Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebett in Kranckheit.
ein Mann seinen Sohn leitet. Hast du es
nicht gethan, o HErr Zebaoth? Warum
sollt ich dir nicht trauen, der du dich jeder-
zeit so getreu gegen mich erzeiget hast? War-
um sollt ich deiner Hülffe Zeit und Ziel vor-
schreiben; da du unendlich weiser bist als
ich, und am besten weist, wann mir Hülffe
noth seyn wird? Diß Creutz, das mir je-
tzund schwer fällt, wird einen herrlichen
Trost mit sich sühren, und diese bittere Me-
dicin wird mir zu meiner Gesundheit die-
nen. Warum sollte ich mich mit Sorgen
quälen und mir selbst mein Leben sauer ma-
chen? Da wir doch mit allen unsern Sor-
gen wohl unser Haupt können grau, aber
doch nicht ein Haar können weiß oder
schwartz machen, noch das Allergeringste
ändern. Wohlan dann, mein Vatter!
machs mit mir, wie dirs beliebt; dein Wil-
le soll mein Wille seyn; wie du es mit mir
wirst machen, so will ich mirs gefallen las-
sen: Willt du mir einen Sonnenschein gu-
ter Tage geben, so will ichs mit Danck er-
kennen; soll es aber Creutz seyn, das du mir

zu-

Gebett in Kranckheit.
ein Mann ſeinen Sohn leitet. Haſt du es
nicht gethan, o HErr Zebaoth? Warum
ſollt ich dir nicht trauen, der du dich jeder-
zeit ſo getreu gegen mich erzeiget haſt? War-
um ſollt ich deiner Hülffe Zeit und Ziel vor-
ſchreiben; da du unendlich weiſer biſt als
ich, und am beſten weiſt, wann mir Hülffe
noth ſeyn wird? Diß Creutz, das mir je-
tzund ſchwer fällt, wird einen herrlichen
Troſt mit ſich ſühren, und dieſe bittere Me-
dicin wird mir zu meiner Geſundheit die-
nen. Warum ſollte ich mich mit Sorgen
quälen und mir ſelbſt mein Leben ſauer ma-
chen? Da wir doch mit allen unſern Sor-
gen wohl unſer Haupt können grau, aber
doch nicht ein Haar können weiß oder
ſchwartz machen, noch das Allergeringſte
ändern. Wohlan dann, mein Vatter!
machs mit mir, wie dirs beliebt; dein Wil-
le ſoll mein Wille ſeyn; wie du es mit mir
wirſt machen, ſo will ich mirs gefallen laſ-
ſen: Willt du mir einen Sonnenſchein gu-
ter Tage geben, ſo will ichs mit Danck er-
kennen; ſoll es aber Creutz ſeyn, das du mir

zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0677" n="655"/><fw place="top" type="header">Gebett in Kranckheit.</fw><lb/>
ein Mann &#x017F;einen Sohn leitet. Ha&#x017F;t du es<lb/>
nicht gethan, o HErr Zebaoth? Warum<lb/>
&#x017F;ollt ich dir nicht trauen, der du dich jeder-<lb/>
zeit &#x017F;o getreu gegen mich erzeiget ha&#x017F;t? War-<lb/>
um &#x017F;ollt ich deiner Hülffe Zeit und Ziel vor-<lb/>
&#x017F;chreiben; da du unendlich wei&#x017F;er bi&#x017F;t als<lb/>
ich, und am be&#x017F;ten wei&#x017F;t, wann mir Hülffe<lb/>
noth &#x017F;eyn wird? Diß Creutz, das mir je-<lb/>
tzund &#x017F;chwer fällt, wird einen herrlichen<lb/>
Tro&#x017F;t mit &#x017F;ich &#x017F;ühren, und die&#x017F;e bittere Me-<lb/>
dicin wird mir zu meiner Ge&#x017F;undheit die-<lb/>
nen. Warum &#x017F;ollte ich mich mit Sorgen<lb/>
quälen und mir &#x017F;elb&#x017F;t mein Leben &#x017F;auer ma-<lb/>
chen? Da wir doch mit allen un&#x017F;ern Sor-<lb/>
gen wohl un&#x017F;er Haupt können grau, aber<lb/>
doch nicht ein Haar können weiß oder<lb/>
&#x017F;chwartz machen, noch das Allergering&#x017F;te<lb/>
ändern. Wohlan dann, mein Vatter!<lb/>
machs mit mir, wie dirs beliebt; dein Wil-<lb/>
le &#x017F;oll mein Wille &#x017F;eyn; wie du es mit mir<lb/>
wir&#x017F;t machen, &#x017F;o will ich mirs gefallen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: Willt du mir einen Sonnen&#x017F;chein gu-<lb/>
ter Tage geben, &#x017F;o will ichs mit Danck er-<lb/>
kennen; &#x017F;oll es aber Creutz &#x017F;eyn, das du mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[655/0677] Gebett in Kranckheit. ein Mann ſeinen Sohn leitet. Haſt du es nicht gethan, o HErr Zebaoth? Warum ſollt ich dir nicht trauen, der du dich jeder- zeit ſo getreu gegen mich erzeiget haſt? War- um ſollt ich deiner Hülffe Zeit und Ziel vor- ſchreiben; da du unendlich weiſer biſt als ich, und am beſten weiſt, wann mir Hülffe noth ſeyn wird? Diß Creutz, das mir je- tzund ſchwer fällt, wird einen herrlichen Troſt mit ſich ſühren, und dieſe bittere Me- dicin wird mir zu meiner Geſundheit die- nen. Warum ſollte ich mich mit Sorgen quälen und mir ſelbſt mein Leben ſauer ma- chen? Da wir doch mit allen unſern Sor- gen wohl unſer Haupt können grau, aber doch nicht ein Haar können weiß oder ſchwartz machen, noch das Allergeringſte ändern. Wohlan dann, mein Vatter! machs mit mir, wie dirs beliebt; dein Wil- le ſoll mein Wille ſeyn; wie du es mit mir wirſt machen, ſo will ich mirs gefallen laſ- ſen: Willt du mir einen Sonnenſchein gu- ter Tage geben, ſo will ichs mit Danck er- kennen; ſoll es aber Creutz ſeyn, das du mir zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/677
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/677>, abgerufen am 22.11.2024.