an Alter, Weisheit und Gnade, daß ich geschickt möge seyn, dir, meinem GOtt, und meinem Näch- sten zu dienen.
O du grosser und erhabener GOTT! siehe doch herab von deiner hohen und heiligen Wohnung, und versorge mich vätterlich: Du versorgest ja die Vö- gel des Himmels, und giebst den jungen Raben ihre Speise: Du kleidest die Blumen des Feldes: Ach so versorge mich dann auch, daß ich Brod zu essen, und Kleider anzuziehen habe. Gieb mir nicht nur meine Mund-Portion, und Leibes-Nothdurfft, son- dern versorge auch meine Seele mit dem Brod des Lebens. Laß mich wachsen an der Erkänntniß und Gnade meines HErrn JEsu Christi, und laß mich als ein Kind des Lichts in deinen Wegen wandeln.
HErr JEsu! du grosser Wäisen-Vormund, der du so liebreich vor uns sorgest, daß du dich selbst als Schuldner darstellest, und die Liebes-Wercke an je- nem grossen Tage nicht nur rühmen, sondern auch aus Gnaden belohnen willt denen, die uns Gutes thun: Erwecke uns doch Gönner und Freunde, die sich unser annehmen, und uns mit Rath und Hülffe beyspringen, und laß uns handgreiflich spüren, daß du vor uns sorgest.
Du hast wohl eher armen Wäisen mehr und besser fort geholffen als andern, die sich auf Men- schen verlassen, und dem Glück schienen im Schoos zu sitzen: Deine Wege sind wunderbar, was du de- müthigest, das machest du groß: So will ich dann nicht verzagen; dann deine Hülffe, o GOTT! ist
bes-
Gebett der Wäiſen.
an Alter, Weisheit und Gnade, daß ich geſchickt möge ſeyn, dir, meinem GOtt, und meinem Näch- ſten zu dienen.
O du groſſer und erhabener GOTT! ſiehe doch herab von deiner hohen und heiligen Wohnung, und verſorge mich vätterlich: Du verſorgeſt ja die Vö- gel des Himmels, und giebſt den jungen Raben ihre Speiſe: Du kleideſt die Blumen des Feldes: Ach ſo verſorge mich dann auch, daß ich Brod zu eſſen, und Kleider anzuziehen habe. Gieb mir nicht nur meine Mund-Portion, und Leibes-Nothdurfft, ſon- dern verſorge auch meine Seele mit dem Brod des Lebens. Laß mich wachſen an der Erkänntniß und Gnade meines HErrn JEſu Chriſti, und laß mich als ein Kind des Lichts in deinen Wegen wandeln.
HErr JEſu! du groſſer Wäiſen-Vormund, der du ſo liebreich vor uns ſorgeſt, daß du dich ſelbſt als Schuldner darſtelleſt, und die Liebes-Wercke an je- nem groſſen Tage nicht nur rühmen, ſondern auch aus Gnaden belohnen willt denen, die uns Gutes thun: Erwecke uns doch Gönner und Freunde, die ſich unſer annehmen, und uns mit Rath und Hülffe beyſpringen, und laß uns handgreiflich ſpüren, daß du vor uns ſorgeſt.
Du haſt wohl eher armen Wäiſen mehr und beſſer fort geholffen als andern, die ſich auf Men- ſchen verlaſſen, und dem Glück ſchienen im Schoos zu ſitzen: Deine Wege ſind wunderbar, was du de- müthigeſt, das macheſt du groß: So will ich dann nicht verzagen; dann deine Hülffe, o GOTT! iſt
beſ-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0576"n="554"/><fwplace="top"type="header">Gebett der Wäiſen.</fw><lb/>
an Alter, Weisheit und Gnade, daß ich geſchickt<lb/>
möge ſeyn, dir, meinem GOtt, und meinem Näch-<lb/>ſten zu dienen.</p><lb/><p>O du groſſer und erhabener GOTT! ſiehe doch<lb/>
herab von deiner hohen und heiligen Wohnung, und<lb/>
verſorge mich vätterlich: Du verſorgeſt ja die Vö-<lb/>
gel des Himmels, und giebſt den jungen Raben ihre<lb/>
Speiſe: Du kleideſt die Blumen des Feldes: Ach<lb/>ſo verſorge mich dann auch, daß ich Brod zu eſſen,<lb/>
und Kleider anzuziehen habe. Gieb mir nicht nur<lb/>
meine Mund-Portion, und Leibes-Nothdurfft, ſon-<lb/>
dern verſorge auch meine Seele mit dem Brod des<lb/>
Lebens. Laß mich wachſen an der Erkänntniß und<lb/>
Gnade meines HErrn JEſu Chriſti, und laß mich<lb/>
als ein Kind des Lichts in deinen Wegen wandeln.</p><lb/><p>HErr JEſu! du groſſer Wäiſen-Vormund, der<lb/>
du ſo liebreich vor uns ſorgeſt, daß du dich ſelbſt als<lb/>
Schuldner darſtelleſt, und die Liebes-Wercke an je-<lb/>
nem groſſen Tage nicht nur rühmen, ſondern auch<lb/>
aus Gnaden belohnen willt denen, die uns Gutes<lb/>
thun: Erwecke uns doch Gönner und Freunde, die<lb/>ſich unſer annehmen, und uns mit Rath und Hülffe<lb/>
beyſpringen, und laß uns handgreiflich ſpüren, daß<lb/>
du vor uns ſorgeſt.</p><lb/><p>Du haſt wohl eher armen Wäiſen mehr und<lb/>
beſſer fort geholffen als andern, die ſich auf Men-<lb/>ſchen verlaſſen, und dem Glück ſchienen im Schoos<lb/>
zu ſitzen: Deine Wege ſind wunderbar, was du de-<lb/>
müthigeſt, das macheſt du groß: So will ich dann<lb/>
nicht verzagen; dann deine Hülffe, o GOTT! iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beſ-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[554/0576]
Gebett der Wäiſen.
an Alter, Weisheit und Gnade, daß ich geſchickt
möge ſeyn, dir, meinem GOtt, und meinem Näch-
ſten zu dienen.
O du groſſer und erhabener GOTT! ſiehe doch
herab von deiner hohen und heiligen Wohnung, und
verſorge mich vätterlich: Du verſorgeſt ja die Vö-
gel des Himmels, und giebſt den jungen Raben ihre
Speiſe: Du kleideſt die Blumen des Feldes: Ach
ſo verſorge mich dann auch, daß ich Brod zu eſſen,
und Kleider anzuziehen habe. Gieb mir nicht nur
meine Mund-Portion, und Leibes-Nothdurfft, ſon-
dern verſorge auch meine Seele mit dem Brod des
Lebens. Laß mich wachſen an der Erkänntniß und
Gnade meines HErrn JEſu Chriſti, und laß mich
als ein Kind des Lichts in deinen Wegen wandeln.
HErr JEſu! du groſſer Wäiſen-Vormund, der
du ſo liebreich vor uns ſorgeſt, daß du dich ſelbſt als
Schuldner darſtelleſt, und die Liebes-Wercke an je-
nem groſſen Tage nicht nur rühmen, ſondern auch
aus Gnaden belohnen willt denen, die uns Gutes
thun: Erwecke uns doch Gönner und Freunde, die
ſich unſer annehmen, und uns mit Rath und Hülffe
beyſpringen, und laß uns handgreiflich ſpüren, daß
du vor uns ſorgeſt.
Du haſt wohl eher armen Wäiſen mehr und
beſſer fort geholffen als andern, die ſich auf Men-
ſchen verlaſſen, und dem Glück ſchienen im Schoos
zu ſitzen: Deine Wege ſind wunderbar, was du de-
müthigeſt, das macheſt du groß: So will ich dann
nicht verzagen; dann deine Hülffe, o GOTT! iſt
beſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/576>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.