Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.Rückblick auf die Theorien der Arbeitsteilung. Schriften d. Ver. f. Socialpol. über Hausindustrie Bd. 39, 40, 41, 42, 84, 85, 86, 87. 1889bis 1899, über das Handwerk Bd. 62--71. 1895--1897. M. Mohl, Aus den gewerbswissenschaftlichen Ergebnissen einer Reise in Frankreich. 1845. -- Die S. 191 angeführten Werke Le Plays und Barbarets. -- Die sämtlichen Berichte über die Industrieausstellungen. 113. Dogmengeschichte. Wesen und Entstehung der Arbeits- Wir werden dieses Princip nur dann richtig fassen, wenn wir, wie im bisherigen, Seit die denkenden Griechen die Berufsgliederung in ihren rasch zu hoher Kultur Ich versuche, im folgenden zuerst eine Übersicht der hieher gehörigen Thatsachen Rückblick auf die Theorien der Arbeitsteilung. Schriften d. Ver. f. Socialpol. über Hausinduſtrie Bd. 39, 40, 41, 42, 84, 85, 86, 87. 1889bis 1899, über das Handwerk Bd. 62—71. 1895—1897. M. Mohl, Aus den gewerbswiſſenſchaftlichen Ergebniſſen einer Reiſe in Frankreich. 1845. — Die S. 191 angeführten Werke Le Plays und Barbarets. — Die ſämtlichen Berichte über die Induſtrieausſtellungen. 113. Dogmengeſchichte. Weſen und Entſtehung der Arbeits- Wir werden dieſes Princip nur dann richtig faſſen, wenn wir, wie im bisherigen, Seit die denkenden Griechen die Berufsgliederung in ihren raſch zu hoher Kultur Ich verſuche, im folgenden zuerſt eine Überſicht der hieher gehörigen Thatſachen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <listBibl> <bibl><pb facs="#f0341" n="325"/><fw place="top" type="header">Rückblick auf die Theorien der Arbeitsteilung.</fw><lb/> Schriften d. Ver. f. 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Wir haben in den letzten Kapiteln unterſucht, wie<lb/> einerſeits die Geſchlechts- und Blutsbeziehungen, andererſeits die Nachbarſchafts-,<lb/> Stammes- und Staatsbeziehungen die Menſchen verbinden und gruppieren, ſie wirt-<lb/> ſchaftlich organiſieren und zu typiſchen Organen und geſellſchaftlichen Formen verknüpfen.<lb/> Wir haben nun zu ſehen, wie Arbeit und Eigentum in dieſe Beziehungen und Organi-<lb/> ſationen eingreifen, die Menſchen differenzieren und gruppieren. Und es iſt da zunächſt<lb/> auszugehen von dem großen Princip der Arbeitsteilung, das wir im weiteſten Sinne<lb/> des Wortes faſſen, das nicht bloß wirtſchaftliche, ſondern viel allgemeinere Folgen für<lb/> alles menſchliche und geſellſchaftliche Leben hat, aber vor allem durch die Differenzierung<lb/> der Geſellſchaft volkswirtſchaftlich geſtaltend wirkt.</p><lb/> <p>Wir werden dieſes Princip nur dann richtig faſſen, wenn wir, wie im bisherigen,<lb/> von der geſellſchaftlichen Natur des Menſchen, von den verſchiedenen Arten geſellſchaft-<lb/> licher Verbindung, von den gemeinſamen Gefühlen und dem gemeinſamen Handeln der<lb/> Menſchen ausgehen. Aus den vorhandenen Gemeinſamkeiten geht alles hervor, was<lb/> wir Teilung der Arbeit nennen. Nur das thatſächlich oder in der Vorſtellung der<lb/> Menſchen Gemeinſame kann in ſeiner Scheidung als etwas Geteiltes aufgefaßt werden. —</p><lb/> <p>Seit die denkenden Griechen die Berufsgliederung in ihren raſch zu hoher Kultur<lb/> gelangten Gemeinweſen beobachtet ſowie die weitgehende gewerbliche Arbeitsteilung Ägyptens<lb/> als eine Urſache des dortigen Wohlſtandes erkannt hatten, bildet die Betrachtung der<lb/> geſellſchaftlichen Arbeitsteilung ein Element aller geſellſchaftlichen Theorien. Adam Smith<lb/> hat dann, ſich an Ferguſon anſchließend, die Arbeitsteilung in den Handwerksſtätten<lb/> und Manufakturen ſeiner Zeit ſtudiert, hat aus dieſen Erſcheinungen allgemeine Schlüſſe<lb/> gezogen, die techniſche und die tauſchwirtſchaftliche Arbeitsteilung zum Mittelpunkte<lb/> ſeines Syſtems gemacht. Mit merkwürdiger Gedankenarmut haben ſeine Nachfolger an<lb/> ſeinen Beiſpielen und Sätzen feſtgehalten, bis Marx die Beobachtungsreihen erweiterte,<lb/> die Arbeitsteilung in der heutigen Fabrik der Werkſtattarbeitsteilung des 18. Jahr-<lb/> hunderts entgegenſetzte. Einen weiteren Anſtoß hat die Lehre neuerdings durch die<lb/> Biologie erhalten. Sie begann Pflanzen und Tiere unter dem Bilde eines Zellenſtaates<lb/> zu betrachten, der durch Differenzierung der Zellenindividuen höhere Formen des Daſeins<lb/> erreiche; ſie lehrte, daß eine Art Arbeitsteilung die beſonderen Organe der Körper-<lb/> bedeckung, der Ernährung, der Fortpflanzung, die beſonderen Nervenzellen und Muskel-<lb/> zellen geſchaffen habe; ſie wies nach, daß die niedrigſtehenden Weſen eine geringe, die<lb/> am höchſten ſtehenden die entwickeltſte Arbeitsteilung aufzeigen; ſie lenkte unſere Auf-<lb/> merkſamkeit weiter auf die Arbeitsteilung der Tierſtaaten hin; hauptſächlich Herbert<lb/> Spencer und Schäffle haben dieſe Gedankenreihen ſtaatswiſſenſchaftlich zu verwerten,<lb/> durch Vergleichungen und Analogien Anregung zu geben geſucht; ſie haben aber auch<lb/> da und dort den großen Unterſchied zwiſchen dem Zellenſtaate und der menſchlichen<lb/> Geſellſchaft überſehen, der darin beſteht, daß ſelbſt der niedrigſte und roheſte Menſch<lb/> in ganz anderem Maße Selbſtzweck bleibt als die Pflanzen- oder Tierzelle. Jedenfalls<lb/> iſt es zunächſt Aufgabe der ſocialen Wiſſenſchaften, die geſellſchaftliche Arbeitsteilung<lb/> für ſich zu betrachten, ſie nach allen Seiten richtig zu beſchreiben, die hieher gehörigen<lb/> Erſcheinungen zu klaſſifizieren und daraus die für unſere Wiſſenſchaft brauchbaren<lb/> Schlüſſe zu ziehen. Einen ſolchen Verſuch habe ich 1889 veröffentlicht. Bücher iſt 1893<lb/> mit einer Unterſuchung der gewerblichen Arbeitsteilung und ihrer Unterarten gefolgt.<lb/> Simmel und Dürkheim haben die Frage vom ſociologiſchen Standpunkte aus behandelt.</p><lb/> <p>Ich verſuche, im folgenden zuerſt eine Überſicht der hieher gehörigen Thatſachen<lb/> zu geben, dann die wichtigſten allgemeinen Schlüſſe daraus zu ziehen. Ich muß aber<lb/> vorher doch über Begriff und Entſtehung der Arbeitsteilung ein paar Worte ſagen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0341]
Rückblick auf die Theorien der Arbeitsteilung.
Schriften d. Ver. f. Socialpol. über Hausinduſtrie Bd. 39, 40, 41, 42, 84, 85, 86, 87. 1889
bis 1899, über das Handwerk Bd. 62—71. 1895—1897.
M. Mohl, Aus den gewerbswiſſenſchaftlichen Ergebniſſen einer Reiſe in Frankreich. 1845. —
Die S. 191 angeführten Werke Le Plays und Barbarets. — Die ſämtlichen Berichte über die
Induſtrieausſtellungen.
113. Dogmengeſchichte. Weſen und Entſtehung der Arbeits-
teilung. Stoffeinteilung. Wir haben in den letzten Kapiteln unterſucht, wie
einerſeits die Geſchlechts- und Blutsbeziehungen, andererſeits die Nachbarſchafts-,
Stammes- und Staatsbeziehungen die Menſchen verbinden und gruppieren, ſie wirt-
ſchaftlich organiſieren und zu typiſchen Organen und geſellſchaftlichen Formen verknüpfen.
Wir haben nun zu ſehen, wie Arbeit und Eigentum in dieſe Beziehungen und Organi-
ſationen eingreifen, die Menſchen differenzieren und gruppieren. Und es iſt da zunächſt
auszugehen von dem großen Princip der Arbeitsteilung, das wir im weiteſten Sinne
des Wortes faſſen, das nicht bloß wirtſchaftliche, ſondern viel allgemeinere Folgen für
alles menſchliche und geſellſchaftliche Leben hat, aber vor allem durch die Differenzierung
der Geſellſchaft volkswirtſchaftlich geſtaltend wirkt.
Wir werden dieſes Princip nur dann richtig faſſen, wenn wir, wie im bisherigen,
von der geſellſchaftlichen Natur des Menſchen, von den verſchiedenen Arten geſellſchaft-
licher Verbindung, von den gemeinſamen Gefühlen und dem gemeinſamen Handeln der
Menſchen ausgehen. Aus den vorhandenen Gemeinſamkeiten geht alles hervor, was
wir Teilung der Arbeit nennen. Nur das thatſächlich oder in der Vorſtellung der
Menſchen Gemeinſame kann in ſeiner Scheidung als etwas Geteiltes aufgefaßt werden. —
Seit die denkenden Griechen die Berufsgliederung in ihren raſch zu hoher Kultur
gelangten Gemeinweſen beobachtet ſowie die weitgehende gewerbliche Arbeitsteilung Ägyptens
als eine Urſache des dortigen Wohlſtandes erkannt hatten, bildet die Betrachtung der
geſellſchaftlichen Arbeitsteilung ein Element aller geſellſchaftlichen Theorien. Adam Smith
hat dann, ſich an Ferguſon anſchließend, die Arbeitsteilung in den Handwerksſtätten
und Manufakturen ſeiner Zeit ſtudiert, hat aus dieſen Erſcheinungen allgemeine Schlüſſe
gezogen, die techniſche und die tauſchwirtſchaftliche Arbeitsteilung zum Mittelpunkte
ſeines Syſtems gemacht. Mit merkwürdiger Gedankenarmut haben ſeine Nachfolger an
ſeinen Beiſpielen und Sätzen feſtgehalten, bis Marx die Beobachtungsreihen erweiterte,
die Arbeitsteilung in der heutigen Fabrik der Werkſtattarbeitsteilung des 18. Jahr-
hunderts entgegenſetzte. Einen weiteren Anſtoß hat die Lehre neuerdings durch die
Biologie erhalten. Sie begann Pflanzen und Tiere unter dem Bilde eines Zellenſtaates
zu betrachten, der durch Differenzierung der Zellenindividuen höhere Formen des Daſeins
erreiche; ſie lehrte, daß eine Art Arbeitsteilung die beſonderen Organe der Körper-
bedeckung, der Ernährung, der Fortpflanzung, die beſonderen Nervenzellen und Muskel-
zellen geſchaffen habe; ſie wies nach, daß die niedrigſtehenden Weſen eine geringe, die
am höchſten ſtehenden die entwickeltſte Arbeitsteilung aufzeigen; ſie lenkte unſere Auf-
merkſamkeit weiter auf die Arbeitsteilung der Tierſtaaten hin; hauptſächlich Herbert
Spencer und Schäffle haben dieſe Gedankenreihen ſtaatswiſſenſchaftlich zu verwerten,
durch Vergleichungen und Analogien Anregung zu geben geſucht; ſie haben aber auch
da und dort den großen Unterſchied zwiſchen dem Zellenſtaate und der menſchlichen
Geſellſchaft überſehen, der darin beſteht, daß ſelbſt der niedrigſte und roheſte Menſch
in ganz anderem Maße Selbſtzweck bleibt als die Pflanzen- oder Tierzelle. Jedenfalls
iſt es zunächſt Aufgabe der ſocialen Wiſſenſchaften, die geſellſchaftliche Arbeitsteilung
für ſich zu betrachten, ſie nach allen Seiten richtig zu beſchreiben, die hieher gehörigen
Erſcheinungen zu klaſſifizieren und daraus die für unſere Wiſſenſchaft brauchbaren
Schlüſſe zu ziehen. Einen ſolchen Verſuch habe ich 1889 veröffentlicht. Bücher iſt 1893
mit einer Unterſuchung der gewerblichen Arbeitsteilung und ihrer Unterarten gefolgt.
Simmel und Dürkheim haben die Frage vom ſociologiſchen Standpunkte aus behandelt.
Ich verſuche, im folgenden zuerſt eine Überſicht der hieher gehörigen Thatſachen
zu geben, dann die wichtigſten allgemeinen Schlüſſe daraus zu ziehen. Ich muß aber
vorher doch über Begriff und Entſtehung der Arbeitsteilung ein paar Worte ſagen.
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