grösser Licht verborgen, das mir ins Hertze scheint und einen Sonntag macht. Mein JEsu, du bist es, du heissest meine Sonne, dich bet ich nur allein an diesem Morgen an. Geh in der Seelen auf mit reiner Lust und Wonne, daß ich durch dich das Licht im Lichte sehen kan. Ich grüsse deinen Tag, als ei- nen Tag der Wunder, weil deine Wunder-Hand ihn offt gezeichnet hat; O! lege du in mir den wahren Glaubens-Zunder, so fängt mein Hertze Glut durch deine Wunder-That. Das war dein Oster-Tag, an welchem du erstanden, ach! laß mich heute doch aus meinem Grabe gehn, befreye meinen Fuß von allen Todes-Banden, und würcke selbst in mir ein geistlichs Auferstehn. Geuß deinen Geist auf mich, und mache heute Pfingsten, wie weyland dieser Tag dadurch geheiligt ward: Dein Wort erleuchte mich, daß ich nicht im Geringsten von diesem weichen mag, was du mir offenbart. Gieb Augen, welche dich und deinen Sohn erkennen; gieb Ohren, welche dir be- gierigst offen stehn: Gieb Lippen, die voll Geists in deinem Lobe brennen, gieb Füsse, die mit Lust in deinen Vorhof gehn. Vor allem gieb ein Hertz, das, gleich dem guten Lande, im Glauben und Gedult viel hundert Früchte bringt: Behüte meinen Sinn für allem Mißverstande, damit das gute Werck bey mir sehr wohl gelingt. Mein Hirte weide mich auf deiner grünen Aue; und führe mich, dein Schaaf, zum frischen Wasser hin: Schleuß deinen Himmel auf, daß er mir Manna thaue, laß mir vergiß mein nicht in deinem Worte blühn. Mich hungert, lasse
mich
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Morgen-Gebett am Sonntage.
gröſſer Licht verborgen, das mir ins Hertze ſcheint und einen Sonntag macht. Mein JEſu, du biſt es, du heiſſeſt meine Sonne, dich bet ich nur allein an dieſem Morgen an. Geh in der Seelen auf mit reiner Luſt und Wonne, daß ich durch dich das Licht im Lichte ſehen kan. Ich grüſſe deinen Tag, als ei- nen Tag der Wunder, weil deine Wunder-Hand ihn offt gezeichnet hat; O! lege du in mir den wahren Glaubens-Zunder, ſo fängt mein Hertze Glut durch deine Wunder-That. Das war dein Oſter-Tag, an welchem du erſtanden, ach! laß mich heute doch aus meinem Grabe gehn, befreye meinen Fuß von allen Todes-Banden, und würcke ſelbſt in mir ein geiſtlichs Auferſtehn. Geuß deinen Geiſt auf mich, und mache heute Pfingſten, wie weyland dieſer Tag dadurch geheiligt ward: Dein Wort erleuchte mich, daß ich nicht im Geringſten von dieſem weichen mag, was du mir offenbart. Gieb Augen, welche dich und deinen Sohn erkennen; gieb Ohren, welche dir be- gierigſt offen ſtehn: Gieb Lippen, die voll Geiſts in deinem Lobe brennen, gieb Füſſe, die mit Luſt in deinen Vorhof gehn. Vor allem gieb ein Hertz, das, gleich dem guten Lande, im Glauben und Gedult viel hundert Früchte bringt: Behüte meinen Sinn für allem Mißverſtande, damit das gute Werck bey mir ſehr wohl gelingt. Mein Hirte weide mich auf deiner grünen Aue; und führe mich, dein Schaaf, zum friſchen Waſſer hin: Schleuß deinen Himmel auf, daß er mir Manna thaue, laß mir vergiß mein nicht in deinem Worte blühn. Mich hungert, laſſe
mich
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Morgen-Gebett am Sonntage.
gröſſer Licht verborgen, das mir ins Hertze ſcheint
und einen Sonntag macht. Mein JEſu, du biſt
es, du heiſſeſt meine Sonne, dich bet ich nur allein
an dieſem Morgen an. Geh in der Seelen auf mit
reiner Luſt und Wonne, daß ich durch dich das Licht
im Lichte ſehen kan. Ich grüſſe deinen Tag, als ei-
nen Tag der Wunder, weil deine Wunder-Hand ihn
offt gezeichnet hat; O! lege du in mir den wahren
Glaubens-Zunder, ſo fängt mein Hertze Glut durch
deine Wunder-That. Das war dein Oſter-Tag,
an welchem du erſtanden, ach! laß mich heute doch
aus meinem Grabe gehn, befreye meinen Fuß von
allen Todes-Banden, und würcke ſelbſt in mir ein
geiſtlichs Auferſtehn. Geuß deinen Geiſt auf mich,
und mache heute Pfingſten, wie weyland dieſer Tag
dadurch geheiligt ward: Dein Wort erleuchte mich,
daß ich nicht im Geringſten von dieſem weichen mag,
was du mir offenbart. Gieb Augen, welche dich und
deinen Sohn erkennen; gieb Ohren, welche dir be-
gierigſt offen ſtehn: Gieb Lippen, die voll Geiſts in
deinem Lobe brennen, gieb Füſſe, die mit Luſt in
deinen Vorhof gehn. Vor allem gieb ein Hertz,
das, gleich dem guten Lande, im Glauben und
Gedult viel hundert Früchte bringt: Behüte meinen
Sinn für allem Mißverſtande, damit das gute Werck
bey mir ſehr wohl gelingt. Mein Hirte weide mich
auf deiner grünen Aue; und führe mich, dein Schaaf,
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auf, daß er mir Manna thaue, laß mir vergiß mein
nicht in deinem Worte blühn. Mich hungert, laſſe
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/751>, abgerufen am 02.07.2024.
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