Gedancke Raum finde: Erwecke in mir einen heili- gen Eckel und Abscheu, vor allem, womit ich dich, meinen GOtt! möchte erzürnen und mein Gewissen verletzen, und laß mich durch keusche und heilige Ge- dancken meinen Beruff immer vester machen, daß ich eine reine und keusche Seele in mein Sterb-Bethe bringe, und unter denen Unbefleckten erfunden wer- de, die dem Lamm folgen bis in den Himmel, Amen.
Gebett bey schlaflosen Nächten.
Ps. 77, 2. In der Zeit meiner Noth suche ich den HErrn, mei- ne Hand ist des Nachts ausgereckt und lässet nicht ab.
OMenschen-Hüter! gnädiger und barmhertziger GOtt! dessen Ohren Tag und Nacht offen stehen, und der du das Seuffzen der Elenden hörest, auch wenn sie des Nachts in der Stille zu dir beten: Jetzt ruhet alles, ich allein muß die Zeit, die du den Menschen sonst zur Ruh und Erquickung gegeben hast, in Unruhe zubringen, und es will kein Schlaf in meine Augen kommen: Mein Hertz ängstiget sich in kümmerlichen Sorgen, mein Leib wird matt, mei- ne Gestalt ist verfallen vor Trauren, denn ich werde allenthalben geängstiget, daß ich offt mit Thränen mein Lager netze: Wann der Abend herbey kommt, sehne ich mich wie ein müder Wandersmann nach der Ruhe, und finde sie doch nicht: Wann ich den- cke, mein Bethe soll mich trösten, und mein Lager soll mir mein Leyd und Kummer erleichtern, so häl- test du meine Augen, daß sie wachen: Und wann ich durch Gedancken ermüdet, etwas schlummere, so schreckst du mich mit Träumen: O HErr! wie lang
ver-
Gebett
Gedancke Raum finde: Erwecke in mir einen heili- gen Eckel und Abſcheu, vor allem, womit ich dich, meinen GOtt! möchte erzürnen und mein Gewiſſen verletzen, und laß mich durch keuſche und heilige Ge- dancken meinen Beruff immer veſter machen, daß ich eine reine und keuſche Seele in mein Sterb-Bethe bringe, und unter denen Unbefleckten erfunden wer- de, die dem Lamm folgen bis in den Himmel, Amen.
Gebett bey ſchlafloſen Nächten.
Pſ. 77, 2. In der Zeit meiner Noth ſuche ich den HErrn, mei- ne Hand iſt des Nachts ausgereckt und läſſet nicht ab.
OMenſchen-Hüter! gnädiger und barmhertziger GOtt! deſſen Ohren Tag und Nacht offen ſtehen, und der du das Seuffzen der Elenden höreſt, auch wenn ſie des Nachts in der Stille zu dir beten: Jetzt ruhet alles, ich allein muß die Zeit, die du den Menſchen ſonſt zur Ruh und Erquickung gegeben haſt, in Unruhe zubringen, und es will kein Schlaf in meine Augen kommen: Mein Hertz ängſtiget ſich in kümmerlichen Sorgen, mein Leib wird matt, mei- ne Geſtalt iſt verfallen vor Trauren, denn ich werde allenthalben geängſtiget, daß ich offt mit Thränen mein Lager netze: Wann der Abend herbey kommt, ſehne ich mich wie ein müder Wandersmann nach der Ruhe, und finde ſie doch nicht: Wann ich den- cke, mein Bethe ſoll mich tröſten, und mein Lager ſoll mir mein Leyd und Kummer erleichtern, ſo häl- teſt du meine Augen, daß ſie wachen: Und wann ich durch Gedancken ermüdet, etwas ſchlummere, ſo ſchreckſt du mich mit Träumen: O HErr! wie lang
ver-
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Gebett
Gedancke Raum finde: Erwecke in mir einen heili-
gen Eckel und Abſcheu, vor allem, womit ich dich,
meinen GOtt! möchte erzürnen und mein Gewiſſen
verletzen, und laß mich durch keuſche und heilige Ge-
dancken meinen Beruff immer veſter machen, daß
ich eine reine und keuſche Seele in mein Sterb-Bethe
bringe, und unter denen Unbefleckten erfunden wer-
de, die dem Lamm folgen bis in den Himmel, Amen.
Gebett bey ſchlafloſen Nächten.
Pſ. 77, 2. In der Zeit meiner Noth ſuche ich den HErrn, mei-
ne Hand iſt des Nachts ausgereckt und läſſet nicht ab.
OMenſchen-Hüter! gnädiger und barmhertziger
GOtt! deſſen Ohren Tag und Nacht offen
ſtehen, und der du das Seuffzen der Elenden höreſt,
auch wenn ſie des Nachts in der Stille zu dir beten:
Jetzt ruhet alles, ich allein muß die Zeit, die du den
Menſchen ſonſt zur Ruh und Erquickung gegeben
haſt, in Unruhe zubringen, und es will kein Schlaf
in meine Augen kommen: Mein Hertz ängſtiget ſich
in kümmerlichen Sorgen, mein Leib wird matt, mei-
ne Geſtalt iſt verfallen vor Trauren, denn ich werde
allenthalben geängſtiget, daß ich offt mit Thränen
mein Lager netze: Wann der Abend herbey kommt,
ſehne ich mich wie ein müder Wandersmann nach
der Ruhe, und finde ſie doch nicht: Wann ich den-
cke, mein Bethe ſoll mich tröſten, und mein Lager
ſoll mir mein Leyd und Kummer erleichtern, ſo häl-
teſt du meine Augen, daß ſie wachen: Und wann
ich durch Gedancken ermüdet, etwas ſchlummere, ſo
ſchreckſt du mich mit Träumen: O HErr! wie lang
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/466>, abgerufen am 22.11.2024.
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