Creutze, zum Zeichen über mir und meinem Bethe stehn, daß mich mein Fleisch und Blut zu keiner Sünde reitze, und alle Feinde sonst bey mir vorüber gehn. Laß deine Trauer-Nacht zur Freuden-Nacht mir werden, der Engel sey bey mir, der dich gestärcket hat, dein hartes Lager dort am Oelberg auf der Er- den, verwandle sich bey mir zur sanfften Ruhestatt. Doch lasse mich nicht so, wie deine Jünger, schlafen, Gebett und Wachsamkeit erfordert auch mein Stand, kommt Judas und die Schaar mit Satans Wehr und Waffen, so gieb des Geistes Schwerdt mir in die Glaubens-Hand. Will mich der arge Feind als wie den Wäitzen sichten, so bete du für mich, da- mit der Glaube bleibt, bewahre meinen Schlaf vor Satans Mord-Gerichten, die er sonst in der Nacht mit seinen Schuppen treibt. Wie du am Creutze dich dem Vatter hast befohlen, so laß auch meinen Geist dir jetzt ergeben seyn. Willt du mich heute noch in deinen Himmel holen, so schlaf ich gantz ge- trost in deinen Wunden ein. Dein Creutz-Weg füh- ret mich aus allem Creutz und Leiden, dein Tod macht meinen Tod zur rechten Lebens-Bahn, dein letztes Angst-Geschrey erwirbt mir Himmels-Freu- den, auf deinem Golgatha treff ich mein Thabor an. Du hast dich in der Noth der Deinen angenommen, so laß die Meinen auch in deiner Obsicht stehn; will ihnen diese Nacht etwas zu nahe kommen, sprich nur ein eintzigs Wort: Fort, laßt mir diese gehn. Wir machen dein Verdienst zu unserm Schulter- Küssen, und legen uns zur Ruh, weil du vor uns
ge-
Abend-Gebett am Freytage.
Creutze, zum Zeichen über mir und meinem Bethe ſtehn, daß mich mein Fleiſch und Blut zu keiner Sünde reitze, und alle Feinde ſonſt bey mir vorüber gehn. Laß deine Trauer-Nacht zur Freuden-Nacht mir werden, der Engel ſey bey mir, der dich geſtärcket hat, dein hartes Lager dort am Oelberg auf der Er- den, verwandle ſich bey mir zur ſanfften Ruheſtatt. Doch laſſe mich nicht ſo, wie deine Jünger, ſchlafen, Gebett und Wachſamkeit erfordeꝛt auch mein Stand, kommt Judas und die Schaar mit Satans Wehr und Waffen, ſo gieb des Geiſtes Schwerdt mir in die Glaubens-Hand. Will mich der arge Feind als wie den Wäitzen ſichten, ſo bete du für mich, da- mit der Glaube bleibt, bewahre meinen Schlaf vor Satans Mord-Gerichten, die er ſonſt in der Nacht mit ſeinen Schuppen treibt. Wie du am Creutze dich dem Vatter haſt befohlen, ſo laß auch meinen Geiſt dir jetzt ergeben ſeyn. Willt du mich heute noch in deinen Himmel holen, ſo ſchlaf ich gantz ge- troſt in deinen Wunden ein. Dein Creutz-Weg füh- ret mich aus allem Creutz und Leiden, dein Tod macht meinen Tod zur rechten Lebens-Bahn, dein letztes Angſt-Geſchrey erwirbt mir Himmels-Freu- den, auf deinem Golgatha treff ich mein Thabor an. Du haſt dich in der Noth der Deinen angenommen, ſo laß die Meinen auch in deiner Obſicht ſtehn; will ihnen dieſe Nacht etwas zu nahe kommen, ſprich nur ein eintzigs Wort: Fort, laßt mir dieſe gehn. Wir machen dein Verdienſt zu unſerm Schulter- Küſſen, und legen uns zur Ruh, weil du vor uns
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Abend-Gebett am Freytage.
Creutze, zum Zeichen über mir und meinem Bethe
ſtehn, daß mich mein Fleiſch und Blut zu keiner
Sünde reitze, und alle Feinde ſonſt bey mir vorüber
gehn. Laß deine Trauer-Nacht zur Freuden-Nacht
mir werden, der Engel ſey bey mir, der dich geſtärcket
hat, dein hartes Lager dort am Oelberg auf der Er-
den, verwandle ſich bey mir zur ſanfften Ruheſtatt.
Doch laſſe mich nicht ſo, wie deine Jünger, ſchlafen,
Gebett und Wachſamkeit erfordeꝛt auch mein Stand,
kommt Judas und die Schaar mit Satans Wehr
und Waffen, ſo gieb des Geiſtes Schwerdt mir in
die Glaubens-Hand. Will mich der arge Feind als
wie den Wäitzen ſichten, ſo bete du für mich, da-
mit der Glaube bleibt, bewahre meinen Schlaf vor
Satans Mord-Gerichten, die er ſonſt in der Nacht
mit ſeinen Schuppen treibt. Wie du am Creutze
dich dem Vatter haſt befohlen, ſo laß auch meinen
Geiſt dir jetzt ergeben ſeyn. Willt du mich heute
noch in deinen Himmel holen, ſo ſchlaf ich gantz ge-
troſt in deinen Wunden ein. Dein Creutz-Weg füh-
ret mich aus allem Creutz und Leiden, dein Tod
macht meinen Tod zur rechten Lebens-Bahn, dein
letztes Angſt-Geſchrey erwirbt mir Himmels-Freu-
den, auf deinem Golgatha treff ich mein Thabor an.
Du haſt dich in der Noth der Deinen angenommen,
ſo laß die Meinen auch in deiner Obſicht ſtehn; will
ihnen dieſe Nacht etwas zu nahe kommen, ſprich
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Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/792>, abgerufen am 02.07.2024.
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