Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend-Gebett am Freytage.
dich erwürget, und meine Missethat hat dich ans
Creutze bracht; doch hast du meine Schuld mit Blut
und Tod verbürget, und selbsten dich vor mich zum
Schuldener gemacht. Ich zeige dir dein Blut, das
du für mich vergossen, soll dieser theure Schatz an
mir verlohren seyn? Du hast ja deine Brust den
Sündern aufgeschlossen, so nimm mich Aermsten
auch in deine Wunden ein. Aus deinen Dornen
laß mir lauter Rosen blühen, durch deiner Bande
Krafft verbinde mich mit dir. Dein Creutze müsse
mich recht nach der Höhe ziehen, die offne Seite sey
mein Weg zur Gnaden-Thür. Ach! sprenge doch
dein Blut auf mein zerknirschtes Hertze, lösch ab des
Vatters Zorn in dieser rothen Fluth; Hilff mir durch
deinen Schmertz von meinem Sünden-Schmertze,
was ich nicht recht gethan, mach alles wieder gut.
Ich will mein Fleisch und Blut hinfort ans Creutze
hefften, die Welt soll künfftig mir, ich ihr gecreutzigt
seyn. Doch weil ich viel zu schwach in meinen eignen
Kräfften, so pflantze du mir selbst dein Creutz ins
Hertz hinein. Laß deine Nägel mir durch mein Ge-
wissen gehen, so offte mich die Lust zu einer Sünde
trägt. Traf diß das grüne Holtz, wie wirds ums
dürre stehen? Wie wird der Knecht gestrafft, wenn
GOtt den Sohn so schlägt? Gantz ferne sey von mir,
mich von was anders rühmen, als, JESU! nur
von dir und deinem Creutz allein. Das will ich
nur allein als meinen Trost beniemen, in dei-
nen Wunden soll mein einzigs Labsal seyn.
Laß auch in dieser Nacht dein hochgepriesnes

Creu-
C c c

Abend-Gebett am Freytage.
dich erwürget, und meine Miſſethat hat dich ans
Creutze bracht; doch haſt du meine Schuld mit Blut
und Tod verbürget, und ſelbſten dich vor mich zum
Schuldener gemacht. Ich zeige dir dein Blut, das
du für mich vergoſſen, ſoll dieſer theure Schatz an
mir verlohren ſeyn? Du haſt ja deine Bruſt den
Sündern aufgeſchloſſen, ſo nimm mich Aermſten
auch in deine Wunden ein. Aus deinen Dornen
laß mir lauter Roſen blühen, durch deiner Bande
Krafft verbinde mich mit dir. Dein Creutze müſſe
mich recht nach der Höhe ziehen, die offne Seite ſey
mein Weg zur Gnaden-Thür. Ach! ſprenge doch
dein Blut auf mein zerknirſchtes Hertze, löſch ab des
Vatters Zorn in dieſer rothen Fluth; Hilff mir durch
deinen Schmertz von meinem Sünden-Schmertze,
was ich nicht recht gethan, mach alles wieder gut.
Ich will mein Fleiſch und Blut hinfort ans Creutze
hefften, die Welt ſoll künfftig mir, ich ihr gecreutzigt
ſeyn. Doch weil ich viel zu ſchwach in meinen eignen
Kräfften, ſo pflantze du mir ſelbſt dein Creutz ins
Hertz hinein. Laß deine Nägel mir durch mein Ge-
wiſſen gehen, ſo offte mich die Luſt zu einer Sünde
trägt. Traf diß das grüne Holtz, wie wirds ums
dürre ſtehen? Wie wird der Knecht geſtrafft, wenn
GOtt den Sohn ſo ſchlägt? Gantz ferne ſey von mir,
mich von was anders rühmen, als, JESU! nur
von dir und deinem Creutz allein. Das will ich
nur allein als meinen Troſt beniemen, in dei-
nen Wunden ſoll mein einzigs Labſal ſeyn.
Laß auch in dieſer Nacht dein hochgepriesnes

Creu-
C c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0791" n="769"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Freytage.</fw><lb/>
dich erwürget, und meine Mi&#x017F;&#x017F;ethat hat dich ans<lb/>
Creutze bracht; doch ha&#x017F;t du meine Schuld mit Blut<lb/>
und Tod verbürget, und &#x017F;elb&#x017F;ten dich vor mich zum<lb/>
Schuldener gemacht. Ich zeige dir dein Blut, das<lb/>
du für mich vergo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;oll die&#x017F;er theure Schatz an<lb/>
mir verlohren &#x017F;eyn? Du ha&#x017F;t ja deine Bru&#x017F;t den<lb/>
Sündern aufge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o nimm mich Aerm&#x017F;ten<lb/>
auch in deine Wunden ein. Aus deinen Dornen<lb/>
laß mir lauter Ro&#x017F;en blühen, durch deiner Bande<lb/>
Krafft verbinde mich mit dir. Dein Creutze mü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
mich recht nach der Höhe ziehen, die offne Seite &#x017F;ey<lb/>
mein Weg zur Gnaden-Thür. Ach! &#x017F;prenge doch<lb/>
dein Blut auf mein zerknir&#x017F;chtes Hertze, lö&#x017F;ch ab des<lb/>
Vatters Zorn in die&#x017F;er rothen Fluth; Hilff mir durch<lb/>
deinen Schmertz von meinem Sünden-Schmertze,<lb/>
was ich nicht recht gethan, mach alles wieder gut.<lb/>
Ich will mein Flei&#x017F;ch und Blut hinfort ans Creutze<lb/>
hefften, die Welt &#x017F;oll künfftig mir, ich ihr gecreutzigt<lb/>
&#x017F;eyn. Doch weil ich viel zu &#x017F;chwach in meinen eignen<lb/>
Kräfften, &#x017F;o pflantze du mir &#x017F;elb&#x017F;t dein Creutz ins<lb/>
Hertz hinein. Laß deine Nägel mir durch mein Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en gehen, &#x017F;o offte mich die Lu&#x017F;t zu einer Sünde<lb/>
trägt. Traf diß das grüne Holtz, wie wirds ums<lb/>
dürre &#x017F;tehen? Wie wird der Knecht ge&#x017F;trafft, wenn<lb/>
GOtt den Sohn &#x017F;o &#x017F;chlägt? Gantz ferne &#x017F;ey von mir,<lb/>
mich von was anders rühmen, als, JESU! nur<lb/>
von dir und deinem Creutz allein. Das will ich<lb/>
nur allein als meinen Tro&#x017F;t beniemen, in dei-<lb/>
nen Wunden &#x017F;oll mein einzigs Lab&#x017F;al &#x017F;eyn.<lb/>
Laß auch in die&#x017F;er Nacht dein hochgepriesnes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c c</fw><fw place="bottom" type="catch">Creu-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[769/0791] Abend-Gebett am Freytage. dich erwürget, und meine Miſſethat hat dich ans Creutze bracht; doch haſt du meine Schuld mit Blut und Tod verbürget, und ſelbſten dich vor mich zum Schuldener gemacht. Ich zeige dir dein Blut, das du für mich vergoſſen, ſoll dieſer theure Schatz an mir verlohren ſeyn? Du haſt ja deine Bruſt den Sündern aufgeſchloſſen, ſo nimm mich Aermſten auch in deine Wunden ein. Aus deinen Dornen laß mir lauter Roſen blühen, durch deiner Bande Krafft verbinde mich mit dir. Dein Creutze müſſe mich recht nach der Höhe ziehen, die offne Seite ſey mein Weg zur Gnaden-Thür. Ach! ſprenge doch dein Blut auf mein zerknirſchtes Hertze, löſch ab des Vatters Zorn in dieſer rothen Fluth; Hilff mir durch deinen Schmertz von meinem Sünden-Schmertze, was ich nicht recht gethan, mach alles wieder gut. Ich will mein Fleiſch und Blut hinfort ans Creutze hefften, die Welt ſoll künfftig mir, ich ihr gecreutzigt ſeyn. Doch weil ich viel zu ſchwach in meinen eignen Kräfften, ſo pflantze du mir ſelbſt dein Creutz ins Hertz hinein. Laß deine Nägel mir durch mein Ge- wiſſen gehen, ſo offte mich die Luſt zu einer Sünde trägt. Traf diß das grüne Holtz, wie wirds ums dürre ſtehen? Wie wird der Knecht geſtrafft, wenn GOtt den Sohn ſo ſchlägt? Gantz ferne ſey von mir, mich von was anders rühmen, als, JESU! nur von dir und deinem Creutz allein. Das will ich nur allein als meinen Troſt beniemen, in dei- nen Wunden ſoll mein einzigs Labſal ſeyn. Laß auch in dieſer Nacht dein hochgepriesnes Creu- C c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/791
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/791>, abgerufen am 02.07.2024.