Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Historia vom Leiden Christi.
fahren. Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr
sollt du mir die Füsse waschen. JEsus antwortet
ihm: Werde ich dich nicht waschen, so hast du keinen
Theil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: HErr
nicht die Füß allein, sondern auch die Hände und das
Haupt. Spricht JEsus zu ihme: Wer gewaschen
ist, der darff nicht dann die Füsse waschen, und ihr
seyd rein, aber nicht alle. Dann er wußte seinen
Verräther wohl, darum sprach er, ihr seyd nicht alle
rein. Da er nun ihre Füsse gewaschen hatte, nahm
er seine Kleider, und setzte sich wieder nieder, und
sprach abermal zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch ge-
than habe? Ihr heisset mich Meister und HErr, und
saget recht daran, dann ich bins auch: So ich nun
euer Meister und HErr, euch die Füß gewaschen hab,
sollet ihr auch euch unter einander die Füß waschen:
Ein Beyspiel hab ich euch gegeben, daß ihr thut, wie
ich euch gethan hab. Warlich, warlich, ich sage euch,
der Knecht ist nicht grösser, dann sein Herr, noch der
Apostel grösser, denn der ihn gesandt hat. So ihr
solches wisset, selig seyd ihr, so ihrs thut. Nicht sage
ich von euch allen, ich weiß, welche ich erwählet ha-
be, sondern daß die Schrifft erfüllet werde: Der mein
Brod isset, der tritt mich mit Füssen. Jetzt sage ichs
euch, ehe dann es geschicht, auf daß wann es gesche-
hen ist, daß ihr glaubet, daß ichs bin. Warlich, war-
lich, ich sage euch, wer aufnimmt, so ich jemand sen-
den werde, der nimmt mich auf, wer aber mich auf-
nimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Da solches JEsus gesagt hatte, ward er betrübt im

Geist,

Hiſtoria vom Leiden Chriſti.
fahren. Da ſprach Petrus zu ihm: Nimmermehr
ſollt du mir die Füſſe waſchen. JEſus antwortet
ihm: Werde ich dich nicht waſchen, ſo haſt du keinen
Theil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: HErr
nicht die Füß allein, ſondern auch die Hände und das
Haupt. Spricht JEſus zu ihme: Wer gewaſchen
iſt, der darff nicht dann die Füſſe waſchen, und ihr
ſeyd rein, aber nicht alle. Dann er wußte ſeinen
Verräther wohl, darum ſprach er, ihr ſeyd nicht alle
rein. Da er nun ihre Füſſe gewaſchen hatte, nahm
er ſeine Kleider, und ſetzte ſich wieder nieder, und
ſprach abermal zu ihnen: Wiſſet ihr, was ich euch ge-
than habe? Ihr heiſſet mich Meiſter und HErr, und
ſaget recht daran, dann ich bins auch: So ich nun
euer Meiſter und HErr, euch die Füß gewaſchen hab,
ſollet ihr auch euch unter einander die Füß waſchen:
Ein Beyſpiel hab ich euch gegeben, daß ihr thut, wie
ich euch gethan hab. Warlich, warlich, ich ſage euch,
der Knecht iſt nicht gröſſer, dann ſein Herr, noch der
Apoſtel gröſſer, denn der ihn geſandt hat. So ihr
ſolches wiſſet, ſelig ſeyd ihr, ſo ihrs thut. Nicht ſage
ich von euch allen, ich weiß, welche ich erwählet ha-
be, ſondern daß die Schrifft erfüllet werde: Der mein
Brod iſſet, der tritt mich mit Füſſen. Jetzt ſage ichs
euch, ehe dann es geſchicht, auf daß wann es geſche-
hen iſt, daß ihr glaubet, daß ichs bin. Warlich, war-
lich, ich ſage euch, wer aufnimmt, ſo ich jemand ſen-
den werde, der nimmt mich auf, wer aber mich auf-
nimmt, der nimmt den auf, der mich geſandt hat.

Da ſolches JEſus geſagt hatte, ward er betrübt im

Geiſt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0724" n="702"/><fw place="top" type="header">Hi&#x017F;toria vom Leiden Chri&#x017F;ti.</fw><lb/>
fahren. Da &#x017F;prach Petrus zu ihm: Nimmermehr<lb/>
&#x017F;ollt du mir die Fü&#x017F;&#x017F;e wa&#x017F;chen. JE&#x017F;us antwortet<lb/>
ihm: Werde ich dich nicht wa&#x017F;chen, &#x017F;o ha&#x017F;t du keinen<lb/>
Theil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: HErr<lb/>
nicht die Füß allein, &#x017F;ondern auch die Hände und das<lb/>
Haupt. Spricht JE&#x017F;us zu ihme: Wer gewa&#x017F;chen<lb/>
i&#x017F;t, der darff nicht dann die Fü&#x017F;&#x017F;e wa&#x017F;chen, und ihr<lb/>
&#x017F;eyd rein, aber nicht alle. Dann er wußte &#x017F;einen<lb/>
Verräther wohl, darum &#x017F;prach er, ihr &#x017F;eyd nicht alle<lb/>
rein. Da er nun ihre Fü&#x017F;&#x017F;e gewa&#x017F;chen hatte, nahm<lb/>
er &#x017F;eine Kleider, und &#x017F;etzte &#x017F;ich wieder nieder, und<lb/>
&#x017F;prach abermal zu ihnen: Wi&#x017F;&#x017F;et ihr, was ich euch ge-<lb/>
than habe? Ihr hei&#x017F;&#x017F;et mich Mei&#x017F;ter und HErr, und<lb/>
&#x017F;aget recht daran, dann ich bins auch: So ich nun<lb/>
euer Mei&#x017F;ter und HErr, euch die Füß gewa&#x017F;chen hab,<lb/>
&#x017F;ollet ihr auch euch unter einander die Füß wa&#x017F;chen:<lb/>
Ein Bey&#x017F;piel hab ich euch gegeben, daß ihr thut, wie<lb/>
ich euch gethan hab. Warlich, warlich, ich &#x017F;age euch,<lb/>
der Knecht i&#x017F;t nicht grö&#x017F;&#x017F;er, dann &#x017F;ein Herr, noch der<lb/>
Apo&#x017F;tel grö&#x017F;&#x017F;er, denn der ihn ge&#x017F;andt hat. So ihr<lb/>
&#x017F;olches wi&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;elig &#x017F;eyd ihr, &#x017F;o ihrs thut. Nicht &#x017F;age<lb/>
ich von euch allen, ich weiß, welche ich erwählet ha-<lb/>
be, &#x017F;ondern daß die Schrifft erfüllet werde: Der mein<lb/>
Brod i&#x017F;&#x017F;et, der tritt mich mit Fü&#x017F;&#x017F;en. Jetzt &#x017F;age ichs<lb/>
euch, ehe dann es ge&#x017F;chicht, auf daß wann es ge&#x017F;che-<lb/>
hen i&#x017F;t, daß ihr glaubet, daß ichs bin. Warlich, war-<lb/>
lich, ich &#x017F;age euch, wer aufnimmt, &#x017F;o ich jemand &#x017F;en-<lb/>
den werde, der nimmt mich auf, wer aber mich auf-<lb/>
nimmt, der nimmt den auf, der mich ge&#x017F;andt hat.</p><lb/>
              <p>Da &#x017F;olches JE&#x017F;us ge&#x017F;agt hatte, ward er betrübt im<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gei&#x017F;t,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[702/0724] Hiſtoria vom Leiden Chriſti. fahren. Da ſprach Petrus zu ihm: Nimmermehr ſollt du mir die Füſſe waſchen. JEſus antwortet ihm: Werde ich dich nicht waſchen, ſo haſt du keinen Theil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: HErr nicht die Füß allein, ſondern auch die Hände und das Haupt. Spricht JEſus zu ihme: Wer gewaſchen iſt, der darff nicht dann die Füſſe waſchen, und ihr ſeyd rein, aber nicht alle. Dann er wußte ſeinen Verräther wohl, darum ſprach er, ihr ſeyd nicht alle rein. Da er nun ihre Füſſe gewaſchen hatte, nahm er ſeine Kleider, und ſetzte ſich wieder nieder, und ſprach abermal zu ihnen: Wiſſet ihr, was ich euch ge- than habe? Ihr heiſſet mich Meiſter und HErr, und ſaget recht daran, dann ich bins auch: So ich nun euer Meiſter und HErr, euch die Füß gewaſchen hab, ſollet ihr auch euch unter einander die Füß waſchen: Ein Beyſpiel hab ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan hab. Warlich, warlich, ich ſage euch, der Knecht iſt nicht gröſſer, dann ſein Herr, noch der Apoſtel gröſſer, denn der ihn geſandt hat. So ihr ſolches wiſſet, ſelig ſeyd ihr, ſo ihrs thut. Nicht ſage ich von euch allen, ich weiß, welche ich erwählet ha- be, ſondern daß die Schrifft erfüllet werde: Der mein Brod iſſet, der tritt mich mit Füſſen. Jetzt ſage ichs euch, ehe dann es geſchicht, auf daß wann es geſche- hen iſt, daß ihr glaubet, daß ichs bin. Warlich, war- lich, ich ſage euch, wer aufnimmt, ſo ich jemand ſen- den werde, der nimmt mich auf, wer aber mich auf- nimmt, der nimmt den auf, der mich geſandt hat. Da ſolches JEſus geſagt hatte, ward er betrübt im Geiſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/724
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/724>, abgerufen am 02.07.2024.