Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Abend-Gebett am Montage.
ne Abend-Gedancken, da ich mich zur Ruhe bege-
ben will. O wie soll ich genugsam dancken, daß
du mich aus und ein begleitet hast, daß ich meinen
Fuß an keinen Stein gestossen. Du hast mich ge-
speiset und geträncket, du hast mich getröstet und er-
quicket, dein Aufsehen hat meinen Odem bewahret,
und durch dich und deine Gnade stehe ich noch bis
auf den heutigen Tag. Alle diese und andere Wohl-
thaten sind lauter Stimmen, welche mich zu deinem
Lobe aufmuntern; darum so lobe den HErrn, mei-
ne Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Na-
men; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß
nicht, was er dir Gutes gethan hat. Vergieb mir,
o HErr! vergieb mir aus Gnaden, wenn ich heute
das Vorbild meines JEsu nicht vor Augen gehabt,
und deine Gebott aus den Augen gesetzet, hingegen
nach der Welt und mit der Welt gelebet, und mei-
nen Begierden freyen Lauf gelassen habe; wärest du
nicht ein langmüthiger GOtt, ja der Vatter der
Barmhertzigkeiten, so lebete ich nicht mehr, indem
kein Mensch so lange zusehen könnte, wie du mir
Zeit zur Busse und Umkehre gegeben hast. Ach,
HErr! ich schuldige mich, und thue Busse im Staub
und in der Asche. Der Tag ist nun dahin, tilge
auch meine Sünden, wie einen Nebel, und geden-
cke derselben nimmermehr; ich gelobe dir hiemit an,
in rechter Aufrichtigkeit meines Hertzens, daß ich
dir fleißig dienen, und meinen Wandel nach dei-
nem Wort einrichten will. Behüte mich diese
Nacht vor allen Nachstellungen des Feindes, vor

Un-

Abend-Gebett am Montage.
ne Abend-Gedancken, da ich mich zur Ruhe bege-
ben will. O wie ſoll ich genugſam dancken, daß
du mich aus und ein begleitet haſt, daß ich meinen
Fuß an keinen Stein geſtoſſen. Du haſt mich ge-
ſpeiſet und geträncket, du haſt mich getröſtet und er-
quicket, dein Aufſehen hat meinen Odem bewahret,
und durch dich und deine Gnade ſtehe ich noch bis
auf den heutigen Tag. Alle dieſe und andere Wohl-
thaten ſind lauter Stimmen, welche mich zu deinem
Lobe aufmuntern; darum ſo lobe den HErrn, mei-
ne Seele, und was in mir iſt, ſeinen heiligen Na-
men; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß
nicht, was er dir Gutes gethan hat. Vergieb mir,
o HErr! vergieb mir aus Gnaden, wenn ich heute
das Vorbild meines JEſu nicht vor Augen gehabt,
und deine Gebott aus den Augen geſetzet, hingegen
nach der Welt und mit der Welt gelebet, und mei-
nen Begierden freyen Lauf gelaſſen habe; wäreſt du
nicht ein langmüthiger GOtt, ja der Vatter der
Barmhertzigkeiten, ſo lebete ich nicht mehr, indem
kein Menſch ſo lange zuſehen könnte, wie du mir
Zeit zur Buſſe und Umkehre gegeben haſt. Ach,
HErr! ich ſchuldige mich, und thue Buſſe im Staub
und in der Aſche. Der Tag iſt nun dahin, tilge
auch meine Sünden, wie einen Nebel, und geden-
cke derſelben nimmermehr; ich gelobe dir hiemit an,
in rechter Aufrichtigkeit meines Hertzens, daß ich
dir fleißig dienen, und meinen Wandel nach dei-
nem Wort einrichten will. Behüte mich dieſe
Nacht vor allen Nachſtellungen des Feindes, vor

Un-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0810" n="788"/><fw place="top" type="header">Abend-Gebett am Montage.</fw><lb/>
ne Abend-Gedancken, da ich mich zur Ruhe bege-<lb/>
ben will. O wie &#x017F;oll ich genug&#x017F;am dancken, daß<lb/>
du mich aus und ein begleitet ha&#x017F;t, daß ich meinen<lb/>
Fuß an keinen Stein ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Du ha&#x017F;t mich ge-<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;et und geträncket, du ha&#x017F;t mich getrö&#x017F;tet und er-<lb/>
quicket, dein Auf&#x017F;ehen hat meinen Odem bewahret,<lb/>
und durch dich und deine Gnade &#x017F;tehe ich noch bis<lb/>
auf den heutigen Tag. Alle die&#x017F;e und andere Wohl-<lb/>
thaten &#x017F;ind lauter Stimmen, welche mich zu deinem<lb/>
Lobe aufmuntern; darum &#x017F;o lobe den HErrn, mei-<lb/>
ne Seele, und was in mir i&#x017F;t, &#x017F;einen heiligen Na-<lb/>
men; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß<lb/>
nicht, was er dir Gutes gethan hat. Vergieb mir,<lb/>
o HErr! vergieb mir aus Gnaden, wenn ich heute<lb/>
das Vorbild meines JE&#x017F;u nicht vor Augen gehabt,<lb/>
und deine Gebott aus den Augen ge&#x017F;etzet, hingegen<lb/>
nach der Welt und mit der Welt gelebet, und mei-<lb/>
nen Begierden freyen Lauf gela&#x017F;&#x017F;en habe; wäre&#x017F;t du<lb/>
nicht ein langmüthiger GOtt, ja der Vatter der<lb/>
Barmhertzigkeiten, &#x017F;o lebete ich nicht mehr, indem<lb/>
kein Men&#x017F;ch &#x017F;o lange zu&#x017F;ehen könnte, wie du mir<lb/>
Zeit zur Bu&#x017F;&#x017F;e und Umkehre gegeben ha&#x017F;t. Ach,<lb/>
HErr! ich &#x017F;chuldige mich, und thue Bu&#x017F;&#x017F;e im Staub<lb/>
und in der A&#x017F;che. Der Tag i&#x017F;t nun dahin, tilge<lb/>
auch meine Sünden, wie einen Nebel, und geden-<lb/>
cke der&#x017F;elben nimmermehr; ich gelobe dir hiemit an,<lb/>
in rechter Aufrichtigkeit meines Hertzens, daß ich<lb/>
dir fleißig dienen, und meinen Wandel nach dei-<lb/>
nem Wort einrichten will. Behüte mich die&#x017F;e<lb/>
Nacht vor allen Nach&#x017F;tellungen des Feindes, vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Un-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[788/0810] Abend-Gebett am Montage. ne Abend-Gedancken, da ich mich zur Ruhe bege- ben will. O wie ſoll ich genugſam dancken, daß du mich aus und ein begleitet haſt, daß ich meinen Fuß an keinen Stein geſtoſſen. Du haſt mich ge- ſpeiſet und geträncket, du haſt mich getröſtet und er- quicket, dein Aufſehen hat meinen Odem bewahret, und durch dich und deine Gnade ſtehe ich noch bis auf den heutigen Tag. Alle dieſe und andere Wohl- thaten ſind lauter Stimmen, welche mich zu deinem Lobe aufmuntern; darum ſo lobe den HErrn, mei- ne Seele, und was in mir iſt, ſeinen heiligen Na- men; lobe den HErrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Vergieb mir, o HErr! vergieb mir aus Gnaden, wenn ich heute das Vorbild meines JEſu nicht vor Augen gehabt, und deine Gebott aus den Augen geſetzet, hingegen nach der Welt und mit der Welt gelebet, und mei- nen Begierden freyen Lauf gelaſſen habe; wäreſt du nicht ein langmüthiger GOtt, ja der Vatter der Barmhertzigkeiten, ſo lebete ich nicht mehr, indem kein Menſch ſo lange zuſehen könnte, wie du mir Zeit zur Buſſe und Umkehre gegeben haſt. Ach, HErr! ich ſchuldige mich, und thue Buſſe im Staub und in der Aſche. Der Tag iſt nun dahin, tilge auch meine Sünden, wie einen Nebel, und geden- cke derſelben nimmermehr; ich gelobe dir hiemit an, in rechter Aufrichtigkeit meines Hertzens, daß ich dir fleißig dienen, und meinen Wandel nach dei- nem Wort einrichten will. Behüte mich dieſe Nacht vor allen Nachſtellungen des Feindes, vor Un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/810
Zitationshilfe: Schmolck, Benjamin: Das Himmlische Vergnügen in Gott, oder vollständiges Gebett-Buch. Neue Aufl. Basel, 1753, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmolck_vergnuegen_1753/810>, abgerufen am 23.11.2024.