Texte mitgetheilt, auch absichtlich die Hauptresultate der Tabelle nochmals in Worten ausgesprochen, was ja in offiziellen Publikationen, wie in Werken für den Statistiker von Fach zu vermeiden ist.
Wenn ich dabei möglichst suchte, die Zahlen ganz für sich sprechen zu lassen, so weiß doch jeder Statistiker, daß das nur möglich ist, wenn der, welcher die Zahlen vorführt, eine genaue vollständige Kenntniß der realen Verhältnisse hat, um die es sich handelt. Und dazu rechne ich nicht nur eine Kenntniß der spezifisch gewerb- lichen Zustände, der Technik der Gewerbe, der Absatz- und Preisverhältnisse, sondern ebenso sehr eine Kenntniß der psychologischen und sittlichen Zustände, der Personen, um die es sich handelt, der Art, wie die betreffenden wirthschaftlichen Klassen sozial und sonst mit einander verkehren und stehen.
Ich habe mich in dieser Beziehung bemüht, das große literarische Material, das in den Handelskammer- berichten, in den Ausstellungsberichten, sowie in den volkswirthschaftlichen Zeitschriften liegt, zu verwerthen. Ich sammle seit Jahren an der sehr umfangreichen Brochürenliteratur über deutsche Volkswirthschaft des 19ten Jahrhunderts. Auf manchen Reisen und Wan- derungen habe ich den Süden und den Norden des Zollvereins durchstreift, die großen Fabriken besichtigt, die Werkstätten der Handwerker aufgesucht und in den Wohnungen der Arbeiter eingesprochen. Aber immer bleibt das, was man so selbst gesehen, sogar das, was man selbst gelesen und studirt hat, gegenüber dem großen Gebiete des gewerblichen Lebens ein kleines
Vorrede.
Texte mitgetheilt, auch abſichtlich die Hauptreſultate der Tabelle nochmals in Worten ausgeſprochen, was ja in offiziellen Publikationen, wie in Werken für den Statiſtiker von Fach zu vermeiden iſt.
Wenn ich dabei möglichſt ſuchte, die Zahlen ganz für ſich ſprechen zu laſſen, ſo weiß doch jeder Statiſtiker, daß das nur möglich iſt, wenn der, welcher die Zahlen vorführt, eine genaue vollſtändige Kenntniß der realen Verhältniſſe hat, um die es ſich handelt. Und dazu rechne ich nicht nur eine Kenntniß der ſpezifiſch gewerb- lichen Zuſtände, der Technik der Gewerbe, der Abſatz- und Preisverhältniſſe, ſondern ebenſo ſehr eine Kenntniß der pſychologiſchen und ſittlichen Zuſtände, der Perſonen, um die es ſich handelt, der Art, wie die betreffenden wirthſchaftlichen Klaſſen ſozial und ſonſt mit einander verkehren und ſtehen.
Ich habe mich in dieſer Beziehung bemüht, das große literariſche Material, das in den Handelskammer- berichten, in den Ausſtellungsberichten, ſowie in den volkswirthſchaftlichen Zeitſchriften liegt, zu verwerthen. Ich ſammle ſeit Jahren an der ſehr umfangreichen Brochürenliteratur über deutſche Volkswirthſchaft des 19ten Jahrhunderts. Auf manchen Reiſen und Wan- derungen habe ich den Süden und den Norden des Zollvereins durchſtreift, die großen Fabriken beſichtigt, die Werkſtätten der Handwerker aufgeſucht und in den Wohnungen der Arbeiter eingeſprochen. Aber immer bleibt das, was man ſo ſelbſt geſehen, ſogar das, was man ſelbſt geleſen und ſtudirt hat, gegenüber dem großen Gebiete des gewerblichen Lebens ein kleines
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[VIII/0014]
Vorrede.
Texte mitgetheilt, auch abſichtlich die Hauptreſultate
der Tabelle nochmals in Worten ausgeſprochen, was
ja in offiziellen Publikationen, wie in Werken für den
Statiſtiker von Fach zu vermeiden iſt.
Wenn ich dabei möglichſt ſuchte, die Zahlen ganz
für ſich ſprechen zu laſſen, ſo weiß doch jeder Statiſtiker,
daß das nur möglich iſt, wenn der, welcher die Zahlen
vorführt, eine genaue vollſtändige Kenntniß der realen
Verhältniſſe hat, um die es ſich handelt. Und dazu
rechne ich nicht nur eine Kenntniß der ſpezifiſch gewerb-
lichen Zuſtände, der Technik der Gewerbe, der Abſatz-
und Preisverhältniſſe, ſondern ebenſo ſehr eine Kenntniß
der pſychologiſchen und ſittlichen Zuſtände, der Perſonen,
um die es ſich handelt, der Art, wie die betreffenden
wirthſchaftlichen Klaſſen ſozial und ſonſt mit einander
verkehren und ſtehen.
Ich habe mich in dieſer Beziehung bemüht, das
große literariſche Material, das in den Handelskammer-
berichten, in den Ausſtellungsberichten, ſowie in den
volkswirthſchaftlichen Zeitſchriften liegt, zu verwerthen.
Ich ſammle ſeit Jahren an der ſehr umfangreichen
Brochürenliteratur über deutſche Volkswirthſchaft des
19ten Jahrhunderts. Auf manchen Reiſen und Wan-
derungen habe ich den Süden und den Norden des
Zollvereins durchſtreift, die großen Fabriken beſichtigt,
die Werkſtätten der Handwerker aufgeſucht und in den
Wohnungen der Arbeiter eingeſprochen. Aber immer
bleibt das, was man ſo ſelbſt geſehen, ſogar das, was
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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/14>, abgerufen am 23.11.2024.
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