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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Die preußischen Aufnahmen.
dingungen der gewerblichen Entwickelung waren wieder
andere geworden; die Ernten sind bessere, die Groß-
industrie und der Welthandel nehmen stärker zu, als je.
Die größeren Städte wachsen in ihrer Bevölkerung
mehr und mehr, die Eisenbahnbauten vollenden sich in
den meisten Provinzen. Das wirkt auch auf die Klein-
gewerbe, wenigstens auf einen Theil derselben zurück.
Auch die Kreditvereine von Schulze - Delitzsch beginnen
ihren segensvollen Einfluß zu üben. Besonders ein-
zelne Geschäfte dehnen sich aus, beschäftigen mehr
Gehülfen. Die Gesammtzahl ist 1858 um circa 50000
Personen höher als 1855, 1861 ist sie abermals um
40000 Personen gestiegen, und sie würde sich noch
wesentlich höher darstellen, wenn die Zahl der Leinen-
spinner von 1858--61 nicht um circa 40000 abge-
nommen hätte. Will man hiervon absehen und setzt
deshalb für 1861 noch 40000 Personen zu, so ist
auch die relative Zunahme 1858--61 größer als die
von 1855--58. Die Handwerker würden danach
1855 = 5,85 %, 1858 = 5,95 % und 1861 = 6,11 %
der ganzen Bevölkerung ausmachen.

Die Zunahme von 1855--61 liegt in der Gehülfen-
zahl und konzentrirt sich auch hier auf einige Haupthand-
werke, auf solche, die einen fabrikartigen Betrieb ein-
zuführen anfangen, und solche, die jederzeit mit
wachsendem Wohlstand sich ausdehnen; dahin gehören
die Schuhmacher, Seiler, Schneider, Putzmacher, Riemer,
Tischler, Rade- und Stellmacher, Schmiede, Schlosser,
Zimmerleute und Maurer. Sie sind es hauptsächlich,
deren Gehülfenzahl von 1855--61 wesentlich wuchs.

Die preußiſchen Aufnahmen.
dingungen der gewerblichen Entwickelung waren wieder
andere geworden; die Ernten ſind beſſere, die Groß-
induſtrie und der Welthandel nehmen ſtärker zu, als je.
Die größeren Städte wachſen in ihrer Bevölkerung
mehr und mehr, die Eiſenbahnbauten vollenden ſich in
den meiſten Provinzen. Das wirkt auch auf die Klein-
gewerbe, wenigſtens auf einen Theil derſelben zurück.
Auch die Kreditvereine von Schulze - Delitzſch beginnen
ihren ſegensvollen Einfluß zu üben. Beſonders ein-
zelne Geſchäfte dehnen ſich aus, beſchäftigen mehr
Gehülfen. Die Geſammtzahl iſt 1858 um circa 50000
Perſonen höher als 1855, 1861 iſt ſie abermals um
40000 Perſonen geſtiegen, und ſie würde ſich noch
weſentlich höher darſtellen, wenn die Zahl der Leinen-
ſpinner von 1858—61 nicht um circa 40000 abge-
nommen hätte. Will man hiervon abſehen und ſetzt
deshalb für 1861 noch 40000 Perſonen zu, ſo iſt
auch die relative Zunahme 1858—61 größer als die
von 1855—58. Die Handwerker würden danach
1855 = 5,85 %, 1858 = 5,95 % und 1861 = 6,11 %
der ganzen Bevölkerung ausmachen.

Die Zunahme von 1855—61 liegt in der Gehülfen-
zahl und konzentrirt ſich auch hier auf einige Haupthand-
werke, auf ſolche, die einen fabrikartigen Betrieb ein-
zuführen anfangen, und ſolche, die jederzeit mit
wachſendem Wohlſtand ſich ausdehnen; dahin gehören
die Schuhmacher, Seiler, Schneider, Putzmacher, Riemer,
Tiſchler, Rade- und Stellmacher, Schmiede, Schloſſer,
Zimmerleute und Maurer. Sie ſind es hauptſächlich,
deren Gehülfenzahl von 1855—61 weſentlich wuchs.

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[94/0116] Die preußiſchen Aufnahmen. dingungen der gewerblichen Entwickelung waren wieder andere geworden; die Ernten ſind beſſere, die Groß- induſtrie und der Welthandel nehmen ſtärker zu, als je. Die größeren Städte wachſen in ihrer Bevölkerung mehr und mehr, die Eiſenbahnbauten vollenden ſich in den meiſten Provinzen. Das wirkt auch auf die Klein- gewerbe, wenigſtens auf einen Theil derſelben zurück. Auch die Kreditvereine von Schulze - Delitzſch beginnen ihren ſegensvollen Einfluß zu üben. Beſonders ein- zelne Geſchäfte dehnen ſich aus, beſchäftigen mehr Gehülfen. Die Geſammtzahl iſt 1858 um circa 50000 Perſonen höher als 1855, 1861 iſt ſie abermals um 40000 Perſonen geſtiegen, und ſie würde ſich noch weſentlich höher darſtellen, wenn die Zahl der Leinen- ſpinner von 1858—61 nicht um circa 40000 abge- nommen hätte. Will man hiervon abſehen und ſetzt deshalb für 1861 noch 40000 Perſonen zu, ſo iſt auch die relative Zunahme 1858—61 größer als die von 1855—58. Die Handwerker würden danach 1855 = 5,85 %, 1858 = 5,95 % und 1861 = 6,11 % der ganzen Bevölkerung ausmachen. Die Zunahme von 1855—61 liegt in der Gehülfen- zahl und konzentrirt ſich auch hier auf einige Haupthand- werke, auf ſolche, die einen fabrikartigen Betrieb ein- zuführen anfangen, und ſolche, die jederzeit mit wachſendem Wohlſtand ſich ausdehnen; dahin gehören die Schuhmacher, Seiler, Schneider, Putzmacher, Riemer, Tiſchler, Rade- und Stellmacher, Schmiede, Schloſſer, Zimmerleute und Maurer. Sie ſind es hauptſächlich, deren Gehülfenzahl von 1855—61 weſentlich wuchs.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/116>, abgerufen am 24.11.2024.