die das Feuer deines Zorns anzünden: Sie fallen zwar über die Wangen herab, aber sie steigen hinauf gen Himmel, und fallen wie ein Platz-Regen in dei- nem Zorn wieder herab, auf die, so sie ausgepresset haben: Du bist gar ein eifriger und gerechter GOtt, und es ist recht bey dir, denen Trübsal zu vergelten, die uns Trübsal anlegen.
Dein Exempel, HErr JEsu! und dein Befehl heißt mich vor alle meine Feinde bitten; ich will es auch thun, und dir nachsprechen: Vatter, vergieb ih- nen, dann sie wissen nicht, was sie thun! Bey mir ist keine Macht, mich zu rächen, ich hab keine Waffen als Gebett und Thränen: Und wann ich auch eini- ge Gewalt übrig hätte, so wollte ich doch nicht Bö- ses mit Bösem vergelten, dein ist die Rache, du kanst vergeben, nach deiner Gnade, und vergelten nach deiner Gerechtigkeit.
Du nennest dich ein Richter der Wittwen: Weil du wohl vorher gesehen hast, wie viel Unrecht und Gewalt die Wittwen leiden müssen: Darum wirst du auch meine Sache führen, wann die Welt mich dränget und mir Unrecht thut: Du wirst mein Bey- stand seyn, meine Schmach von mir nehmen, und mir Recht schaffen wider alle, die mich zu kräncken trachten.
Tritt an Vatters Statt, du mein Mann! und mein Richter! hier sind die arme Wäisen, die Vat- ter-losen Kinder, die ihren Versorger und Anfüh- rer auch gar früh verlohren haben: Da sie dessen guten Raths, Hülff und Erziehung am meisten
nö-
Gebett einer Wittwe.
die das Feuer deines Zorns anzünden: Sie fallen zwar über die Wangen herab, aber ſie ſteigen hinauf gen Himmel, und fallen wie ein Platz-Regen in dei- nem Zorn wieder herab, auf die, ſo ſie ausgepreſſet haben: Du biſt gar ein eifriger und gerechter GOtt, und es iſt recht bey dir, denen Trübſal zu vergelten, die uns Trübſal anlegen.
Dein Exempel, HErr JEſu! und dein Befehl heißt mich vor alle meine Feinde bitten; ich will es auch thun, und dir nachſprechen: Vatter, vergieb ih- nen, dann ſie wiſſen nicht, was ſie thun! Bey mir iſt keine Macht, mich zu rächen, ich hab keine Waffen als Gebett und Thränen: Und wann ich auch eini- ge Gewalt übrig hätte, ſo wollte ich doch nicht Bö- ſes mit Böſem vergelten, dein iſt die Rache, du kanſt vergeben, nach deiner Gnade, und vergelten nach deiner Gerechtigkeit.
Du nenneſt dich ein Richter der Wittwen: Weil du wohl vorher geſehen haſt, wie viel Unrecht und Gewalt die Wittwen leiden müſſen: Darum wirſt du auch meine Sache führen, wann die Welt mich dränget und mir Unrecht thut: Du wirſt mein Bey- ſtand ſeyn, meine Schmach von mir nehmen, und mir Recht ſchaffen wider alle, die mich zu kräncken trachten.
Tritt an Vatters Statt, du mein Mann! und mein Richter! hier ſind die arme Wäiſen, die Vat- ter-loſen Kinder, die ihren Verſorger und Anfüh- rer auch gar früh verlohren haben: Da ſie deſſen guten Raths, Hülff und Erziehung am meiſten
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Gebett einer Wittwe.
die das Feuer deines Zorns anzünden: Sie fallen
zwar über die Wangen herab, aber ſie ſteigen hinauf
gen Himmel, und fallen wie ein Platz-Regen in dei-
nem Zorn wieder herab, auf die, ſo ſie ausgepreſſet
haben: Du biſt gar ein eifriger und gerechter GOtt,
und es iſt recht bey dir, denen Trübſal zu vergelten,
die uns Trübſal anlegen.
Dein Exempel, HErr JEſu! und dein Befehl
heißt mich vor alle meine Feinde bitten; ich will es
auch thun, und dir nachſprechen: Vatter, vergieb ih-
nen, dann ſie wiſſen nicht, was ſie thun! Bey mir iſt
keine Macht, mich zu rächen, ich hab keine Waffen
als Gebett und Thränen: Und wann ich auch eini-
ge Gewalt übrig hätte, ſo wollte ich doch nicht Bö-
ſes mit Böſem vergelten, dein iſt die Rache, du kanſt
vergeben, nach deiner Gnade, und vergelten nach
deiner Gerechtigkeit.
Du nenneſt dich ein Richter der Wittwen: Weil
du wohl vorher geſehen haſt, wie viel Unrecht und
Gewalt die Wittwen leiden müſſen: Darum wirſt
du auch meine Sache führen, wann die Welt mich
dränget und mir Unrecht thut: Du wirſt mein Bey-
ſtand ſeyn, meine Schmach von mir nehmen, und
mir Recht ſchaffen wider alle, die mich zu kräncken
trachten.
Tritt an Vatters Statt, du mein Mann! und
mein Richter! hier ſind die arme Wäiſen, die Vat-
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rer auch gar früh verlohren haben: Da ſie deſſen
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/570>, abgerufen am 25.11.2024.
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