Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend-Gebett am Sonntage.
drauf. Schreib alles in den Sinn, was diesen Tag
geschehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge-
bens seyn: Du Hertzens-Kündiger kanst in das Her-
tze sehen, ach! so bewahre mich vor allem Heuchel-
Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho-
nig speisen, damit der Nachschmack mir die gantze
Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und
Masse weisen, wie man das Christenthum mit rech-
tem Eifer treibt. Laß deine Tröstungen wie lauter
Zucker schmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach
so verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im
Gewissen schrecken, daß ich die Sünde mehr als eine
Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir
verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum
in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum
Lauffen und zum Ringen, diß Wort bevestige in mir
des Geistes Sinn. Hat Moses mich geweckt mit
des Gesätzes Flüchen, so laß mir seinen Schall durch
Ohr und Hertze gehn. Hat JEsus mich getröst
mit seinen Segens-Sprüchen, so laß mich darauf
vest in Noth und Tod bestehn. Der Glaube werde
starck durch deines Geistes Lehren, die Liebe zünde
sich bey diesem Feuer an, die Hoffnung müsse sich
durch diesen Ancker mehren, so grünt ein Kleeblatt
hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich
dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe
mich nach Christi Stapffen hin; im Leiden laß mich
nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache
selbst den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht
allein ein Christ im Wissen heisse, vielmehr ein wah-

rer

Abend-Gebett am Sonntage.
drauf. Schreib alles in den Sinn, was dieſen Tag
geſchehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge-
bens ſeyn: Du Hertzens-Kündiger kanſt in das Her-
tze ſehen, ach! ſo bewahre mich vor allem Heuchel-
Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho-
nig ſpeiſen, damit der Nachſchmack mir die gantze
Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und
Maſſe weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech-
tem Eifer treibt. Laß deine Tröſtungen wie lauter
Zucker ſchmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach
ſo verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im
Gewiſſen ſchrecken, daß ich die Sünde mehr als eine
Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir
verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum
in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum
Lauffen und zum Ringen, diß Wort beveſtige in mir
des Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt mit
des Geſätzes Flüchen, ſo laß mir ſeinen Schall durch
Ohr und Hertze gehn. Hat JEſus mich getröſt
mit ſeinen Segens-Sprüchen, ſo laß mich darauf
veſt in Noth und Tod beſtehn. Der Glaube werde
ſtarck durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zünde
ſich bey dieſem Feuer an, die Hoffnung müſſe ſich
durch dieſen Ancker mehren, ſo grünt ein Kleeblatt
hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich
dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe
mich nach Chriſti Stapffen hin; im Leiden laß mich
nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache
ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht
allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, vielmehr ein wah-

rer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0756" n="734"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Sonntage.</fw><lb/>
drauf. Schreib alles in den Sinn, was die&#x017F;en Tag<lb/>
ge&#x017F;chehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge-<lb/>
bens &#x017F;eyn: Du Hertzens-Kündiger kan&#x017F;t in das Her-<lb/>
tze &#x017F;ehen, ach! &#x017F;o bewahre mich vor allem Heuchel-<lb/>
Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho-<lb/>
nig &#x017F;pei&#x017F;en, damit der Nach&#x017F;chmack mir die gantze<lb/>
Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e wei&#x017F;en, wie man das Chri&#x017F;tenthum mit rech-<lb/>
tem Eifer treibt. Laß deine Trö&#x017F;tungen wie lauter<lb/>
Zucker &#x017F;chmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach<lb/>
&#x017F;o verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chrecken, daß ich die Sünde mehr als eine<lb/>
Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir<lb/>
verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum<lb/>
in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum<lb/>
Lauffen und zum Ringen, diß Wort beve&#x017F;tige in mir<lb/>
des Gei&#x017F;tes Sinn. Hat Mo&#x017F;es mich geweckt mit<lb/>
des Ge&#x017F;ätzes Flüchen, &#x017F;o laß mir &#x017F;einen Schall durch<lb/>
Ohr und Hertze gehn. Hat JE&#x017F;us mich getrö&#x017F;t<lb/>
mit &#x017F;einen Segens-Sprüchen, &#x017F;o laß mich darauf<lb/>
ve&#x017F;t in Noth und Tod be&#x017F;tehn. Der Glaube werde<lb/>
&#x017F;tarck durch deines Gei&#x017F;tes Lehren, die Liebe zünde<lb/>
&#x017F;ich bey die&#x017F;em Feuer an, die Hoffnung mü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
durch die&#x017F;en Ancker mehren, &#x017F;o grünt ein Kleeblatt<lb/>
hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich<lb/>
dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe<lb/>
mich nach Chri&#x017F;ti Stapffen hin; im Leiden laß mich<lb/>
nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht<lb/>
allein ein Chri&#x017F;t im Wi&#x017F;&#x017F;en hei&#x017F;&#x017F;e, vielmehr ein wah-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[734/0756] Abend-Gebett am Sonntage. drauf. Schreib alles in den Sinn, was dieſen Tag geſchehen, und laß dein Wort in mir ja nicht verge- bens ſeyn: Du Hertzens-Kündiger kanſt in das Her- tze ſehen, ach! ſo bewahre mich vor allem Heuchel- Schein. Laß deine Lehren mich wie Milch und Ho- nig ſpeiſen, damit der Nachſchmack mir die gantze Woche bleibt: Laß die Vermahnungen mir Ziel und Maſſe weiſen, wie man das Chriſtenthum mit rech- tem Eifer treibt. Laß deine Tröſtungen wie lauter Zucker ſchmecken, wenn mich das Creutze drückt, ach ſo verlaß mich nie; laß deine Warnungen mich im Gewiſſen ſchrecken, daß ich die Sünde mehr als eine Schlange flieh. Dein Saam-Korn muß in mir verlangte Früchte bringen, daß ich kein fauler Baum in deinem Garten bin: Diß Kleinod wecke mich zum Lauffen und zum Ringen, diß Wort beveſtige in mir des Geiſtes Sinn. Hat Moſes mich geweckt mit des Geſätzes Flüchen, ſo laß mir ſeinen Schall durch Ohr und Hertze gehn. Hat JEſus mich getröſt mit ſeinen Segens-Sprüchen, ſo laß mich darauf veſt in Noth und Tod beſtehn. Der Glaube werde ſtarck durch deines Geiſtes Lehren, die Liebe zünde ſich bey dieſem Feuer an, die Hoffnung müſſe ſich durch dieſen Ancker mehren, ſo grünt ein Kleeblatt hier, das nie verwelcken kan. Im Glauben laß mich dich und auch dein Wort bekennen, im Leben führe mich nach Chriſti Stapffen hin; im Leiden laß mich nichts von deiner Liebe trennen, im Sterben mache ſelbſt den Tod mir zum Gewinn. Gieb, daß ich nicht allein ein Chriſt im Wiſſen heiſſe, vielmehr ein wah- rer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/756
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/756>, abgerufen am 02.07.2024.