischer Vatter Gnade für
Recht ergehen lasse. O Vatter aller Barmher-
tzigkeit! siehe doch an mein mattes Hertz: Siehe
an meine betrübte Seele: Höre meine wehmüthi-
ge Seuffzer: Oder kan das alles dich nicht zum
Erbarmen und Mitleiden bewegen: Ach so siehe
doch an deinen eingeliebten Sohn. Siehe an
seine Blut - trieffende Wunden: Siehe an sein zer-
knirschtes Hertz, welches zerschmoltzen war wie
Wachs, und laß doch dasselbe dein Vatter-Hertz
brechen; daß ich, der ich von mir selbst deine
Gnade nicht verdienet habe, doch dieselbe möge
erlangen durch das Verdienst deines allerliebsten
Sohns JESU Christi. Ich will hinfüro durch
deine Gnade mit gottseligem Wandel bezeugen, daß
diese Barmhertzigkeit einem recht danckbaren Kin-
de widerfahren und erwiesen sey. HErr! diß
ist mein heiliges Vorhaben, laß es in dir
seyn Ja und Amen.

Sechste

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
als den Tod vor Augen ſaheſt, nachdem er dich ver-
läugnet und vermaledeyet hatte: Wie vielmehr ha-
be ich Hoffnung, daß du nun in deiner Herrlichkeit
dich über mich armen Sünder erbarmen wirſt. Stel-
le dich wie du willt, ich laſſe dich nicht, du ſegneſt
mich dann: Ich halte mich an deinen Gnaden-
Stuhl, und winde meine Aerme um die Hörner des
Altars. Ach mache doch durch deine allein gültige
Vorbitte, daß dein himmliſcher Vatter Gnade für
Recht ergehen laſſe. O Vatter aller Barmher-
tzigkeit! ſiehe doch an mein mattes Hertz: Siehe
an meine betrübte Seele: Höre meine wehmüthi-
ge Seuffzer: Oder kan das alles dich nicht zum
Erbarmen und Mitleiden bewegen: Ach ſo ſiehe
doch an deinen eingeliebten Sohn. Siehe an
ſeine Blut - trieffende Wunden: Siehe an ſein zer-
knirſchtes Hertz, welches zerſchmoltzen war wie
Wachs, und laß doch daſſelbe dein Vatter-Hertz
brechen; daß ich, der ich von mir ſelbſt deine
Gnade nicht verdienet habe, doch dieſelbe möge
erlangen durch das Verdienſt deines allerliebſten
Sohns JESU Chriſti. Ich will hinfüro durch
deine Gnade mit gottſeligem Wandel bezeugen, daß
dieſe Barmhertzigkeit einem recht danckbaren Kin-
de widerfahren und erwieſen ſey. HErr! diß
iſt mein heiliges Vorhaben, laß es in dir
ſeyn Ja und Amen.

Sechſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0402" n="380"/><fw place="top" type="header">Abtritt von dem Gnaden-Thron.</fw><lb/>
als den Tod vor Augen &#x017F;ahe&#x017F;t, nachdem er dich ver-<lb/>
läugnet und vermaledeyet hatte: Wie vielmehr ha-<lb/>
be ich Hoffnung, daß du nun in deiner Herrlichkeit<lb/>
dich über mich armen Sünder erbarmen wir&#x017F;t. Stel-<lb/>
le dich wie du willt, ich la&#x017F;&#x017F;e dich nicht, du &#x017F;egne&#x017F;t<lb/>
mich dann: Ich halte mich an deinen Gnaden-<lb/>
Stuhl, und winde meine Aerme um die Hörner des<lb/>
Altars. Ach mache doch durch deine allein gültige<lb/>
Vorbitte, daß dein himmli&#x017F;cher Vatter Gnade für<lb/>
Recht ergehen la&#x017F;&#x017F;e. O Vatter aller Barmher-<lb/>
tzigkeit! &#x017F;iehe doch an mein mattes Hertz: Siehe<lb/>
an meine betrübte Seele: Höre meine wehmüthi-<lb/>
ge Seuffzer: Oder kan das alles dich nicht zum<lb/>
Erbarmen und Mitleiden bewegen: Ach &#x017F;o &#x017F;iehe<lb/>
doch an deinen eingeliebten Sohn. Siehe an<lb/>
&#x017F;eine Blut - trieffende Wunden: Siehe an &#x017F;ein zer-<lb/>
knir&#x017F;chtes Hertz, welches zer&#x017F;chmoltzen war wie<lb/>
Wachs, und laß doch da&#x017F;&#x017F;elbe dein Vatter-Hertz<lb/>
brechen; daß ich, der ich von mir &#x017F;elb&#x017F;t deine<lb/>
Gnade nicht verdienet habe, doch die&#x017F;elbe möge<lb/>
erlangen durch das Verdien&#x017F;t deines allerlieb&#x017F;ten<lb/>
Sohns JESU Chri&#x017F;ti. Ich will hinfüro durch<lb/>
deine Gnade mit gott&#x017F;eligem Wandel bezeugen, daß<lb/>
die&#x017F;e Barmhertzigkeit einem recht danckbaren Kin-<lb/><hi rendition="#c">de widerfahren und erwie&#x017F;en &#x017F;ey. HErr! diß<lb/>
i&#x017F;t mein heiliges Vorhaben, laß es in dir<lb/>
&#x017F;eyn Ja und Amen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sech&#x017F;te</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0402] Abtritt von dem Gnaden-Thron. als den Tod vor Augen ſaheſt, nachdem er dich ver- läugnet und vermaledeyet hatte: Wie vielmehr ha- be ich Hoffnung, daß du nun in deiner Herrlichkeit dich über mich armen Sünder erbarmen wirſt. Stel- le dich wie du willt, ich laſſe dich nicht, du ſegneſt mich dann: Ich halte mich an deinen Gnaden- Stuhl, und winde meine Aerme um die Hörner des Altars. Ach mache doch durch deine allein gültige Vorbitte, daß dein himmliſcher Vatter Gnade für Recht ergehen laſſe. O Vatter aller Barmher- tzigkeit! ſiehe doch an mein mattes Hertz: Siehe an meine betrübte Seele: Höre meine wehmüthi- ge Seuffzer: Oder kan das alles dich nicht zum Erbarmen und Mitleiden bewegen: Ach ſo ſiehe doch an deinen eingeliebten Sohn. Siehe an ſeine Blut - trieffende Wunden: Siehe an ſein zer- knirſchtes Hertz, welches zerſchmoltzen war wie Wachs, und laß doch daſſelbe dein Vatter-Hertz brechen; daß ich, der ich von mir ſelbſt deine Gnade nicht verdienet habe, doch dieſelbe möge erlangen durch das Verdienſt deines allerliebſten Sohns JESU Chriſti. Ich will hinfüro durch deine Gnade mit gottſeligem Wandel bezeugen, daß dieſe Barmhertzigkeit einem recht danckbaren Kin- de widerfahren und erwieſen ſey. HErr! diß iſt mein heiliges Vorhaben, laß es in dir ſeyn Ja und Amen. Sechſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/402
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/402>, abgerufen am 28.06.2024.