Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
gend auf. Ich habe zum öfftern (ach zu meiner
Schande bekenne ichs) dein Wort übertretten, dei-
nen Willen und Befehl muthwillig verachtet, deine
Liebe gehasset, und in Hochmuth und Eigenliebe
mich erhoben, und also dich zu meinem Widersacher
und Feind gemacht. Gold und Silber, und alle
Schätze der Erden sind in deiner Hand, und ich kan
damit nicht die allergeringste Sünde auskauffen.
Opfer und Brand-Opfer wollte ich dir geben: Aber
sie gefallen dir nicht. Wollte ich vor dich tretten und
mit dir rechten, so komme ich zu kurtz, und kan dir
auf tausend nicht eins antworten. Dann meine
Schuld ist zu groß, und mein Vermögen zu klein.
Du forderst zehen tausend Pfund, laut dem Schuld-
Buch deines göttlichen Gesetzes: Aber ich vermag
nicht ein einziges Pfund aufzubringen, indem ich
gegen alle deine Gebotte mannigfaltig gesündiget
habe. Ich würde also verlegen seyn, weil ich in
mir nichts finde, wann du nicht ausser mir ein
Mittel offenbaret hättest, wodurch ich mit dir ver-
söhnet würde. Du drohest zu strafen, so ich dich
erzürne, und schlägest doch auch aus lauter Güte
ein Mittel vor, was ich thun soll, wann ich dich
erzürnet habe. Solches Mittel ist eine aufrichti-
ge Bekänntniß meiner Sünden. Darum sage ich
jetzt mit aufrichtigem Hertzen: O GOTT, sey
mir armen Sünder gnädig. Höre doch, HErr!
mercke auf, und thue es: Dann ich liege vor dir
nicht auf meine eigene Gerechtigkeit und Würdig-
keit: Denn an mir ist nichts als lauter Ungerech-

tig-

Abtritt von dem Gnaden-Thron.
gend auf. Ich habe zum öfftern (ach zu meiner
Schande bekenne ichs) dein Wort übertretten, dei-
nen Willen und Befehl muthwillig verachtet, deine
Liebe gehaſſet, und in Hochmuth und Eigenliebe
mich erhoben, und alſo dich zu meinem Widerſacher
und Feind gemacht. Gold und Silber, und alle
Schätze der Erden ſind in deiner Hand, und ich kan
damit nicht die allergeringſte Sünde auskauffen.
Opfer und Brand-Opfer wollte ich dir geben: Aber
ſie gefallen dir nicht. Wollte ich vor dich tretten und
mit dir rechten, ſo komme ich zu kurtz, und kan dir
auf tauſend nicht eins antworten. Dann meine
Schuld iſt zu groß, und mein Vermögen zu klein.
Du forderſt zehen tauſend Pfund, laut dem Schuld-
Buch deines göttlichen Geſetzes: Aber ich vermag
nicht ein einziges Pfund aufzubringen, indem ich
gegen alle deine Gebotte mannigfaltig geſündiget
habe. Ich würde alſo verlegen ſeyn, weil ich in
mir nichts finde, wann du nicht auſſer mir ein
Mittel offenbaret hätteſt, wodurch ich mit dir ver-
ſöhnet würde. Du droheſt zu ſtrafen, ſo ich dich
erzürne, und ſchlägeſt doch auch aus lauter Güte
ein Mittel vor, was ich thun ſoll, wann ich dich
erzürnet habe. Solches Mittel iſt eine aufrichti-
ge Bekänntniß meiner Sünden. Darum ſage ich
jetzt mit aufrichtigem Hertzen: O GOTT, ſey
mir armen Sünder gnädig. Höre doch, HErr!
mercke auf, und thue es: Dann ich liege vor dir
nicht auf meine eigene Gerechtigkeit und Würdig-
keit: Denn an mir iſt nichts als lauter Ungerech-

tig-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0410" n="388"/><fw place="top" type="header">Abtritt von dem Gnaden-Thron.</fw><lb/>
gend auf. Ich habe zum öfftern (ach zu meiner<lb/>
Schande bekenne ichs) dein Wort übertretten, dei-<lb/>
nen Willen und Befehl muthwillig verachtet, deine<lb/>
Liebe geha&#x017F;&#x017F;et, und in Hochmuth und Eigenliebe<lb/>
mich erhoben, und al&#x017F;o dich zu meinem Wider&#x017F;acher<lb/>
und Feind gemacht. Gold und Silber, und alle<lb/>
Schätze der Erden &#x017F;ind in deiner Hand, und ich kan<lb/>
damit nicht die allergering&#x017F;te Sünde auskauffen.<lb/>
Opfer und Brand-Opfer wollte ich dir geben: Aber<lb/>
&#x017F;ie gefallen dir nicht. Wollte ich vor dich tretten und<lb/>
mit dir rechten, &#x017F;o komme ich zu kurtz, und kan dir<lb/>
auf tau&#x017F;end nicht eins antworten. Dann meine<lb/>
Schuld i&#x017F;t zu groß, und mein Vermögen zu klein.<lb/>
Du forder&#x017F;t zehen tau&#x017F;end Pfund, laut dem Schuld-<lb/>
Buch deines göttlichen Ge&#x017F;etzes: Aber ich vermag<lb/>
nicht ein einziges Pfund aufzubringen, indem ich<lb/>
gegen alle deine Gebotte mannigfaltig ge&#x017F;ündiget<lb/>
habe. Ich würde al&#x017F;o verlegen &#x017F;eyn, weil ich in<lb/>
mir nichts finde, wann du nicht au&#x017F;&#x017F;er mir ein<lb/>
Mittel offenbaret hätte&#x017F;t, wodurch ich mit dir ver-<lb/>
&#x017F;öhnet würde. Du drohe&#x017F;t zu &#x017F;trafen, &#x017F;o ich dich<lb/>
erzürne, und &#x017F;chläge&#x017F;t doch auch aus lauter Güte<lb/>
ein Mittel vor, was ich thun &#x017F;oll, wann ich dich<lb/>
erzürnet habe. Solches Mittel i&#x017F;t eine aufrichti-<lb/>
ge Bekänntniß meiner Sünden. Darum &#x017F;age ich<lb/>
jetzt mit aufrichtigem Hertzen: O GOTT, &#x017F;ey<lb/>
mir armen Sünder gnädig. Höre doch, HErr!<lb/>
mercke auf, und thue es: Dann ich liege vor dir<lb/>
nicht auf meine eigene Gerechtigkeit und Würdig-<lb/>
keit: Denn an mir i&#x017F;t nichts als lauter Ungerech-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tig-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0410] Abtritt von dem Gnaden-Thron. gend auf. Ich habe zum öfftern (ach zu meiner Schande bekenne ichs) dein Wort übertretten, dei- nen Willen und Befehl muthwillig verachtet, deine Liebe gehaſſet, und in Hochmuth und Eigenliebe mich erhoben, und alſo dich zu meinem Widerſacher und Feind gemacht. Gold und Silber, und alle Schätze der Erden ſind in deiner Hand, und ich kan damit nicht die allergeringſte Sünde auskauffen. Opfer und Brand-Opfer wollte ich dir geben: Aber ſie gefallen dir nicht. Wollte ich vor dich tretten und mit dir rechten, ſo komme ich zu kurtz, und kan dir auf tauſend nicht eins antworten. Dann meine Schuld iſt zu groß, und mein Vermögen zu klein. Du forderſt zehen tauſend Pfund, laut dem Schuld- Buch deines göttlichen Geſetzes: Aber ich vermag nicht ein einziges Pfund aufzubringen, indem ich gegen alle deine Gebotte mannigfaltig geſündiget habe. Ich würde alſo verlegen ſeyn, weil ich in mir nichts finde, wann du nicht auſſer mir ein Mittel offenbaret hätteſt, wodurch ich mit dir ver- ſöhnet würde. Du droheſt zu ſtrafen, ſo ich dich erzürne, und ſchlägeſt doch auch aus lauter Güte ein Mittel vor, was ich thun ſoll, wann ich dich erzürnet habe. Solches Mittel iſt eine aufrichti- ge Bekänntniß meiner Sünden. Darum ſage ich jetzt mit aufrichtigem Hertzen: O GOTT, ſey mir armen Sünder gnädig. Höre doch, HErr! mercke auf, und thue es: Dann ich liege vor dir nicht auf meine eigene Gerechtigkeit und Würdig- keit: Denn an mir iſt nichts als lauter Ungerech- tig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/410
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/410>, abgerufen am 22.11.2024.