Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Kleingewerbe 1855--1861.

Immer ist die Zunahme aber nicht allzubedeutend,
und die Zunahme der Gehülfen hat die Kehrseite einer
abnehmenden Meisterzahl. Daraus erklärt sich auch, daß
wir von 1849 ab den Prozentantheil der handwerks-
mäßigen Bevölkerung mit ihren Familien an der Gesammt-
bevölkerung als einen abnehmenden berechneten. Dieser
Prozentantheil war:
1849 . . . . . 16,52 %.
1852 . . . . . 16,03 %.
1853 . . . . . 15,70 %.
1858 . . . . . 15,45 %.
1861 . . . . . 14,87 %.

Natürlich, wenn man die abnehmende Meisterzahl
mit 4,1 Personen multiplizirt, dazu auch die etwas
zunehmenden Gehülfen addirt, so müssen die ganzen
Summen gegenüber einer rasch wachsenden Bevölkerung
sinkende sein.

Die Lage der meisten kleinen Geschäfte ist
übrigens auch gegen 1861, auch 1861--65, in welchen
Jahren besonders die Löhne stiegen, die Lebensmittel
billig waren, in welchen der Absatz allerwärts flott ging,
keine sonderlich günstige. Ein mehr oder weniger trau-
riges Bild gibt die Zusammenstellung des einschlägigen
Materials aus den landräthlichen Kreisbeschreibungen
(1858--66) im Jahrbuch für die amtliche Statistik des
preußischen Staates. 1 Sieht man manchem der Berichte
die landräthlich konservative Tendenz an, die Ver-
gangenheit auf Kosten der Gegenwart, das Zunftwesen
auf Kosten der heutigen Gesetze zu erheben; in den

1 Jahrg. II. Berlin 1867. S. 265--348.
Die Kleingewerbe 1855—1861.

Immer iſt die Zunahme aber nicht allzubedeutend,
und die Zunahme der Gehülfen hat die Kehrſeite einer
abnehmenden Meiſterzahl. Daraus erklärt ſich auch, daß
wir von 1849 ab den Prozentantheil der handwerks-
mäßigen Bevölkerung mit ihren Familien an der Geſammt-
bevölkerung als einen abnehmenden berechneten. Dieſer
Prozentantheil war:
1849 . . . . . 16,52 %.
1852 . . . . . 16,03 %.
1853 . . . . . 15,70 %.
1858 . . . . . 15,45 %.
1861 . . . . . 14,87 %.

Natürlich, wenn man die abnehmende Meiſterzahl
mit 4,1 Perſonen multiplizirt, dazu auch die etwas
zunehmenden Gehülfen addirt, ſo müſſen die ganzen
Summen gegenüber einer raſch wachſenden Bevölkerung
ſinkende ſein.

Die Lage der meiſten kleinen Geſchäfte iſt
übrigens auch gegen 1861, auch 1861—65, in welchen
Jahren beſonders die Löhne ſtiegen, die Lebensmittel
billig waren, in welchen der Abſatz allerwärts flott ging,
keine ſonderlich günſtige. Ein mehr oder weniger trau-
riges Bild gibt die Zuſammenſtellung des einſchlägigen
Materials aus den landräthlichen Kreisbeſchreibungen
(1858—66) im Jahrbuch für die amtliche Statiſtik des
preußiſchen Staates. 1 Sieht man manchem der Berichte
die landräthlich konſervative Tendenz an, die Ver-
gangenheit auf Koſten der Gegenwart, das Zunftweſen
auf Koſten der heutigen Geſetze zu erheben; in den

1 Jahrg. II. Berlin 1867. S. 265—348.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0117" n="95"/>
          <fw place="top" type="header">Die Kleingewerbe 1855&#x2014;1861.</fw><lb/>
          <p>Immer i&#x017F;t die Zunahme aber nicht allzubedeutend,<lb/>
und die Zunahme der Gehülfen hat die Kehr&#x017F;eite einer<lb/>
abnehmenden Mei&#x017F;terzahl. Daraus erklärt &#x017F;ich auch, daß<lb/>
wir von 1849 ab den Prozentantheil der handwerks-<lb/>
mäßigen Bevölkerung mit ihren Familien an der Ge&#x017F;ammt-<lb/>
bevölkerung als einen abnehmenden berechneten. Die&#x017F;er<lb/>
Prozentantheil war:<lb/><hi rendition="#c">1849 . . . . . 16,<hi rendition="#sub">52</hi> %.<lb/>
1852 . . . . . 16,<hi rendition="#sub">03</hi> %.<lb/>
1853 . . . . . 15,<hi rendition="#sub">70</hi> %.<lb/>
1858 . . . . . 15,<hi rendition="#sub">45</hi> %.<lb/>
1861 . . . . . 14,<hi rendition="#sub">87</hi> %.</hi></p><lb/>
          <p>Natürlich, wenn man die abnehmende Mei&#x017F;terzahl<lb/>
mit 4,<hi rendition="#sub">1</hi> Per&#x017F;onen multiplizirt, dazu auch die etwas<lb/>
zunehmenden Gehülfen addirt, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en die ganzen<lb/>
Summen gegenüber einer ra&#x017F;ch wach&#x017F;enden Bevölkerung<lb/>
&#x017F;inkende &#x017F;ein.</p><lb/>
          <p>Die Lage der mei&#x017F;ten <hi rendition="#g">kleinen Ge&#x017F;chäfte</hi> i&#x017F;t<lb/>
übrigens auch gegen 1861, auch 1861&#x2014;65, in welchen<lb/>
Jahren be&#x017F;onders die Löhne &#x017F;tiegen, die Lebensmittel<lb/>
billig waren, in welchen der Ab&#x017F;atz allerwärts flott ging,<lb/>
keine &#x017F;onderlich gün&#x017F;tige. Ein mehr oder weniger trau-<lb/>
riges Bild gibt die Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung des ein&#x017F;chlägigen<lb/>
Materials aus den landräthlichen Kreisbe&#x017F;chreibungen<lb/>
(1858&#x2014;66) im Jahrbuch für die amtliche Stati&#x017F;tik des<lb/>
preußi&#x017F;chen Staates. <note place="foot" n="1">Jahrg. <hi rendition="#aq">II.</hi> Berlin 1867. S. 265&#x2014;348.</note> Sieht man manchem der Berichte<lb/>
die landräthlich kon&#x017F;ervative Tendenz an, die Ver-<lb/>
gangenheit auf Ko&#x017F;ten der Gegenwart, das Zunftwe&#x017F;en<lb/>
auf Ko&#x017F;ten der heutigen Ge&#x017F;etze zu erheben; in den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0117] Die Kleingewerbe 1855—1861. Immer iſt die Zunahme aber nicht allzubedeutend, und die Zunahme der Gehülfen hat die Kehrſeite einer abnehmenden Meiſterzahl. Daraus erklärt ſich auch, daß wir von 1849 ab den Prozentantheil der handwerks- mäßigen Bevölkerung mit ihren Familien an der Geſammt- bevölkerung als einen abnehmenden berechneten. Dieſer Prozentantheil war: 1849 . . . . . 16,52 %. 1852 . . . . . 16,03 %. 1853 . . . . . 15,70 %. 1858 . . . . . 15,45 %. 1861 . . . . . 14,87 %. Natürlich, wenn man die abnehmende Meiſterzahl mit 4,1 Perſonen multiplizirt, dazu auch die etwas zunehmenden Gehülfen addirt, ſo müſſen die ganzen Summen gegenüber einer raſch wachſenden Bevölkerung ſinkende ſein. Die Lage der meiſten kleinen Geſchäfte iſt übrigens auch gegen 1861, auch 1861—65, in welchen Jahren beſonders die Löhne ſtiegen, die Lebensmittel billig waren, in welchen der Abſatz allerwärts flott ging, keine ſonderlich günſtige. Ein mehr oder weniger trau- riges Bild gibt die Zuſammenſtellung des einſchlägigen Materials aus den landräthlichen Kreisbeſchreibungen (1858—66) im Jahrbuch für die amtliche Statiſtik des preußiſchen Staates. 1 Sieht man manchem der Berichte die landräthlich konſervative Tendenz an, die Ver- gangenheit auf Koſten der Gegenwart, das Zunftweſen auf Koſten der heutigen Geſetze zu erheben; in den 1 Jahrg. II. Berlin 1867. S. 265—348.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/117
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/117>, abgerufen am 21.11.2024.