Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.Die Technik des 13.--17. Jahrhunderts. Mühlenwesen und Eisenbereitung. mühlen scheinen ebenfalls in diese Epochen zu fallen. Anschaulich schildert uns W. Arnold,wie Klöster und Städte für den Wassermühlenbau damals thätig waren. Die Erfindung der Holzsägemühlen setzt Beck in den Anfang des 14. Jahrhunderts, ihre Verbreitung ins folgende. Ebenso wichtig war aber die Verwendung der Wasserkraft im 14. und Die älteste, unvollkommenste Eisenherstellung durch Schmelzen der Erze, Die Eisenverwendung nahm zu, und die Eisenschmelz- und Verarbeitungsgewerbe Schmoller, Grundriß der Volkswirtschaftslehre. I. 14
Die Technik des 13.—17. Jahrhunderts. Mühlenweſen und Eiſenbereitung. mühlen ſcheinen ebenfalls in dieſe Epochen zu fallen. Anſchaulich ſchildert uns W. Arnold,wie Klöſter und Städte für den Waſſermühlenbau damals thätig waren. Die Erfindung der Holzſägemühlen ſetzt Beck in den Anfang des 14. Jahrhunderts, ihre Verbreitung ins folgende. Ebenſo wichtig war aber die Verwendung der Waſſerkraft im 14. und Die älteſte, unvollkommenſte Eiſenherſtellung durch Schmelzen der Erze, Die Eiſenverwendung nahm zu, und die Eiſenſchmelz- und Verarbeitungsgewerbe Schmoller, Grundriß der Volkswirtſchaftslehre. I. 14
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Dem gegenüber waren gemauerte<lb/> ſogenannte Stücköfen 6—8 Fuß hoch, welche in 8—10 Stunden Luppen von einigen<lb/> Centnern mit erheblicher Kohlenerſparung und einer viel höheren Ausbringung des Eiſen-<lb/> gehaltes aus den Erzen lieferten, ein erheblicher Fortſchritt. Sie ſollen in Steiermark ſchon<lb/> im frühen Mittelalter beſtanden haben, verbreiteten ſich im ſpäteren und erhielten ſich<lb/> bis über 1800 in manchen europäiſchen Kulturländern (z. B. in Schmalkalden bis<lb/> 1847). Aus der Vergrößerung der Stücköfen gingen im 15. und 16. Jahrhundert in<lb/> Steiermark und anderen deutſchen Gegenden die erſten ſogenannten Hochöfen, 12—18 Fuß<lb/> hoch, am Boden 2½′, dann am ſogenannten Kohlenſack 4′ 2″ und oben an der Gicht<lb/> 1½′ weit, hervor. 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Die Technik des 13.—17. Jahrhunderts. Mühlenweſen und Eiſenbereitung.
mühlen ſcheinen ebenfalls in dieſe Epochen zu fallen. Anſchaulich ſchildert uns W. Arnold,
wie Klöſter und Städte für den Waſſermühlenbau damals thätig waren. Die Erfindung
der Holzſägemühlen ſetzt Beck in den Anfang des 14. Jahrhunderts, ihre Verbreitung
ins folgende.
Ebenſo wichtig war aber die Verwendung der Waſſerkraft im 14. und
15. Jahrhundert für den Bergbau; ſie mußte ihn wie die ganze Metallurgie nach
und nach umgeſtalten. Die Entſtehung der durch Waſſer getriebenen Pochwerke zum
Zerkleinern der Erze an Stelle des Zerſtoßens in Mörſern, die Bewegung des Blaſe-
balges am Erzſchmelzherde, der nun eine ganz andere Hitze erzeugte, die Hebung des
überflüſſigen Waſſers im Bergwerke und die Bewegung der viel größer werdenden
Hämmer durch die Kraft des Waſſerrades, das waren die großen techniſchen Errungen-
ſchaften, welche hauptſächlich dem 15. und 16. Jahrhunderte und Deutſchland angehörten.
Die Blüte des deutſchen Bergbaues und der deutſchen Eiſengewerbe war ebenſo die
Folge wie die gleich zu beſprechende Arbeitsteilung und Betriebsvergrößerung der Berg-
und Hüttenwerke. Das Ausziehen des Drahtes an Stelle des Hämmerns gehört dem
14. Jahrhundert an und führt bald auch zur Benutzung der Waſſerkraft; die Papier-
und die Ölmühlen folgten demnächſt. Da mehr und mehr alle erheblichen gewerblichen
Anſtalten die Waſſerkraft benutzten, ſo konnte dann in England der Gebrauch entſtehen,
ſie alle als „Mühlen“ zu bezeichnen.
Die älteſte, unvollkommenſte Eiſenherſtellung durch Schmelzen der Erze,
welche je nach der Güte 20—75 % Eiſengehalt haben, und durch nachträgliches Häm-
mern und Ausſchweißen in weiteren Feuern haben wir oben kennen gelernt. Die Öfen
des Altertums und älteren Mittelalters haben wir uns als offene Herdfeuer, 1—2 Fuß
tief, 2—3 Fuß im Quadrat, zu denken; noch Ende des vorigen Jahrhunderts traf man
ſolche in Spanien, im Meiningſchen, in der Oberpfalz; ſie gaben je in ein paar Stunden
Eiſenluppen von einigen bis 15—20 Kilogramm. Dem gegenüber waren gemauerte
ſogenannte Stücköfen 6—8 Fuß hoch, welche in 8—10 Stunden Luppen von einigen
Centnern mit erheblicher Kohlenerſparung und einer viel höheren Ausbringung des Eiſen-
gehaltes aus den Erzen lieferten, ein erheblicher Fortſchritt. Sie ſollen in Steiermark ſchon
im frühen Mittelalter beſtanden haben, verbreiteten ſich im ſpäteren und erhielten ſich
bis über 1800 in manchen europäiſchen Kulturländern (z. B. in Schmalkalden bis
1847). Aus der Vergrößerung der Stücköfen gingen im 15. und 16. Jahrhundert in
Steiermark und anderen deutſchen Gegenden die erſten ſogenannten Hochöfen, 12—18 Fuß
hoch, am Boden 2½′, dann am ſogenannten Kohlenſack 4′ 2″ und oben an der Gicht
1½′ weit, hervor. Die nun ſtatt von Menſchen und Tieren mit Waſſer bewegten ver-
größerten Blaſebälge gaben eine größere Hitze, das feſtere Mauerwerk hielt ſie beſſer
zuſammen: man erhielt viel größere Luppen und daneben zum erſtenmale flüſſiges Roh-
eiſen, was bisher überhaupt nicht herzuſtellen war. Es iſt ſpröder und härter, hat mehr
Kohlenbeimiſchung (1,8—5 %) als das Schmiedeeiſen und der Stahl. Einzelne der
großen Öfen ſtellten bald nur noch Roheiſen her, das dann auf Löſch- und Friſchherden
entkohlt, d. h. in Stahl- und Schmiedeeiſen umgewandelt wurde; andere erzeugten ab-
laufendes Roheiſen und Luppen nebeneinander; die erſtere Methode führte ſchon im
16. Jahrhundert zu unterbrochenen Prozeſſen von 8—25 Wochen. Das indirekt aus
Gußeiſen durch den Friſchprozeß hergeſtellte Schmiedeeiſen war gleichmäßiger und beſſer
als das alte, aus den Luppen der Stücköfen erhämmerte. Andererſeits taugten für
beſtimmte Zwecke die Gußwaren beſſer: für Öfen, Amboſſe, Kugeln, Kanonen, Kochtöpfe
fand das Gußeiſen eine ſteigende Anwendung.
Die Eiſenverwendung nahm zu, und die Eiſenſchmelz- und Verarbeitungsgewerbe
veränderten ihren Standort, ihre Organiſation; die Teilung der Arbeitsprozeſſe wurde
eine andere. Die älteſte Einheit des kleinen, irgendwo im Walde angeſiedelten Eiſenerz-
ſchmelzers, der zugleich als Schmied ſein Rohprodukt verarbeitete, war zwar längſt auf-
gelöſt, aber noch waren die meiſten Schmelzhütten klein und im Walde — der Holz-
kohlen wegen — zerſtreut. Mit der Möglichkeit, durch Waſſerkraft mehr und billigeres
Eiſen herzuſtellen, entſtanden größere Schmelzen an den Waſſergefällen und Thalrändern.
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