Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Kirche GOttes.
ich in hohen Ehren vor der Welt lebte, und
die Ehre nicht hätte, ein Schäflein deiner
Weyde, ein Kind deines Hauses, und ein
Erbe deines Himmels zu seyn? Was bin
ich doch, HErr! und was ist mein Haus,
daß du mich bis hieher gebracht hast? In
mir war keine Krafft, und nicht die gering-
ste Würdigkeit, die dich hätte bewegen kön-
nen mich vor andern lieb zu haben: Son-
dern es war eine Würckung deiner freyen
Gnade. Hättest du mich unter den blin-
den Heyden lassen gebohren werden, so
würde ich eben so wohl, wie sie, denen stum-
men Götzen gedienet haben: Hättest du
mich unter dem abergläubischen Volck las-
sen zur Welt kommen, das sich viel Mühe
macht, durch allerhand Menschen - Tand
dir den Himmel abzuverdienen: So wür-
de ich, als ein abergläubisches Kind aber-
gläubischer Vätter, in blindem Gehorsam
mitgemacht, und dir vergeblich gedienet
haben: Nun aber hast du mich in dem
Schoos deiner wahren Kirchen lassen ge-
bohren werden; lässest mir dein theures

Wort
F f 2

Kirche GOttes.
ich in hohen Ehren vor der Welt lebte, und
die Ehre nicht hätte, ein Schäflein deiner
Weyde, ein Kind deines Hauſes, und ein
Erbe deines Himmels zu ſeyn? Was bin
ich doch, HErr! und was iſt mein Haus,
daß du mich bis hieher gebracht haſt? In
mir war keine Krafft, und nicht die gering-
ſte Würdigkeit, die dich hätte bewegen kön-
nen mich vor andern lieb zu haben: Son-
dern es war eine Würckung deiner freyen
Gnade. Hätteſt du mich unter den blin-
den Heyden laſſen gebohren werden, ſo
würde ich eben ſo wohl, wie ſie, denen ſtum-
men Götzen gedienet haben: Hätteſt du
mich unter dem abergläubiſchen Volck laſ-
ſen zur Welt kommen, das ſich viel Mühe
macht, durch allerhand Menſchen - Tand
dir den Himmel abzuverdienen: So wür-
de ich, als ein abergläubiſches Kind aber-
gläubiſcher Vätter, in blindem Gehorſam
mitgemacht, und dir vergeblich gedienet
haben: Nun aber haſt du mich in dem
Schoos deiner wahren Kirchen laſſen ge-
bohren werden; läſſeſt mir dein theures

Wort
F f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0473" n="451"/><fw place="top" type="header">Kirche GOttes.</fw><lb/>
ich in hohen Ehren vor der Welt lebte, und<lb/>
die Ehre nicht hätte, ein Schäflein deiner<lb/>
Weyde, ein Kind deines Hau&#x017F;es, und ein<lb/>
Erbe deines Himmels zu &#x017F;eyn? Was bin<lb/>
ich doch, HErr! und was i&#x017F;t mein Haus,<lb/>
daß du mich bis hieher gebracht ha&#x017F;t? In<lb/>
mir war keine Krafft, und nicht die gering-<lb/>
&#x017F;te Würdigkeit, die dich hätte bewegen kön-<lb/>
nen mich vor andern lieb zu haben: Son-<lb/>
dern es war eine Würckung deiner freyen<lb/>
Gnade. Hätte&#x017F;t du mich unter den blin-<lb/>
den Heyden la&#x017F;&#x017F;en gebohren werden, &#x017F;o<lb/>
würde ich eben &#x017F;o wohl, wie &#x017F;ie, denen &#x017F;tum-<lb/>
men Götzen gedienet haben: Hätte&#x017F;t du<lb/>
mich unter dem abergläubi&#x017F;chen Volck la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zur Welt kommen, das &#x017F;ich viel Mühe<lb/>
macht, durch allerhand Men&#x017F;chen - Tand<lb/>
dir den Himmel abzuverdienen: So wür-<lb/>
de ich, als ein abergläubi&#x017F;ches Kind aber-<lb/>
gläubi&#x017F;cher Vätter, in blindem Gehor&#x017F;am<lb/>
mitgemacht, und dir vergeblich gedienet<lb/>
haben: Nun aber ha&#x017F;t du mich in dem<lb/>
Schoos deiner wahren Kirchen la&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
bohren werden; lä&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t mir dein theures<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Wort</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0473] Kirche GOttes. ich in hohen Ehren vor der Welt lebte, und die Ehre nicht hätte, ein Schäflein deiner Weyde, ein Kind deines Hauſes, und ein Erbe deines Himmels zu ſeyn? Was bin ich doch, HErr! und was iſt mein Haus, daß du mich bis hieher gebracht haſt? In mir war keine Krafft, und nicht die gering- ſte Würdigkeit, die dich hätte bewegen kön- nen mich vor andern lieb zu haben: Son- dern es war eine Würckung deiner freyen Gnade. Hätteſt du mich unter den blin- den Heyden laſſen gebohren werden, ſo würde ich eben ſo wohl, wie ſie, denen ſtum- men Götzen gedienet haben: Hätteſt du mich unter dem abergläubiſchen Volck laſ- ſen zur Welt kommen, das ſich viel Mühe macht, durch allerhand Menſchen - Tand dir den Himmel abzuverdienen: So wür- de ich, als ein abergläubiſches Kind aber- gläubiſcher Vätter, in blindem Gehorſam mitgemacht, und dir vergeblich gedienet haben: Nun aber haſt du mich in dem Schoos deiner wahren Kirchen laſſen ge- bohren werden; läſſeſt mir dein theures Wort F f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/473
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/473>, abgerufen am 28.09.2024.